Marktberichte

Sorgen um Spanien und Schuldenkrise Euro bröckelt weiter ab

(Foto: Reuters)

In Europa geht wieder die Angst vor der Schuldenkrise um: Nach einer schief gegangenen Auktion spanischer Staatsanleihen verlieren Anleger wieder das Vertrauen. Der Euro-Kurs gibt weiter nach und nähert sich gefährlich der kritischen Marke von 1,30 US-Dollar. Auch gute Nachrichten aus Frankreich können daran nichts ändern.

Der Eurokurs hat seinen Abwärtstrend am Donnerstag beschleunigt. Die Gemeinschaftswährung fiel bis auf 1,3055 US-Dollar - den tiefsten Stand seit Mitte März. Schon am Dienstag war der Euro bis auf 1,3105 US-Dollar gerutscht. Nach positiven Signalen vom US-Arbeitsmarkt bröckelte der Euro am Donnerstagnachmittag weiter ab. Die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist mit 357.000 zwar um 2000 Stück höher ausgefallen als angenommen. Dennoch liegt sie auf dem niedrigsten Stand seit vier Jahren.  Die Anleger warten nun auf den US-Arbeitsmarktbericht für März, der am Karfreitag auf dem Programm steht und den Handel in der kommenden Woche maßgeblich beeinflussen dürfte.

Händlern zufolge rückte zudem die Euro-Krise wieder verstärkt in das Bewusstsein der Anleger. Vor allem die Sorgen um Spanien würden zunehmen, da die Renditen der Staatsbonds wieder in die Höhe kletterten, hieß es. Die Renditen der zehnjährigen spanischen Papiere lagen bei 5,845 Prozent nach 5,718 Prozent am Vortag.

Der Risikoaufschlag (Spread) zu den deutschen Anleihen stieg auf den höchsten Stand seit Ende November. Auch italienische Papiere warfen mit 5,542 Prozent wieder mehr ab. "Erst sah es so aus, als ob wir mit der Geldspritze der EZB und dem Rettungspaket für Griechenland über den Berg gewesen wären", sagte ein Händler. Aber das sei wohl ein Trugschluss gewesen.  

Belastet wurde der Euro von der enttäuschenden spanischen Anleiheauktion vom Vortag. Unterschwellig herrscht am Markt nach dem gründlich schief gegangenen Verkauf spanischer Staatsschulden weiter Furcht vor einem neuerlichen Aufflammen der Schuldenkrise im Gemeinsamen Währungsgebiet vor.

Auch zur japanischen Währung Yen rutschte der Euro mit 106,80 Yen weiter ab und notierte auf dem tiefsten Stand seit März. Die Aussicht auf eine vorläufig stabile US-Geldpolitik habe die Gemeinschaftswährung ohnehin schon belastet, sagte ein Händler. Die Sorgen um eine Runde in der Euro-Krise hätten nun ihr Übriges getan.

Auch gegenüber dem Schweizer Franken ist die Gemeinschaftswährung erstmals seit Festlegung der Kursuntergrenze im vergangenen September kurzfristig unter die Marke von 1,20 Franken je Euro gefallen. Ein Sprecher der Schweizer Notenbank (SNB) erklärte, die Zentralbank sei weiterhin bereit, Fremdwährungen in unbegrenzter Höhe zu kaufen, um Kursuntergrenzen zu verteidigen. Die SNB hatte die Einführung des Euro-Franken-Mindestkurs im vergangenen Jahr mit der Deflations- und Rezessionsgefahr durch den überbewerteten Franken begründet.

Euro besteht nächsten Test

Besonders kritisch schauten Anleger auch auf die Versteigerung französischer Staatsanleihen. Das Land brachte länger laufende Anleihen im angestrebten Maximalvolumen problemlos am Markt unter, musste dabei aber leicht steigende Renditen in Kauf nehmen. Die französische Finanzagentur platzierte Papiere mit den Fälligkeiten 2007, 2017, 2026 und 2041 im Gesamtvolumen von 8,439 Milliarden Euro. Avisiert worden waren 7 bis 8,5 Milliarden Euro. Dabei legte die Rendite überall leicht zu und bewegte sich im Einklang mit den Niveaus am Sekundärmarkt. Lediglich bei den 2041 fälligen Titeln sank sie auf 3,79 von 3,97 Prozent.

Marktexperten begründeten die etwas höheren Zinskosten mit der bevorstehenden Präsidentenwahl und der nachlassenden Wirkung der beiden Geldspritzen der Europäischen Zentralbank. Letzteren Effekt hatte bereits Spanien am Vortag mit einem insgesamt schwachen Auktionsergebnis zu spüren bekommen. "Aber die Investoren haben im Vorfeld nicht so massiv wie der bei Auktion spanischer Schuldtitel auf einen Fehlschlag gesetzt", sagt ein Aktienhändler.

Auch Spekulationen auf eine vorläufig stabile US-Geldpolitik gaben dem US-Dollar Rückenwind und drückten den Euro. Wie aus dem jüngsten Sitzungsprotokoll der Fed hervorgegangen war, sprechen sich immer weniger US-Notenbanker für eine zusätzliche Geldspritze zur Ankurbelung der Konjunktur aus. Im weiteren Handelsverlauf wird am Nachmittag am Donnerstag noch die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in den USA erwartet. Sie gibt einen ersten Vorgeschmack auf den US-Arbeitsmarktbericht für März, der am Karfreitag auf dem Programm steht. Die wichtigen US-Jobdaten dürften sowohl den Handel an den Aktienbörsen als auch an den Devisenmärkten in der nächsten Woche stark beeinflussen.

Quelle: ntv.de, rts/dpa/DJ

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