Marktberichte

Minizins "nicht länger als nötig" Euro rückt 1,35 auf die Pelle

"Die lockere Geldpolitik erscheint angemessen", sagt der deutsche Finanzminister.

"Die lockere Geldpolitik erscheint angemessen", sagt der deutsche Finanzminister.

(Foto: imago/Christian Ohde)

An den Devisenmärkten wirft ein anstehendes Großereignis seine ersten Schatten voraus: In der kommenden Woche kommen in Washington die US-Währungshüter zum nächsten regulären Zinsentscheid zusammen. Was heißt das für den Euro?

Der Kurs des Euro drückt am Mittwpch  erst leicht nach oben, dann wieder etwas nach unten. Am Abend notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,3530 Dollar und damit noch etwas über den Tiefständen aus dem asiatisch geprägten Handel. In der Nacht war der Euro zeitweise bis auf 1,3520 Dollar gefallen.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Seit Wochenbeginn hat der Euro etwa einen Cent an Wert verloren. Bei der Festlegung der täglichen Referenzkurse hatte die Europäische Zentralbank (EZB) am Dienstagnachmittag einen Wechselkurs von 1,3547 US-Dollar für den Euro errechnet. Ein Euro entsprach außerdem 138,63 Yen, 0,80750 Pfund Sterling und 1,2188 Schweizer Franken.

"Langsam aber sicher scheint sich die Einsicht am Devisenmarkt breit zu machen, dass das Maßnahmenpaket der EZB vergangene Woche doch kein Pappenstiel war", heißt es in einer Tagesvorschau der Commerzbank. Nachdem die erste Reaktion auf die große Lockerungsrunde verhalten war, schwächelt der Euro seit Wochenbeginn leicht. Der EZB dürfte dies nur recht sein, weil eine schwächere Währung Ausfuhren verbilligt und Einfuhren verteuert. Das könnte die Konjunktur und die ungewöhnlich schwache Inflation anschieben.

Angesichts fehlender neuer Impulse bleibt die Aufmerksamkeit vieler internationaler Investoren im Tagesverlauf auf den Euro gerichtet, erklärte ein Devisenmarktexperte. Vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) in der kommenden Woche dürfte sich daran zunächst nur wenig ändern. Der Euro könne sogar die Marke von 1,35 Dollar testen, hieß es.

Der Verkaufsdruck auf den Euro dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit zunehmen, da die Geldpolitik der Fed und der EZB in gegenläufige Richtungen gehen. Die US-Notenbanker ziehen sich seit Monaten schrittweise aus ihren enormen Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur zurück. Die Europäer hatten zuletzt in der Juni-Sitzung eine Ausweitung entsprechender Aktivitäten angekündigt.

Gewichtigster Termin auf der Konjunkturagenda des Tages sind die britischen Arbeitsmarktdaten, die gegen 10.30 Uhr (MESZ) erwartet werden. Sollten sie besser als prognostiziert ausfallen, könnte dies den Euro zum Pfund drücken, der aktuell nahe an der wichtigen Unterstützung bei 0,8000 Pfund notiert. Eine solche Bewegung könnte dann auch der Euro zu Dollar und Yen nachgeben.

Im späten US-Handel tat sich am Devisenmarkt nur wenig. Der Euro pendelte um die Marke von 1,3540 Dollar. Weiterhin zögen Anleger nach den jüngsten Entscheidungen der EZB und angesichts der Drosselung des Quantative Easing in Washington den US-Dollar dem Euro vor, hieß es aus dem Handel.

"Einen exzellenten Job gemacht"

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble verteidigt zuletzt noch einmal ausdrücklich die lockere Geldpolitik der EZB im Grundsatz. Zugleich forderte er die Notenbank allerdings auf, die Zinsen nur so lange extrem niedrig zu lassen, wie dies nötig sei.

Die Zentralbank könne mit ihren Maßnahmen nämlich nicht die Ursachen der Krise beseitigen oder diese lösen, sagte der CDU-Politiker. "Die EZB hat einen exzellenten Job gemacht. Die lockere Geldpolitik erscheint angemessen. Aber die EZB sollte die Zinsen nicht länger als nötig so niedrig lassen."

EZB-Präsident Mario Draghi hatte vergangene Woche den Leitzins für die 18 Euro-Länder fast bis auf null Prozent gekappt und erstmals einen Strafzins für Banken eingeführt, die Geld lieber bei ihr parken als es als Kredite an Unternehmen weiterzugeben. Die Währungshüter wollen in den kommenden Monaten zudem versuchen, mit weiteren milliardenschweren Geldspritzen die Kreditvergabe anzuregen.

In der deutschen Wirtschaft und von vielen Politikern war zuletzt heftige Kritik am Kurs Draghis laut geworden. Schäuble und Bundeskanzlerin Angela Merkel hatten bislang zu den neuen geldpolitischen Schritten der EZB geschwiegen. Draghi besucht Merkel am Mittwoch in Berlin.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/DJ/dpa/rts

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