Höhere Risikolust Euro macht Boden gut
05.10.2012, 17:31 Uhr
Kontrollierter Wackelakt auf der 1,30er-Linie.
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Die europäische Gemeinschaftswährung profitiert vom US-Arbeitsmarktbericht. Eine gewisse Skepsis bleibt aber. In den nächsten Monaten müsse sich der Trend bestätigen, meinen Händler.
Positive Signale vom US-Arbeitsmarkt haben am Freitagnachmittag die Risikolust der Anleger an den Devisenmärkten erhöht.
Vor allem die Arbeitslosenquote sorgte für gute Stimmung. Sie fiel im September überraschend auf 7,8 Prozent von 8,1 Prozent im Vormonat und damit auf den niedrigsten Stand seit Januar 2009. Ökonomen hatten mit einem Anstieg auf 8,2 Prozent gerechnet. Die Zahl der Beschäftigten in der US-Wirtschaft stieg wie erwartet um 114.000. "Dass die Arbeitslosenquote deutlich gefallen ist, kann man auf jeden Fall positiv werten", sagte Thomas Amend, Volkswirt bei HSBC Trinkaus. "Es sind wohl tatsächlich neue Stellen geschaffen worden und es haben sich nicht einfach nur weniger Menschen bemüht, einen Job zu finden. Man sieht eine positive Tendenz am US-Arbeitsmarkt, die sich aber in den kommenden Monaten erst noch bestätigen muss."
Omer Esiner, Marktanalyst bei Commonwealth Foreign Exchange, nannte den Arbeitsmarktbericht ordentlich. Der tatsächliche Zustand der US-Wirtschaft werde dadurch aber nicht viel klarer. "Die Reaktion am Devisenmarkt beschränkt sich deshalb auch vornehmlich auf den Wechselkurs von Dollar und Yen." Der Handelstag stehe aber wohl trotzdem im Zeichen höherer Risikofreude.
Der Dollar legte zum Yen auf 78,87 Yen zu. Der als Risikowährung geltende australische Dollar stieg um 0,2 Prozent auf bis zu 1,0271 Dollar. Auch der Euro notierte gegenüber der US-Währung fester bei 1,3037 Dollar. Der Bund-Future fiel in Reaktion auf die US-Daten um 81 Ticks auf 140,86 Punkte.
Hoffnungen auf IWF-Kredit beflügeln Forint
Die Hoffnung auf Fortschritte bei den Verhandlungen Ungarns über Hilfskredite des Internationalen Währungsfonds (IWF) gaben dem Forint Auftrieb. Der Euro fiel um bis zu 1,3 Prozent auf 281,05 Forint. Am Rentenmarkt ging die Rendite der zehnjährigen ungarischen Anleihen auf 7,38 Prozent zurück.
Zuvor hatte der ungarische Wirtschaftsminister György Matolcsy angekündigt, sein Land werde die umstrittenen Pläne für eine Steuer auf Transaktionen der Zentralbank aufgeben. Sie galt als Hürde auf dem Weg zum IWF-Kredit, den Ungarn dringend zur Stützung seiner Wirtschaft braucht.
Die Verhandlungen waren in den vergangenen Monaten immer wieder ins Stocken geraten und zeitweise sogar auf Eis gelegt worden. Grund war eine Reihe umstrittener Gesetzesänderungen. Aus Sicht EU und IWF gefährden einige davon die Unabhängigkeit der ungarischen Notenbank.
Rumänischer Leu fällt auf Zwei-Monats-Tief
Verkäufe spekulativ orientierter Anleger schickten den rumänischen Leu in Richtung seines Rekordtiefs vom August. Ein Euro verteuerte sich um bis zu 0,7 Prozent auf 4,5809 Leu und war damit so teuer wie zuletzt am 6. August. Drei Tage zuvor war er auf ein Rekordhoch von 4,6505 Leu gestiegen.
"Offenbar wollen einige Anleger den Willen der Notenbank zu Interventionen testen", sagte ein Börsianer. Bislang habe sie nicht eingegriffen. In den vergangenen Monaten hatte die Zentralbank mehrfach mit Käufen den Wechselkurs des Leu gestützt.
Im Sommer hatte eine Staatskrise der Währung stark zugesetzt. Die linksgerichtete Regierung von Ministerpräsident Victor Ponta hatte ein Referendum zur Absetzung von Präsident Trian Basescu angestrengt. Trotz einer großen Mehrheit, die für eine Absetzung gestimmt hatte, blieb Basescu im Amt. Die Wahlbeteiligung blieb unter der geforderten Mindestmarke von 50 Prozent.
Quelle: ntv.de, rts