Spekulationen auf Zinssenkung Euro erholt sich
26.09.2011, 16:35 UhrDer Euro startet mit Verlusten in die Woche, gewinnt dann aber kräftig an Wert. Einige Händler führen das auf die Hoffnung zurück, die EZB werde bald die Zinsen senken. Andere weisen auf Spekulationen hin, die Europäische Union habe im Kampf gegen die Schuldenkrise weitere Pfeile im Köcher.
Der Euro hat sich am Montag im Verlauf etwas gegen den Dollar erholt. Die Gemeinschaftswährung, die zunächst auf ein Achteinhalb-Monats-Tief von 1,3361 Dollar gefallen war, stieg im Tagesverlauf auf 1,3502 Dollar und lag damit knapp über dem New Yorker Freitagsschluss. Im Verlauf fiel der Euro aber wieder etwas zurück.
Als stützend erwiesen sich Spekulationen am Markt, die Europäische Zentralbank (EZB) könne unmittelbar vor einer Leitzinssenkung stehen. Der etwas besser als erwartet ausgefallene ifo-Geschäftsklimaindex in Deutschland spiele hingegen nur eine untergeordnete Rolle, sagten Händler.
Im Prinzip müssten fallende Leitzinsen negativ für den Euro ein, angesichts der äußerst angespannten konjunkturellen Lage in der Eurozone könnte eine Zinssenkung allerdings die Wirtschaft ankurbeln und damit Druck von der Währungszone und der Einheitswährung nehmen.
Allerdings geben sich viele Beobachter zurückhaltend mit Blick auf eine unmittelbare Zinssenkung. Es sei unwahrscheinlich, dass EZB-Präsident Jean-Claude Trichet kurz vor dem Ende seiner Amtszeit seine eigene Politik der Zinserhöhungen der vergangenen Quartale umkehren werde.
Die wirtschaftliche Lage könnte sich aber in den kommenden Monaten noch deutlich verschlechtern, argumentieren Händler. Dann wären Zinssenkungen ein Mittel, um die Konjunktur zu stimulieren. Analysten halten deshalb eine Leitzinssenkung bis Jahresende für immer wahrscheinlicher.
Andere Händler führten den steigenden Eurokurs auch auf einen anderen Aspekt zurück: "Es gibt etwas Hoffnung, dass die EU endlich etwas gegen die wachsenden Finanzierungsprobleme in Euro-Land unternimmt", sagte Finanzmarkt-Stratege Nick Stamenkovic von RIA Capital Markets. Nach der weltweiten Kritik an ihrer Krisenbekämpfung signalisierten die Europäer am Rande einer Tagung des Internationalen Währungsfonds IWF mögliche Korrekturen an ihrem Konzept zur Rettung Griechenlands und anderer hoch verschuldeter Staaten. Im Gespräch ist unter anderem eine höhere Beteiligung der Banken an der Sanierung. Der Forderung vieler Länder wie den USA und China, den Euro-Rettungsschirm EFSF massiv aufzustocken, wollen die Europäer zwar nicht nachkommen, doch sie wollen dem Fonds mit anderen Instrumenten mehr "Feuerkraft" verleihen. Zudem könnte der geplante dauerhafte Krisenhilfemechanismus ESM schon früher kommen als 2013, wie es bislang geplant ist.
"Es herrscht eine gesunde Skepsis gegenüber den Nachrichten vom Wochenende angesichts vieler Worte und weniger Entscheidungen", gab sich Devisenstratege Paul Robson von RBS Global Banking zurückhaltend. "Der Markt will weiterhin Klarheit und an der fehlt es. Daher wird der Euro zum Dollar bis auf weiteres nachgeben." Die Analysten der Commerzbank wiesen ebenfalls auf das Risiko einer weiteren Abwerung der Gemeinschaftswährung hin. Die Daten der US-Terminbörsenaufsicht CFTC zeigten zwar, dass derzeit lediglich 17 Prozent der Positionen spekulativ orientierter Anleger auf einen steigenden Euro wetteten - so wenig wie seit 1999 nicht mehr. "Aber: 17 Prozent sind noch genug, um noch weiter reduziert zu werden."
Abwertung in Afrika
Rezessionsängste und fallende Rohstoffpreise setzten afrikanische Währungen unter Druck gesetzt. Mehrere von ihnen fielen zum Dollar auf Rekordtiefs. "Angesichts der Diskussion über die Krise in Europa und der Sorgen um die Weltwirtschaft ist eine baldige Erholung der afrikanischen Währungen schwierig", sagte Analyst Ridle Markus von Absa Capital in Johannesburg. Wegen der Verunsicherung über die weitere Entwicklung trennen sich viele Anleger von den als riskant geltenden Valuten und flüchten in die Weltleitwährung Dollar.
Die US-Währung verteuerte sich um 3,3 Prozent auf 102 kenianische Schilling. Vor der Lehman-Pleite 2008 lag der Kurs bei rund 60 Schilling. Die US-Valuta markierte auch zum tansanischen Schilling und zum ghanaischen Cedi neue Höchststände. Für Nigerianer war der Dollar mit 158,10 Naira so teuer wie seit gut zwei Jahren nicht mehr. Hier sorgte Börsianern zufolge der fallende Ölpreis für Verkaufsdruck. Das afrikanische Land ist ein wichtiges Förderland.
Die sambische Währung konnte sich dem Negativtrend entziehen. Ein Dollar verbilligte sich auf 5020 Kwacha , nachdem er als Reaktion auf den Sieg des Oppositionsführers Michael Sata bei den Präsidentschaftswahlen am Freitag kräftig angezogen hatte.
Quelle: ntv.de, DJ/rts