China, Washington, Karlsruhe Dow schließt im Minus
10.09.2012, 22:50 Uhr
Die Südspitze Manhattans am Vorabend des elften Jahrestags.
(Foto: REUTERS)
Schwache Daten aus Fernost belasten am ersten Handelstag der Woche die Stimmung an den US-Börsen. Vor der ESM-Entscheidung aus Karlsruhe und dem Zinsentscheid der Fed bewegen sich Anleger überaus vorsichtig durch den Markt. Die Aktien von HP legen leicht zu.

"Nach der starken Entwicklung vergangene Woche mit neuen Hochständen legt der Markt eine Pause ein."
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Sorgen um die Weltkonjunktur haben die US-Börsen zu Wochenbeginn belastet. "Die Optimisten haben etwas kalte Füße bekommen wegen der schwachen Wirtschaftsdaten aus China", erläuterte Volkswirt Steven Ricchiuto von Mizuho Securities USA die Stimmungslage an der Wall Street. Die chinesischen Importe gingen im August überraschend zurück, während die Exporte weniger als erwartet zulegten. In Japan wuchs die Wirtschaft im zweiten Quartal schwächer als zunächst prognostiziert. "Nach der starken Entwicklung vergangene Woche mit neuen Hochständen legt der Markt eine Pause ein und hält nach weiterem Treibstoff Ausschau", sagte Marktanalyst Andre Bakhos von Lek Securities in New York.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,4 Prozent tiefer auf 13.254 Punkten. Im Handelsverlauf bewegte sich das Marktbarometer zwischen 13.251 und 13.324 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 verlor 0,6 Prozent auf 1429 Zähler. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq gab ein Prozent nach auf 3104 Stellen. In Frankfurt war der Dax zuvor nahezu unverändert bei 7213 Punkten aus dem Handel gegangen.
Die Anleger warteten auf positive Nachrichten aus Europa und von der US-Notenbank (Fed), ergänzte Joe Benanti von Rosenblatt Securities. Im Wochenverlauf stehen mit großer Spannung erwartete Entscheidungen an: Am Dienstag und am Mittwoch entscheidet das Bundesverfassungsgericht über mehrere Eilanträge gegen den permanenten Euro-Rettungsschirm ESM. Dieser soll den temporären Schirm EFSF ablösen. Die Entscheidungen sind auch deswegen so wichtig, weil die EZB ihr neues Anleihekaufprogramm an die beiden Rettungsschirme geknüpft hat. Die Eurozone rechnet mit der Einrichtung des ESM im Oktober. In Brüssel werde erwartet, dass das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe den Rettungsschirm am Mittwoch im Grundsatz billigen werde, sagte ein EU-Diplomat.
Am Donnerstag steht zudem die viel beachtete Sitzung der US-Notenbank Fed auf dem Programm. Angesichts der schleppenden Erholung des US-Arbeitsmarkts rechnen viele Beobachter damit, dass die Fed ihre bereits sehr expansive Geldpolitik nochmals lockern wird.
Unter den Einzeltiteln stachen die Papiere von AIG heraus: Sie büßten 2,03 Prozent ein, nachdem das US-Finanzministerium den Verkauf von gestartet hatte. Zuletzt hatte der Staat seinen Anteil an AIG im August auf 53 Prozent reduziert. Damals hatte das Finanzministerium insgesamt 5,75 Mrd. Dollar eingenommen. Das US-Finanzministerium hatte die neue Verkaufsaktion am Vortag angekündigt. Damit wird der Staat erstmals seit seinem Rettungseinsatz für AIG vor vier Jahren zum Minderheitsaktionär des einst weltgrößten Versicherers.
Neben AIG wurden auch Bankenwerte eher gemieden: Im Leitindex gaben Bank of America und JPMorgan um 2,50 beziehungsweise 1,37 Prozent nach.
Der Kurs des Ölproduzenten Plains Exploration & Production (PXP) brach um 10,5 Prozent ein. Das Unternehmen kauft dem britischen Rohstoffkonzern BP für 5,6 Mrd. Dollar Öl- und Gasvorkommen im Golf von Mexiko ab.
Auf den Verkaufslisten der Börsianer standen auch die Anteilsscheine von Intel. Das Hightech-Dividendenpapier ließ 3,8 Prozent Federn. Der Konzern hatte zuvor seine Prognosen für den Umsatz und die Bruttomarge im laufenden Jahr zurückgezogen. "Heute fahren wir ein wenig im Rückwärtsgang, einige Börsianer machen Kasse im Hochtechnologiesektor nach der vergangenen Woche", sagte Gary Wedbush von der regionalen Investmentbank Wedbush Morgan.
Aufwärts ging es dagegen bei Hewlett Packard (HP), der Kurs stieg um knapp ein Prozent. Der Computerhersteller will noch mehr Personal abbauen als bislang geplant. In den kommenden zwei Jahren sollen 29.000 Stellen gestrichen werden. Das sind 2000 mehr als im Mai angekündigt.
An der New York Stock Exchange wechselten rund 610 Mio. Aktien den Besitzer. 1188 Werte legten zu, 1770 gaben nach und 128 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 1,57 Mrd. Aktien 1005 im Plus, 1446 im Minus und 126 unverändert.
Der Euro schwächelte nach seinem jüngsten Höhenflug und kostete zuletzt 1,2760 Dollar. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen stiegen um 2/32 Punkte auf 99 21/32 Punkte und rentierten mit 1,663 Prozent.
Quelle: ntv.de, dpa/rts