Marktberichte

Unsicherheit nach der Italien-Wahl Euro bangt um "Monti-Agenda"

"Jeder hatte gedacht, dass in Europa das Schlimmste vorüber sei."

"Jeder hatte gedacht, dass in Europa das Schlimmste vorüber sei."

(Foto: REUTERS)

Das Szenario einer politischen Blockade in einem hoch verschuldeten Mitglied der Eurozone hält die Devisenmärkte weiter in Atem. In schwierigem Fahrwasser hält sich der Euro knapp über der Marke von 1,30 Dollar.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Die Furcht vor politischem Stillstand in Italien und einem Rückschlag bei Bewältigung der europäischen Schuldenkrise haben den Euro auf ein Sieben-Wochen-Tief gedrückt. Er verbilligte sich auf bis zu 1,3015 Dollar nach 1,3061 Dollar zum New Yorker Vortagesschluss. "Jeder hatte gedacht, dass in Europa das Schlimmste vorüber sei", sagte ein Börsianer. "Aber offenbar kommen in Italien neue Probleme auf uns zu."

Das Mitte-Links-Bündnis hat zwar die Wahlen zum italienischen Abgeordnetenhaus knapp gewonnen - im Senat tritt aber die befürchtete Pattsituation ein, die das Land nicht regierungsfähig machen könnte.

Für die Finanzmärkte wäre es nach allgemeiner Ansicht das beste Szenario gewesen, wenn Pier Luigi Bersani mit dem Bündnis von Mario Monti, der die abzulösende Technokraten-Regierung geführt hatte, eine klare Mehrheit in beiden Häusern übernommen hätte. Damit wäre eine Fortführung des Reformkurses, der sogenannten "Monti-Agenda", wohl ohne größere Probleme möglich gewesen. Diese Mehrheit wurde nicht erreicht.

Die Aussicht auf einen politischen Stillstand hatte den Euro schon im fernöstlichen Handel unter Druck gesetzt. In den Fokus rückten nun wieder der schwache konjunkturelle Ausblick für die Eurozone und die politischen Unsicherheiten in Italien, sagte ein Händler einer japanischen Bank. Ein anderer Devisenhändler hält einen Rückfall bis auf 1,29 Dollar für möglich. Investoren suchten derzeit nach einem neuen Spekulationsobjekt, nachdem in den vergangenen Wochen der japanische Yen im Fokus gestanden habe, fügte er hinzu.

Die Europäische Zentralbank (EZB) errechnete bei der Festlegung der täglichen Referenzkurse am Dienstagnachmittag einen Wechselkurs von 1,3077 US-Dollar für den Euro. Ein Euro entspricht außerdem 120,20 Yen, 0,86330 Pfund Sterling und 1,2167 Schweizer Franken.

In Ungarn belastete die siebte Zinssenkung in Folge den Forint. Für einen Euro mussten 295,41 Forint bezahlt werden nach 294 Forint am Vorabend. Die Zinssenkung in Ungarn sei aber erwartet worden, sagten Händler. Daher falle die Reaktion relativ moderat aus. Die Budapester Notenbank hatte zuvor die Zinsen um 25 Basispunkte auf ein Rekordtief von 5,25 Prozent gesenkt.

Es sei zu erwarten, dass die Zinsen in ebenso kleinen Schritten weiter gesenkt werden - bis auf 4,5 Prozent, erklärte Gergely Gabler, Analyst bei Equilor in Budapest. "Dann wird die Zentralbank vermutlich die Wirkung der Zinssenkungen prüfen, sich die Lage an den internationalen Finanzmärkten anschauen und je nachdem weitere Zinssenkungen beschließen."

Mit Spannung warteten die Anleger in Budapest nun auf die Ernennung des neuen Zentralbank-Gouverneurs am Freitag. Börsianer erwarten, dass Ministerpräsident Viktor Orban einen Vertrauten zum neuen Notenbankchef machen wird. Die Spekulationen ranken sich um Wirtschaftsminister Gyorgy Matolcsy, der als Befürworter unkonventioneller Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur gilt. Dem scheidende Zentralbankchef Andras Simor war von Orban und seinen Anhängern vorgehalten worden, nicht genug für die Wirtschaft getan zu haben.

Quelle: ntv.de, ddi/rts

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