"Vieles ist noch in der Schwebe" Euro gibt nach
29.10.2010, 13:03 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Gemeinschfswährung verliert gegenüber US-Dollar und Yen an Boden. Analysten bemängeln die in Brüssel ausgehandelten Vertragsänderungen für einen dauerhaften Euro-Schutzschirm.
Enttäuschung über den Ausgang des EU-Gipfels zur Stabilität des Euro hat die Gemeinschaftswährung zum Wochenschluss belastet. "Vieles ist noch in der Schwebe, und die Beschlüsse des Gipfels sind weit hinter den Vorschlägen der EU-Kommission geblieben", sagte ein Analyst.
Der Euro fiel auf bis zu 1,3806 US-Dollar und war damit rund eineinhalb US-Cent billiger als im späten Vorabendgeschäft. Sollte er auf diesem Niveau ins Wochenende gehen, stünde für den Oktober aber immer noch ein Plus von 1,2 Prozent zu Buche. Händler sprachen daher auch von Gewinnmitnahmen.
Zur japanischen Währung verbilligte sich der Euro auf bis zu 111,52 Yen. Profiteur der Verunsicherung war der Bund-Future, der um bis zu 44 Ticks auf 129,23 Zähler kletterte. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fiel auf 2,530 Prozent.
Beim Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Nicholas Sarkozy eine Vertragsänderung für einen dauerhaften Euro-Schutzschirm durchgesetzt - nach Einschätzung von Analysten der einzige Pluspunkt des Gipfels. Kritisiert wurde, dass weiterhin die Finanzminister über die Verhängung von Sanktionen gegen Mitgliedsländer mit laxer Haushaltsführung entscheiden sollen. Kritisch gesehen wurde zudem die geplante Beteiligung privater Gläubiger, falls es in der Zukunft zur Rettung überschuldeter Staaten kommt.
Das Misstrauen von Anlegern gegenüber Staatsanleihen aus Irland und Griechenland wuchs. "Alle versuchen wieder aus riskanten Anlegen herauszugehen", sagte ein Analyst. Der Risikoaufschlag (Spread) für zehnjährige griechische Papiere im Vergleich zur Bundesanleihe mit gleicher Laufzeit kletterte um 19 auf 826 Basispunkte und lag damit so hoch wie zuletzt zum Monatsbeginn. Der Spread irischer Staatsanleihen stieg um zehn auf 448 Basispunkte.
Der Yen legte auch zum Dollar wieder zu. Für einen Dollar wurden zeitweilig nur 80,54 Yen bezahlt, womit sich der Greenback in der Nähe seines am Montag erreichten 15-Jahres-Tiefs bewegte. Händler erklärten die Yen-Rally mit Dollar- und Euro-Verkäufen von Hedgefonds und japanischen Unternehmen vor dem Monatsende. Japan hat offiziellen Angaben zufolge zwischen dem 29. September und dem 27. Oktober nicht am Devisenmarkt interveniert.
Quelle: ntv.de, rts