Marktberichte

Abwärtstrend beschleunigt sich Euro nimmt Kurs auf 1,30

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der EU-Gipfel ist vorbei, die Probleme sind noch da und verunsichern weiter die Investoren. Besonders deutlich wird das am Devisenmarkt, wo der Euro deutlich absackt und Boden zu Dollar und Britischem Pfund verliert. Die Gipfelbeschlüsse sind dafür aber nicht der einzige Grund.

Enttäuschung über die EU-Gipfelbeschlüsse hat den Euro am Montag auf den tiefsten Stand seit zweieinhalb Monaten gedrückt. Die Gemeinschaftswährung fiel am Abend bis auf ein Tagestief von 1,3163 Dollar zurück und war damit so billig wie seit Anfang Oktober nicht mehr. Im Vergleich zum New Yorker Schlussgeschäft vom Freitag gab der Euro damit mehr als 2 US-Cent ab. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs gegen Mittag noch auf 1,3251 (Freitag: 1,3384) Dollar festgesetzt.

"Die positiven Aspekte des Gipfels, hier ist die Einigung auf eine Fiskalunion zu nennen, können bestenfalls mittel- bis langfristig eine Hilfe sein. Mehr als ein Signal der Politik, dass man gewillt ist, die Staatsfinanzen ins Lot zu bringen, ist auch diese allerdings nicht", urteilte Commerzbank-Experte Lutz Karpowitz in einem Kommentar.

Die europäischen Regierungschefs hatten sich beim EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag unter anderem auf eine weitere Verschärfung der Haushaltskontrolle in der Euro-Zone geeinigt. Von neuen, großen Kreditpaketen zum Schutz klammer Staaten sahen die Euro-Länder allerdings ab.

Pfund legt zu

Zweifel an einer schnellen Umsetzung der Beschlüsse des EU-Schuldengipfels schickten den Euro auch zum Pfund Sterling auf Talfahrt. Die Weigerung des britischen Premiers David Cameron, die Einigung mitzutragen, und die daraus resultierende mögliche Isolation Großbritanniens spielte Börsianern zufolge keine Rolle. Die Gemeinschaftswährung war mit 0,8473 Pfund so billig wie zuletzt Anfang März.

Italien weiter im Fokus

Gleichzeitig trennten sich Anleger erneut von italienischen Staatsanleihen. Die Renditen der zwei-, fünf- und zehnjährigen Bonds legten zu. Daran änderten weder die leicht rückläufigen Renditen bei der Auktion einjähriger Bonds noch angebliche Stützungskäufe der Europäischen Zentralbank (EZB). Parallel dazu verteuerte sich die Absicherung eines 10 Mio. Euro schweren Pakets italienischer Staatspapiere um 24.000 auf 555.000 Euro.

"Es ist schön, dass sie sich auf koordinierte Richtlinien zur Steuerpolitik geeinigt haben, aber dies löst die grundlegenden Probleme der Schuldenkrise nicht", sagte Investec-Volkswirtin Victoria Cadman. "Wir sind indifferent bei der Frage, ob diese Beschlüsse irgendeinen Effekt haben." Andere Börsianer kritisierten, dass sich die EZB weiterhin weigere, Staatsanleihen von kriselnden Staaten in großem Stil aufzukaufen.

 

Zudem gab die EZB bekannt, in der Woche bis zum Euro-Krisengipfel für weit weniger als 1 Mrd. Euro Staatsanleihen kriselnder Euro-Länder gekauft zu haben. Sie habe Papiere im Wert von 635 Mio. Euro am Sekundärmarkt erworben, teilte die EZB mit - so wenige wie nie seit Wiederaufnahme des Programms im Sommer. In der Woche davor hatte die Summe knapp 3,7 Mrd. Euro betragen.

Seit Mai 2010 hat die Zentralbank damit Bonds im Gesamtwert von 207,5 Mrd. Euro aufgekauft. Das Programm war im August wegen der Probleme Italiens und Spaniens wieder aufgenommen worden. Die EZB hatte im Zuge der Eskalation der Schuldenkrise zuletzt Forderungen nach massiveren Bondkäufen seitens einiger Euro-Länder, mancher Ökonomen und von Marktteilnehmern wiederholt energisch zurückgewiesen.

Quelle: ntv.de, bad/rts

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