Portugal schwingt den Taktstock Euro am Scheideweg
23.03.2011, 17:20 UhrErnste Vorzeichen einer drohenden Regierungskrise in Portugal beenden vorerst den jüngsten Höhenflug der europäischen Gemeinschaftswährung: In Lissabon stimmen die Volksvertreter im Parlament über einen verschärften Sparkurs ab - der Ausgang ist offen.

Wenn die Regierung über das verschärfte Sparpaket stürzt, wer setzt dann um, was die Währungsgemeinschaft und die Finanzmärkte einfordern?
(Foto: REUTERS)
Die drohende Regierungskrise in Portugal bestimmt die Richtung des Euro am Mittwoch. Vor der Abstimmung im portugiesischen Parlament über den verschärften Sparkurs der Regierung kostete die Gemeinschaftswährung lange Zeit leicht mehr als 1,42 Dollar, nach 1,4197 Dollar zum New Yorker Vortagesschluss. Gegen 16.15 Uhr zeigte er sich wieder deutlich schwächer - und mit 1,4113 Dollar nur leicht über dem Tagestief. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,4136 Dollar festgesetzt nach noch 1,4211 Dollar am Dienstag.
Ein Scheitern der Regierung von Jose Socrates würde die Verunsicherung der Märkte verstärken und das südeuropäische Land weiter in Richtung EU-Rettungsschirm schieben, sagte Devisenstratege Robert Ryan von BNP Paribas. "Aber wäre dies eine große Überraschung? Ich glaube nicht. Wir könnten einen Rutsch des Euro unter 1,41 Dollar sehen, aber viel weiter wird es wohl nicht gehen", fügte Ryan hinzu. Schließlich habe die EZB angekündigt, so oder so im April die Zinsen anheben zu wollen.
Vor dem Hintergrund der Portugal-Krise griffen Anleger wieder verstärkt zu den als sicher geltenden deutschete deutschen Papieren. Der Bund-Future zog um 23 Ticks auf 122,25 Punkte an.
Verzögerungen bei EFSF

Der europäische Sparzwang könnte ihn das Amt kosten: Regierungschef Jose Socrates (links) und Finanzminister Fernando Teixeira dos Santos im Parlament zu Lissabon.
(Foto: dpa)
Zur Unsicherheit der Anleger trug laut Händlern auch die Aussicht bei, dass sich die Aufstockung des Rettungsfonds EFSF verzögern wird. Wie aus einem Entwurf für den EU-Gipfel hervorgeht, sollen die Modalitäten der schon vereinbarten Stärkung des EFSF auf ein effektives Kreditvolumen von 440 Mrd. Euro voraussichtlich noch nicht festgelegt werden. Dies solle erst Ende Juni unter Dach und Fach gebracht werden.
Zudem fordert die Bundesregierung mehr Zeit zum Aufbau des Kapitalstocks für den künftigen Euro-Krisenmechanismus ESM. "Das zeigt, wie schwer es ist in der EU einen gemeinsamen Nenner zu finden", sagte Park. "Jedes Land hat seine eigenen Interessen und der Druck vom Markt ist anders als bei der Griechenland nicht so stark um schnelle Entscheidungen zu befördern."
Verbrauchervertrauen trübt sich ein
Indes trübte sich das Verbrauchervertrauen im Euroraum hat sich im März ein - allerdings nicht so stark wie erwartet. Laut Vorabschätzung der EU-Kommission sank der von ihr ermittelte Index des Verbrauchervertrauens auf minus 10,6 von minus 10,0 im Februar. Volkswirte hatten für März einen Stand von minus 11,0 prognostiziert.
BoE-Aussagen belasten Pfund
Das Pfund Sterling ist nach der Veröffentlichung des jüngsten Sitzungsprotokolls der Bank of England (BoE) indes unter Druck geraten. Die britische Währung fiel auf bis zu 1,6285 Dollar und lag damit rund einen US-Cent unter ihrem Tageshoch. Für einen Euro wurden bis zu 87,11 Pence gezahlt.
Das Geldpolitische Komitee der BoE hatte dem Protokoll zufolge bei seiner jüngsten Sitzung mit sechs zu drei Stimmen die Leitzinsen unverändert belassen. "Es sieht so aus, als hätte sich der Devisenmarkt für ein falkenhafteres Protokoll positioniert", sagte ein Händler in London.
Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ