Marktberichte

Spanien, Italien, Polen-Beitritt Euro fürchtet um Madrid und Rom

Besuch in Berlin: Rajoy bei der Kanzlerin.

Besuch in Berlin: Rajoy bei der Kanzlerin.

(Foto: dpa)

An den Devisenmärkten halten Anleger zu Wochenbeginn den Atem an: Skandale in Rom und Madrid könnten die neue Stärke des Euro gefährden. In Warschau nimmt die Debatte um einen Euro-Beitritt Polens Fahrt auf. Der Zloty steigt.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Der Euro hat zu Wochenbeginn die größten Kursverluste seit 14 Tagen erlitten. Steigende politische Risiken in Spanien und Italien sorgen an den Devisenmärkten für erhebliche Verunsicherung. Am Nachmittag fiel die Gemeinschaftswährung bis auf 1,3541 US-Dollar. Am Freitag hatte der Euro noch mit 1,3711 Dollar den höchsten Stand seit Spätherbst 2011 erreicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,3552 (Freitag: 1,3644) Dollar fest.

Spekulationen um die Perspektiven in Spanien und Italien rückten die prekäre politische Lage im Euroraum zurück in den Vordergrund. "Mit der Wahl in Italien und den Korruptionsvorwürfen um Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy liegen bereits ganz kurzfristig wichtige Stolpersteine im Weg", sagte Experte Eugen Keller vom Bankhaus Metzler. Die Steuersenkungspläne, die Silvio Berlusconi im Falle eines Wahlsieges in Italien umsetzen möchte, hätten durchaus Potenzial, die bisher auf den Weg gebrachten Sparanstrengungen Mario Montis zu konterkarieren.

Am Wochenende hat Silvio Berlusconi milliardenschwere Wahlversprechungen gemacht. "Eine Rückkehr Berlusconis an die Macht in Italien würde an den Märkten negative Reaktionen auslösen", zeigte sich ein Händler überzeugt. Wichtig sei zudem, dass Mario Monti in irgendeiner Form an der nächsten Regierung beteiligt sei, heißt es weiter.

Außerdem hält ein Schwarzgeld-Skandal der spanischen Regierungspartei Partido Popular (PP) Anleger in Atem, in den laut Medienberichten auch Premier Rajoy verwickelt sein könnte. Als schlimmstes Szenario werden an den Märkten Neuwahlen gehandelt.

"Ob die Korruptionsvorwürfe gegen die Volkspartei von Premier Rajoy gerechtfertigt sind, entzieht sich unserer Beurteilung. Wir gehen aber davon aus, dass die aus den Vorwürfen resultierende Unsicherheit auf die Stimmung drücken", hatte Commerzbank-Analyst Michael Leister die Lage am Morgen beschrieben. Dass vor diesem Hintergrund die Renditen an den Anleihemärkten in der Peripherie wieder stärker steigen, verwundert damit nicht.

Die Risikoaufschläge für spanische und italienische Anleihen legten deutlich zu. Allerdings gibt es auch Fachleute, die die jüngsten Euro-Verkäufe eher pragmatisch sehen. Nach der vorherigen Kursrallye hätten die Schlagzeilen einen Grund geliefert, Gewinne "vom Tisch" zu nehmen, sagte ein Analyst.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,86190 (0,86170) britische Pfund, 125,63 (125,78) japanische Yen und 1,2350 (1,2351) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1666,00 (Freitag: 1669,00) Dollar gefixt. Ein Kilogramm Gold kostete 38 720,00 (38 530,00) Euro.

"Technisch im Vorteil"

Der Euro hat bereits seit Jahresanfang deutlich Auftrieb, weil Anleger zunehmend davon ausgehen, dass das Schlimmste in Sachen Schuldenkrise in Europa überwunden sein könnte. Zu Wochenschluss war die Gemeinschaftswährung sogar kurzzeitig über die Marke von 1,37 Dollar gesprungen. Für Helaba-Analyst Ralf Umlauf ist klar: "Technisch bleibt der Euro im Vorteil und etwaige Rücksetzer sollten begrenzt bleiben."

Experten erklären die feste Tendenz des Euro nicht nur mit positiven Nachrichten aus Europa, sondern auch mit der ausgeprägten Schwäche anderer Währungen. So hat sich die europäische Schuldenkrise in den vergangenen Monaten deutlich entspannt. Abzulesen ist das unter anderem auch an der Tatsache, dass die EZB als erste große Notenbank ihre Krisenhilfen leicht zurückführen konnte.

Demgegenüber sorgt die Aussicht auf eine ungebremste Geldschwemme anderer Zentralbanken dafür, dass insbesondere der US-Dollar und der japanische Yen schwach tendieren. Immer mehr Experten warnen deshalb vor einem "Währungskrieg", also der Gefahr eines gegenseitigen Abwertungswettlaufs.

Polen diskutiert den Beitritt

Die Diskussion um einen möglichen Beitritt Polens zum Euroraum gab der Währung des Landes Auftrieb: Ein Euro verbilligte sich um bis zu 0,7 Prozent auf 4,133 Zloty. Ministerpräsident Donald Tusk hatte vor dem Wochenende eine offizielle Debatte über eine Einführung des Euro in Polen angekündigt.

Finanzminister Jacek Rostowski regte an, dass sein Land umgehend einen entsprechenden Fahrplan ausarbeitet. In den kommenden Tagen muss laut Börsianern aber mit einem Rücksetzer des Zloty gerechnet werden. Am Mittwoch will die Notenbank ihre Zinsentscheidung bekanntgeben. Analysten rechnen mit einer Senkung um 25 Basispunkte auf 3,75 Prozent.

Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts

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