Marktberichte

Nach den US-Jobdaten Euro atmet kurz auf

"Wir hängen voll in der politischen Kurve drin."

"Wir hängen voll in der politischen Kurve drin."

(Foto: REUTERS)

Die Verunsicherung an den Aktienmärkten lässt den Devisenhandel nicht ungerührt. Nach der Veröffentlichung neuer Konjunkturdaten aus den USA hellt sich die Stimmung kurzzeitig deutlich auf. Am Bondmarkt sehen Experten Anzeichen für Eingriffe der Europäischen Zentralbank.

Nach Veröffentlichung des offiziellen US-Berichts zur Lage am im Juli hat sich die Krisenstimmung an den Devisenmärkten deutlich gelegt. Der Euro notierte kurz nach einem freundlichen Börsenstart an der Wall Street bei 1,4205 und damit 0,8 Prozent über seinem Niveau vom Vorabend. 

Blick aus der Zentrale der Zentralbank in Frankfurt: "Das hilft kurzfristig, aber mehr auch nicht."

Blick aus der Zentrale der Zentralbank in Frankfurt: "Das hilft kurzfristig, aber mehr auch nicht."

(Foto: REUTERS)

Insgesamt blieben die Anleihen- und Devisenmärkte allerdings im Krisenmodus. "Sichere Häfen" wie der Schweizer Franken waren höchst beliebt, Dollar-Anlagen wurden weiter abgestoßen.

Investoren sitzt die Angst im Nacken, dass die weltgrößte Volkswirtschaft USA in die Rezession zurückfallen könnte. Und sie fürchten eine neue Dimension der Eurokrise - nämlich dann, wenn Italien und Spanien es nicht schaffen sollten, ihrer Schuldenberge Herr zu werden. Durch die Arbeitsmarktdaten wurden diese Sorgen allerdings gedämpft.

"Wir hängen voll in der politischen Kurve drin", sagte der Chefvolkswirt der Bremer Landesbank, Folker Hellmeyer zu den Problemen der Eurozone. "Was passieren wird, liegt jetzt an Brüssel, an Berlin, Rom, Athen. Es hängt nichts mehr an der Wirtschaft. Was wir hier sehen, ist ausgelöst durch einen Angriff der Finanzmärkte auf Italien und Spanien über die Kreditausfallversicherungen. Das ist losgelöst von jeder sachlich fundamentalen Analyse."

Schweizer Zinssenkung verpufft

Die Flucht in Sicherheit trieb den Schweizer Franken erneut auf ein Rekordhoch zum Euro. Die Gemeinschaftswährung war zeitweise für nur 1,0719 Franken zu haben. Damit ist die Währung des Alpenlandes allein im Lauf der Woche um mehr als 5 Prozent gestiegen. Sie verlor etwas an Schwung, nachdem die Schweizerische Nationalbank ihre Haltung bekräftigte, notfalls weiter gegen die Aufwertung der heimischen Währung vorzugehen. Am Mittwoch hatte sie in einem ersten Schritt den Leitzins praktisch auf Null gesetzt. "Das hilft kurzfristig, aber mehr auch nicht", sagte ein Händler.

Angesichts der trüben Konjunkturperspektiven für die USA spekulierten Analysten verstärkt über ein neues Stützungsprogramm der Notenbank (Fed). Auch ein besser als erwartet ausgefallener US-Arbeitsmarktbericht änderte an diesen Spekulationen nichts. "Der Wirtschaft würde das vielleicht zu einem gewissen Grad helfen; der Attraktivität des Dollar aber sicher nicht", sagte ein Händler. Zu einem Korb aus sechs Währungen gab der Greenback 0,2 Prozent nach. Die Fed tagt nächste Woche.

Interveniert die EZB am Anleihemarkt?

Am Rentenmarkt fiel auf, dass bis zum Mittag die Anleihen aus Italien und Spanien komfortabel im Plus lagen. Trotzdem hielten sich die Renditen deutlich über der Marke von 6 Prozent. Am Vormittag waren sie noch einmal massiv abgerutscht, und zeitweise hatten italienische Zehnjährige sogar mehr abgeworfen als spanische. Das hatte es seit Mai 2010 nicht mehr gegeben.

Händler spekulierten, ob wohl die EZB hinter dem plötzlichen Richtungswechsel stecke. Notenbankchef Jean-Claude Trichet hatte am Donnerstag signalisiert, dass ein Eingreifen durchaus im Bereich des Möglichen liege. Portugiesische und irische Anleihen hatten seit Handelsstart höher notiert - begleitet von diesen Gerüchten. Auch die Abgaben bei den als "sichere Häfen" zuletzt stark gefragten Bundesanleihen wurden darauf zurückgeführt.

Selbst wenn nicht die EZB selber am Markt aktiv sei, könnten ja durchaus nationale Notenbanken wie die Banca d'Italia und Banco de Espana in eigener Initiative eingreifen, spekulierten die Händler weiter. EZB und auch die Bundesbank lehnten es ab, sich dazu zu äußern.

Italienische zehnjährige Papiere lagen fast einen Zähler im Plus und rentierten mit 6,131 Prozent, nachdem sie im frühen Geschäft mehr als einen Zähler verloren hatten. Spanische Titel zogen um 2,25 Punkte an; sie rentierten noch mit 6,023 Prozent. Zuvor waren sie um mehr als einen Zähler abgerutscht. Zehnjährige Bundesanleihen lagen 51 Ticks im Minus und rentierten mit 2,356 Prozent.

Die Europäische Zentralbank (EZB) errechnete bei der Festlegung der täglichen Referenzkurse am Freitagnachmittag einen Wechselkurs von 1,4155 US-Dollar für den Euro. Ein Euro entspricht außerdem 111,25 Yen, 0,86905 Pfund Sterling oder 1,0847 Schweizer Franken.

Quelle: ntv.de, AFP/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen