Zeitweise über 1,41 Dollar Euro gewinnt an Kraft
15.10.2010, 17:00 UhrUS-NotenbankchefBernanke öffnet die Türen für eine neue Lockerungsrunde in der Geldpolitik und sorgt damit für eine Fortsetzung der Dollar-Talfahrt.
Die Aussicht auf eine noch größere Geldschwemme in den USA hat den Euro zeitweise über die Marke von 1,41 Dollar getrieben. Die europäische Gemeinschaftswährung kletterte in der Spitze bis auf 1,4157 Dollar und erreichte damit den höchsten Stand seit Ende Januar.
Bis zum späten Nachmittag büßte der Euro aber die Gewinne ein und rutschte unter 1,40 Dollar. Zuletzt wurde der Euro mit 1,3996 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs gegen Mittag noch auf 1,4089 Dollar festgesetzt. Ein Dollar kostete damit 0,7098 Euro.
"Nach den kräftigen Gewinnen der vergangenen Tage haben einige Marktteilnehmer Gewinne mitgenommen", begründete Experte Thomas Amend vom Bankhaus HSBC den Kursrückgang. Die Aussagen von US- Notenbankpräsident Ben Bernanke hätten zuvor die Erwartung weiterer Stützungsmaßnahmen der Fed untermauert. Bernanke bekräftigte, falls nötig stehe die Notenbank mit weiteren Maßnahmen bereit. Als Hauptgründe für eine mögliche Ausweitung der geldpolitischen Stützung nannte er die niedrige Inflation und den schwachen Arbeitsmarkt.
"In den USA dominiert die Angst vor einem Deflationsszenario", sagte Amend. Insbesondere Japan leidet bereits seit Jahren unter einer schwachen Wirtschaft bei sinkendem Preisniveau. Auch die neuesten Daten zur Konsumstimmung in den USA hätten enttäuscht. So trübte sich das von der Universität Michigan ermittelte Konsumklima im Oktober überraschend ein. Darüber hinaus motiviere die schwache Inflation im September die US-Notenbank zum Handeln. Amend rechnet vor dem Hintergrund der bestehenden Schwierigkeiten der US-Wirtschaft mit einem deutlichen Schritt der Währungshüter. Die zusätzlichen Anleihenkäufe dürften in der Größenordnung von 500 Mrd. Dollar ausfallen.
Nach den am Freitag veröffentlichten Daten sind die Verbraucherpreise in den USA im September langsamer gestiegen als erwartet. Sie kletterten um lediglich 1,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, Analysten hatten mit einem Anstieg um 1,2 Prozent gerechnet. "Sorgen über eine mögliche deflationäre Entwicklung dürften damit weiterhin bestehen bleiben", schrieb Postbank-Analystin Fabienne Riefer. Folglich nehme die Wahrscheinlichkeit zu, dass sich die US-Notenbank für eine Neuauflage des "Quantitative Easing" entscheide, um derartigen Risiken entschieden entgegenzutreten.
Für den Dollar bedeute das eine Dauerbelastung, auch wenn der Rutsch nach unten begrenzt sein sollte, sagte ein Händler. Gerade beim Euro dürfte die Erwartung zusätzlicher Finanzspritzen nun bereits eingepreist sein.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,87750 britische Pfund, 114,28 japanische Yen und 1,3423 Schweizer Franken fest.
Quelle: ntv.de, dpa/rts