Marktberichte

Gemeinschaftswährung rauscht in die Tiefe Euro sackt unter 1,28 Dollar

Die Einigung über die nächsten Hilfszahlungen an Griechenland beruhigte die Lage in der Eurozone wieder etwas.

Die Einigung über die nächsten Hilfszahlungen an Griechenland beruhigte die Lage in der Eurozone wieder etwas.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Analysten haben recht behalten: Die Erholung der Gemeinschaftswährung ist wohl eher ein Strohfeuer. Zu unterschiedlich sind die eingeschlagenen Wege der Zentralbanken. Nun könne sich Abwärtsbewegung sogar noch fortsetzen.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Die Erholung des Euro ist wie von Marktteilnehmern erwartet offenbar nicht nachhaltig. Innerhalb weniger Minuten fiel die Gemeinschaftswährung im Verlauf von 1,2840 Dollar unter die Marke von 1,28 Dollar und tendierte am Abend bei 1,2780 Dollar. Zuvor hatte die Europäische Zentralbank den Referenzkurs auf 1,2857 Dollar festgesetzt.

Möglicherweise wolle ein großer Marktakteur aus Options-Interesse die Knockout-Schwelle von 1,28 Dollar realisieren, vermutete ein Händler. Gegen diese These spreche jedoch, dass der Euro nach Unterschreiten von 1,28 Dollar nicht rasch wieder steigt, sondern weiter nachgibt. Vielmehr geht es hinab bis 1,2778 Dollar. Nachrichten, die den Euro fundamental belasten könnten, gebe es nicht.

Laut Bank of America-Merrill Lynch wurden einige Stops herausgenommen. Damit stehe ein Test der wichtigen Unterstützung bei 1,2800 Dollar an. Sollte der Euro nachhaltig darunter fallen, könnte es sehr schnell in Richtung 1,25 Dollar gehen. Da der Dollar sich ohnehin in einem Aufwärtsmarsch befinde, könnten einige negative Nachrichten aus Griechenland oder Portugal den Euro weiter drücken. Aktuell steht der Euro bei 1,2780 Dollar.

Noch am frühen Nachmittag hatte die Gemeinschaftswährung 1,2856 Dollar gekostet. Bis dahin hatte sie zwischen  1,2890 und 1,2840 Dollar gependelt. Erst Ende vergangener Woche hatte sie ein Sieben-Wochen-Tief bei 1,2806 Dollar markiert.

Geldpolitik der Notenbanken geht immer weiter auseinander

Doch die Mehrheit der Analysten hatte nicht damit gerechnet, dass die Erholung beim Euro von Dauer sein wird. "Die Geldpolitik der Fed und der Notenbanken in Großbritannien oder Japan gehen immer weiter auseinander, das sollte dem Dollar langfristig einen Vorteil verschaffen", sagte Sim Moh Siong, Stratege bei der Bank of Singapore.

Während die Währungshüter in den USA ihr milliardenschweres Anleihenankaufprogramm reduzieren wollen, dürfte vor allem die Bank of Japan erst einmal an ihrem ultralockeren geldpolitischen Kurs festhalten. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hatte in der vergangenen Woche deutlich gemacht, dass sie der Wirtschaft in der Euro-Zone weiterhin mit Niedrigzinsen zur Seite stehen wird.

Am Rentenmarkt notierte der Bund-Future leicht im Minus. Anleger verkauften den als sicherem Hafen geltenden Terminkontrakt, nachdem sich die Spannungen in der Euro-Zone wieder etwas gelegt haben. In Portugal hatte Ministerpräsident Pedro Passos Coelho am Wochenende mit weitreichenden Zugeständnissen an den kleineren Koalitionspartner CDS-PP die Regierungskrise entschärft. Griechenland muss für die nächste Kredit-Tranche zwar bisher aufgeschobene Einschnitte im öffentlichen Dienst rasch nachholen, kann aber mit der Auszahlung der Hilfsgelder rechnen. Allerdings wird die Tranche erwartungsgemäß in Raten überwiesen.

Klartext vom IWF

Derweil hat der Internationale Währungsfonds (IWF) die Eurozone vor einem Wiederauflodern der Krise gewarnt und EZB in die Pflicht genommen. Die Notenbank soll der Wirtschaft mit allen Mitteln unter die Arme greifen. "Weitere Zinssenkungen, inklusive eines negativen Einlagenzinses, würden die Nachfrage im Euroraum stärken und dem Deflationsdruck begegnen", heißt es im neuen Ausblick des Währungsfonds auf die Eurozone. Dort sieht es laut IWF alles andere als rosig aus: "Die zentrifugalen Kräfte bleiben besorgniserregend und ziehen das Wachstum überall nach unten."

Deshalb sollen die Frankfurter Währungshüter neben Zinssenkungen das volle Arsenal einsetzen. Darunter fallen zum Beispiel neue mehrjährige Langfristtender für Banken und der Kauf von Wertpapieren, um die Kreditkosten für Klein- und Mittelständler im Süden des Euroraums zu drücken.

Zuvor hatte EZB-Präsident Mario Draghi sein Zinsversprechen bekräftigt. "Der Ausstieg aus unserer gegenwärtig stimulierenden Geldpolitik liegt weit entfernt", sagte der Notenbankchef. Der EZB-Leitzins liegt derzeit bei 0,50 Prozent. Zuletzt hatte Draghi eine weitere Senkung nicht ausgeschlossen.

Darüber hinaus fordert der IWF, die Bankenunion schneller auf die Beine zu stellen und schlingernde Banken direkt mit Kapital aus dem EU-Rettungsfonds ESM zu versorgen. Die Entscheidungsmacht über die Abwicklung von Pleitebanken soll vollständig nach Brüssel verlagert werden. Derzeit ist vorgesehen, dass die gemeinsame Bankenaufsicht unter dem Dach der EZB als erste Säule der Bankenunion im Herbst 2014 ihre Arbeit aufnimmt. Für die zweite Säule, die gemeinsame Abwicklungsbehörde und den europäischen Bankenabwicklungsfonds, steht noch kein fester Zeitplan.

Quelle: ntv.de

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