Flucht in den Franken Euro rutscht ab
08.08.2011, 15:35 Uhr
Gefragt wie nie: Schweizer Franken.
(Foto: dpa)
Der US-Dollar zeigt sich nach der Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA recht stabil. Von einem befürchteten Ausverkauf bei der Leitwährung ist jedoch nichts zu spüren. Der als Krisenanker gefragte Schweizer Franken setzt derweil seinen Kletterkurs fort.
Das Eingreifen der Europäischen Zentralbank hat zumindest am Anleihenmarkt die gewünschte Wirkung erzielt: Dank der Ankäufe durch die EZB fielen die Renditen auf italienische und spanische Staatsanleihen deutlich. Auch die Finanzierungskosten für Portugal, Irland und Griechenland verringerten sich.
Von einem wiederkehrenden Vertrauen der Investoren konnte allerdings keine Rede sein. Zum einen brachte die Herunterstufung der US-Bonität durch die Ratingagentur S&P neue Nervosität in den von Schuldenkrisen beiderseits des Atlantik ohnehin verunsicherten Markt. Und dann ging auch noch die Bundesregierung auf Konfrontationskurs mit europäischen Partnern und sprach sich gegen eine Aufstockung des Rettungsfonds EFSF aus. Der Euro geriet ins Trudeln und rutschte unter 1,42 Dollar. Im frühen Geschäft hatte er noch von der Dollar-Schwäche profitiert und zwei US-Cent höher notiert.
EZB unter Druck
Die EZB reagierte zu Beginn der neuen Woche auf die Probleme vor ihrer Haustür und kaufte nach Aussage von Händlern vor allem fünfjährige Papiere aus Italien und Spanien. Die Renditen der entsprechenden italienischen Anleihen gaben spürbar nach. "Sie kaufen Pakete zu 20 bis 25 Mio. Euro breit am Markt", sagte ein Händler. Insgesamt schätzten Börsianer das Volumen der Käufe der EZB auf etwa zwei Mrd. Euro. Auch bei den als richtungsweisend geltenden zehnjährigen Anleihen der beiden Länder sanken die Renditen deutlich in Richtung fünf Prozent. In der vergangenen Woche hatten sie nahe sieben Prozent gelegen.
Am Wochenende hatten auch die sieben wichtigsten Industrienationen auf die Kurseinstürze an den weltweiten Finanzmärkten reagiert und zugesichert, gemeinsam alles notwendige zu tun, um die Liquidität und Funktionsfähigkeit der Märkte aufrechtzuerhalten. Vor diesem Hintergrund wurden die Aussagen der Bundesregierung als kontraproduktiv gewertet.
"Es war ja der Hauptkritikpunkt am jüngsten Gipfel, dass der Rettungsschirm EFSF ohne Ende Aufgaben bekommen hat aber kein Geld", sagte Rentenstratege Kornelius Purps. EU-Kommissionspräsident Manuel Jose Barroso habe immerhin erkannt, dass eine Aufstockung der Kreditsumme notwendig sei. Die Haltung der Bundesregierung sei kontraproduktiv. "Damit ist klar, dass wir in der Schuldenkrise nicht einen Schritt weiter sind."
Die Skepsis der Investoren ließ sich auch am Kursverlauf der zehnjährigen Bundesanleihen ablesen: Angesichts der EZB-Aktion waren diese im frühen Geschäft um 1,5 auf 106 Punkte abgerutscht. Bis zum Nachmittag hatten die als sicher geltenden Papiere ihre Verluste wieder wettgemacht.
Dollar profitiert
Die US-Währung zeigte sich vergleichsweise robust. Immerhin hat noch nie zuvor eine Ratingagentur den Daumen für die weltgrößte Volkswirtschaft gesenkt. Zum Ausverkauf von US-Anlagen kam es aber nicht. "Das Downgrade der USA war am Markt schon teilweise vorweggenommen", sagte ein Händler. "Ohne diese Erwartungshaltung würde der Euro sicher schon längst unter 1,40 Dollar notieren. Jetzt, wo dieses kaum vorstellbare Ereignis eingetreten ist, kann sich der Dollar auch wieder erholen. Und der Euro könnte angesichts der hausgemachten Probleme ordentlich abrutschen", sagte ein Händler.
Zu einem Korb aus sechs wichtigen Währungen hielt sich der Greenback nahezu unverändert. Zum Schweizer Franken gewann er sogar 0,8 Prozent auf 0,7620 Franken. Allerdings hat die im Status als sichere Anlage schon dem Gold vergleichbare alpenländische Währung seit Jahresbeginn auch 30 Prozent zum Dollar zugelegt. Zehnjährige US-Staatsanleihen stiegen im europäischen Handel in der Spitze um fast einen Punkt auf 105,73 Zähler.
"Auch wenn US-Staatpapiere nun nicht mehr Top-Qualität sind, dürften US-Treasuries ihren Status als Benchmark und Anker für die internationalen Rentenmärkten wohl noch lange Zeit beibehalten", erläuterte ein Börsianer. "Die Tiefe, Breite und Liquidität des Marktes für US-Staatsanleihen, seine herausragende Stellung im weltweiten Finanzsystem, die nach wie vor immer noch hohe Kreditwürdigkeit des Landes sowie das Fehlen einer wirklichen Alternative sprechen dafür."
Quelle: ntv.de, rts