Abwärts mit den Aktienmärkten Euro fällt Richtung 1,33
30.09.2011, 17:15 Uhr
Trübe Stimmung an der Börse belastet den Devisenhandel.
(Foto: REUTERS)
Die europäische Gemeinschaftswährung gerät am letzten Tag des Quartals noch einmal kräftig unter Druck: Der Euro gibt fast eineinhalb US-Cent ab und nähert sich dem Bereich unterhalb der Marke von 1,34 Dollar.
Der Kurs des Euro ist am Freitag stark gefallen. Die europäische Gemeinschaftswährung notierte am späten Nachmittag bei 1,3442 US-Dollar. Im frühen Handel hatte der Euro noch rund 1,36 Dollar gekostet. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am frühen Nachmittag auf 1,3503 (Donnerstag: 1,3615) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7406 (0,7345) Euro.

"Die Daten waren wirklich enttäuschend und verstärken die Angst vor einer deutlichen Abkühlung der Wirtschaft"
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"Die trübe Stimmung an den Aktienmärkten hat auch den Eurokurs belastet", sagte Stephan Rieke, Devisenexperte von der BHF-Bank. Teilweise besser als erwartet ausgefallene US-Konjunkturdaten hätten am Markt hingegen kaum eine Rolle gespielt. So hat sich beispielsweise der regionale Frühindikator für die Region Chicago im September überraschend und deutlich aufgehellt.
Andere Stimmen verwiesen auf die schwachen Daten aus dem deutschen Einzelhandel. Der stärkste Umsatzeinbruch seit vier Jahren habe dem Euro zugesetzt. "Die Daten waren wirklich enttäuschend und verstärken die Angst vor einer deutlichen Abkühlung der Wirtschaft", sagte Citi-Währungsstratege Valentin Marinov. Die Einzelhändler nahmen im August in Deutschland drei Prozent weniger ein als im Juni. Die Gemeinschaftwährung verbilligte sich - auch im Sog schwächelnder Börsen - um mehr als ein eineinhalb US-Cent bis auf 1,3424 Dollar.
Anfang des Monats hatte der Euro noch über 1,43 Dollar gelegen - das Kursminus im September ist somit das größte seit November 2010. "Damit der Euro wieder auf Trab kommt, müssten der Euro-Rettungsschirm EFSF schon deutlich gestärkt werden und mehr konjunkturstützende Maßnahmen ergriffen werde", sagte Citi-Experte Marinov.
Was macht die EZB mit dem Leitzins?
"Vor dem Wochenende will kaum ein Anleger noch ein Risiko eingehen", beschrieb BHF-Bank-Experte Rieke einen weiteren Faktor. Der Markt warte auf eine Reihe von wichtigen Konjunkturdaten und Ereignissen. So steht kommende Woche in den USA der monatliche US-Arbeitsmarktbericht an. In der Eurozone dürfte die Zinsentscheidung der EZB im Fokus stehen. "Angesichts der im September deutlich gestiegenen Inflationsrate ist aber noch keine Leitzinssenkung zu erwarten", sagte Rieke.
Nach dem überraschenden Anstieg der Verbraucherpreise dürften diese Spekulationen kurzfristig erst einmal vom Tisch sein, bestätigte HSBC-Trinkaus-Analystin Jana Meier. Die Teuerungsrate in der Euro-Zone ist mit 3 Prozent im September so stark angezogen wie seit fast drei Jahren nicht mehr. Die EZB sieht stabile Preise nur bei Teuerungsraten von knapp unter 2 Prozent gewährleistet. Sie hatte ihren Leitzins wegen wachsender Inflationsrisiken in diesem Jahr zweimal angehoben - von 1,0 auf aktuell 1,5 Prozent. Die Commerzbank erwartet für Dezember eine erste Zinssenkung, der im März eine weitere folgen werde.
Wegen der Schuldenkrise fürchten manche Anleger eine Rezession in der Währungsunion. Der Euro dürfte infolge der weiter schwelenden Problematik und einer schwachen Konjunkturentwicklung in der Eurozone unter Druck bleiben. Entschließt sich die EZB doch zu einer Absenkung der Leitzinsen, können sich Banken bei ihr zu günstigeren Konditionen mit Geld eindecken. Dadurch können auch Kredite für Investitionen und Konsum billiger angeboten werden, was wiederum die Konjunktur ankurbeln kann. Die EZB kommt in der nächsten Woche zu ihrer nächsten Zinssitzung zusammen.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,86665 (0,87065) britische Pfund, 103,79 (104,46) japanische Yen und 1,2170 (1,2207) Schweizer Franken fest. Der Preis für eine Feinunze Gold wurde in London am Nachmittag mit 1.620,00 (1.613,00) Dollar gefixt. Ein Kilogramm Gold kostete 38.110,00 (37.520,00) Euro.
Am Rentenmarkt waren am Freitag die als besonders sicher geltenden Bundesanleihen gefragt. Die Kurse stiegen, die Rendite zehnjähriger Papiere ging entsprechend auf 1,880 Prozent nach 2,009 Prozent am Donnerstag zurück. In den vergangenen Tage hatten viele Investoren Bundespapieren den Rücken zugekehrt, als Spekulationen über eine weitere Stärkung des Rettungsschirms EFSF wieder mehr Risikofreude unter den Anlegern entfacht hatte.
Doch nicht nur Europa plagt sich mit Schuldenproblemen: Die Ratingagenturen Standard & Poor's und Fitch haben die Bonität von Neuseeland heruntergestuft. Beide Agenturen senkten das Rating um eine Stufe auf "AA" und begründeten dies mit dem steigenden Schuldenberg des Landes. S&P-Analyst Kyran Curry erklärte, dass sich Neuseelands Zahlungsbilanz durch die Folgen der verheerenden Erdbeben in diesem Jahr und diverse Konjunkturmaßnahmen weiter verschlechtern werde. Der Neuseeland-Dollar fiel in der Spitze um mehr als 1 Prozent auf 0,7607 US-Dollar, den tiefsten Stand seit sechs Monaten.
Quelle: ntv.de, dpa/rts