Peking greift steuernd ein Euro fällt unter 1,31 Dollar
25.06.2013, 17:44 Uhr
Reduzieren heißt nicht stoppen: Die Fed wird selbst nach Beginn des Ausstiegs weiter Anleihen kaufen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die starken Daten aus den USA bringen die Devisenmärkte in Bewegung: Der Euro zieht sich zurück, der Greenback gewinnt neue Stärke.
Der Euro hat seinen Erholungskurs vom Wochenbeginn nicht fortgesetzt: Am späten Nachmittag fiel der Kurs der Gemeinschaftswährung bis auf 1,3065 US-Dollar. Das war fast ein Cent weniger als im Tageshoch. Händler verwiesen auf die robusten Konjunkturdaten aus den USA. Dort waren sowohl der Case/Shiller-Hauspreisindex als auch ein viel beachteter Index zum Verbrauchervertrauen besser ausgefallen als erwartet.
Die Europäische Zentralbank (EZB) legte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,3134 (Montag: 1,3086) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7614 (0,7642) Euro.
Neue Wirtschaftszahlen aus den USA untermauern die Annahmen der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), die von einer weiteren Belebung der US-Konjunktur ausgeht. Nach Zahlen vom Dienstag setzt der Immobilienmarkt - Ausgangsort der schweren Finanzkrise 2008 - seine Erholung in großen Schritten fort. Die Häuserpreise steigen mittlerweile mit mehrjährigen Rekordraten. Daneben sind die Verbraucher laut Conference Board gegenwärtig so zuversichtlich wie lange nicht mehr. Die Unternehmen investieren wieder kräftig.
Dass der Euro von diesen starken Daten belastet wurde, liegt an den Feinheiten in der Beurteilung der US-amerikanischen Geldpolitik: Mitte vergangener Woche hatte Fed-Chef Ben Bernanke eine erste Rückführung der milliardenschweren Anleihekäufe noch in diesem Jahr in Aussicht gestellt. Allerdings nur dann, wenn die Konjunktur mitspielt. In den Augen vieler Marktteilnehmer stützen robuste Wirtschaftsdaten das Ausstiegsszenario der Fed. Je schneller sich die USA erholen, desto früher wird die Fed wohl ihre Unterstützungsprogramme zurückfahren.
Von dieser Entwicklung profitiert der Dollar doppelt: Zum einen, weil eine abebbende Geldschwemme den Außenwert des Dollar weniger verwässert. Zum anderen, weil eine konjunkturelle Belebung Anlagen in der US-Währung attraktiver macht.
Nach Einschätzung von Narayana Kocherlakota, dem Präsidenten der Fed von Minneapolis, haben die Märkte die jüngsten Aussagen von Ben Bernanke überinterpretiert. Der Fed-Chef hatte vergangenen Mittwoch angekündigt, er könne die Anleihenkäufe möglicherweise noch in diesem Jahr zurückfahren und sie bis Mitte 2014 auslaufen lassen.
Richard Fisher, der Präsident der Fed von Dallas, wies zudem daraufhin, dass die Notenbank noch immer eine lockere Geldpolitik fahren würde, selbst wenn sie die Reduzierung der Anleihenkäufe starte. Die Fed kauft derzeit monatlich für 85 Mrd. Dollar Staats- und Immobilienpapiere, um die US-Wirtschaft zu stützen.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,84860 (0,85115) britische Pfund, 127,79 (128,54) japanische Yen und 1,2268 (1,2241) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1279,00 (1286,75) Dollar gefixt. Ein Kilogramm Gold kostete 30.980,00 (31.000,00) Euro.
China-Sorgen lassen nach
Am Vormittag hatte der Euro noch auf das allgemeine Aufatmen an den Aktienmärkten reagiert und war zeitweise bis auf 1,3152 Dollar gestiegen. Zu Wochenbeginn war die Gemeinschaftswährung der Europäer auf 1,3058 Dollar gefallen, den tiefsten Stand seit Anfang Juni.
Auslöser für die jüngste Erholungsbewegung an den Märkten waren Beobachtern zufolge die jüngsten Aussagen aus Peking: Die chinesische Zentralbank (People's Bank of China, PBoC) meldete sich am Morgen mit einer Ankündigung zu Wort, regulierend in das Marktgeschehen eingreifen zu wollen, um das Zinsniveau "auf ein vernünftiges Maß" zu bringen.
Die Erklärung der Pekinger Währungshüter wurde erst nach Börsenschluss in China veröffentlicht. In Shanghai grenzte der Composite-Index seine schweren Kursverluste mit den ersten Gerüchten über eine PBoC-Intervention deutlich ein. Die Hongkonger Börse drehte zeitweise ins Plus.
Experten von IG Markets glauben, dass die restriktive Geldpolitik der chinesischen Notenbank letztlich positiv zu werten ist, da sie damit eine Stabilisierung des Bankensystems verfolgt. Allerdings könnte dies zur Folge haben, dass China erstmals seit der Asienkrise 1998 die eigenen Wachstumsziele nicht erreichen wird. Neben China bleibt das sich abzeichnende Ende der Anleihekäufe in den USA das marktbestimmende Thema.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts