Im Schatten des EU-Gipfels Euro deutlich unter 1,33
16.12.2010, 16:45 UhrAn den Devisenmärkten stellen sich die Beobachter auf ereignisreiche Tage ein: In Brüssel kommen die Europäer zum zweitägigen EU-Gipfel zusammen. Offiziell steht vor allem der Krisenmechanismus auf der Agenda. Im Kern geht es jedoch um die Zukunft der Gemeinschaftswährung.
Anleger am Devisenmarkt haben den Schreck über eine drohende Herabstufung der Kreditwürdigkeit Spaniens erst einmal verdaut. Der Euro notierte über weite Teile des Tages bei 1,3240 Dollar nach rund 1,32 Dollar im späten Vortagesgeschäft. Die Ratingagentur Moody's hatte Spanien unter anderem wegen seines hohen Finanzierungsbedarfs und der Schwierigkeiten im Bankensektor auf die Beobachtungsliste gesetzt. Positive US-Konjunkturdaten halfen dem Dollar am späten Nachmittag aber wieder auf die Beine und drückten die Gemeinschaftswährung in Richtung 1,32 Dollar.
Das mit seiner Verschuldung kämpfende Spanien brachte am Donnerstag die letzte Anleiheauktion diesen Jahres über die Bühne. Spanien musste erneut tiefer in die Tasche greifen. Das Land platzierte erfolgreich Anleihen im Volumen von 2,4 Mrd. Euro und damit im Rahmen des angepeilten Volumens von zwei bis drei Milliarden Euro. Allerdings verteuerten sich die Renditen verglichen mit der vorangegangen Auktion im November deutlich.
Investoren zeigten sich erleichtert, aber gleichzeitig auch enttäuscht über die Nachfrage, die teilweise geringer ausfiel als bei der vorangegangenen Emission. "Das ist ganz klar eine Enttäuschung, wenn man sich die Zeichnungsquote anschaut, die die niedrigste des gesamten Jahres ist", sagte WestLB-Stratege Michael Leister. Die zehnjährigen Anleihen waren 1,7-fach überzeichnet, die Durchschnittsrendite lag bei 5,446 Prozent. "Im Markt wird es dennoch einen Stoßseufzer geben, dass das Thema Spanien und Versorgung für dieses Jahr nun abgehakt ist", ergänzte Nick Stamenkovic, Stratege von RIA Capital Markets.
Wie das Kaninchen vor der Schlange benahmen sich die Anleger wegen des am Nachmittag gestarteten Gipfeltreffens der europäischen Staats- und Regierungschefs in Brüssel. "Für den Devisenmarkt wird entscheidend sein, ob die EU heute klare Prinzipien eines permanenten Krisenmechanismus festlegen wird", betonten die Analysten der Commerzbank in ihrem Marktkommentar. Diese Prinzipien müssten über die Eckpunkte hinausgehen, die die EU-Finanzminister im Vorfeld festgelegt hätten. Auf die Details komme es dabei weniger an als darauf, das Vertrauen der Investoren in den Euro wiederherzustellen.
Die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Staaten beraten bei ihrem Gipfel über die Schuldenkrise in der Währungsunion. Zur Abwehr von Staatspleiten wollen die Euro-Mitgliedsländer einen für die Zeit nach 2013 schaffen, wenn der befristete Euro-Rettungsschirm ausläuft. Auf Drängen Deutschlands soll dafür der EU-Vertrag von Lissabon in einzelnen Punkten erweitert werden, um das neue Stabilisierungsinstrument zu verankern.
Neue Aktionen der Staats- und Regierungschef im Kampf gegen die Krise stehen offiziell nicht auf der Agenda. Kurz vor dem Gipfel hatten die Euro-Staaten jedoch darüber gestritten, ob der Rettungsschirm vergrößert werden muss. Hinter den Kulissen dürfte auch das Thema - die Idee einer gemeinsamen Anleihe der Eurozone - kontrovers diskutiert werden. Kurz vor dem Gipfel hatte sich hier der .
Deutschland lehnt eine gemeinsame europäische Anleihe bislang strikt ab. Beobachtern zufolge entscheidet sich an diesen Fragen, wie und in welcher Form die Währungsgemeinschaft in Zukunft funktionieren kann.
Quelle: ntv.de, mmo/rts