Rekordtief zum Franken Euro sackt weiter ab
16.06.2011, 16:22 UhrAus Furcht von den Folgen der griechischen Schuldenkrise ziehen sich immer mehr Anleger aus dem Euro zurück. Börsianern zufolge verstärken Aussagen eines Sonderberaters des IWFs die Nervosität der Anleger. Zum Franken sackt der Euro auf ein Allzeittief.
Die Talfahrt des Euro setzt sich fort. Zum Dollar fällt die Gemeinschaftswährung auf 1,4089 US-Dollar und damit den niedrigsten Stand seit dem 25. Mai. Der Wechselkurs zum Yen gibt auf 113,71 Japanische Yen nach, so günstig war der Euro zuletzt am 16. Mai zu haben.
Zum Schweizer Franken markiert die Gemeinschaftswährung mit 1,1960 Franken abermalig ein Allzeittief. Weiter ist es der "Gift-Cocktail" aus der Hängepartie um ein neuerliches Hilfspaket für Griechenland und der Sorge um einen Konjunktureinbruch in den USA, der den Euro belastet.
Börsianern zufolge verstärkten Aussagen von Zhu Min, einem Sonderberater des Internationalen Währungsfonds (IWF), die Nervosität der Anleger. Dieser hatte die Lage in Griechenland angesichts der dortigen Regierungskrise als sehr beunruhigend bezeichnet und gleichzeitig betont, dass der IWF bereit stehe, dem hoch verschuldeten Mittelmeer-Anrainer zu helfen.
Die Zeit ist überreif
Die Zeit für Griechenland läuft langsam ab", sagte ein Börsianer. "Es gibt keine einheitliche europäische Haltung und Athen verfügt nicht über den politischen Konsens, weitere Reformen durchzusetzen. Der Markt war nicht darauf vorbereitet, dass die Situation sich derart verschlechtert." Wegen der anhaltenden Proteste gegen den rigiden Sparkurs bildete Griechenlands Ministerpräsident Giorgos Papandreou das Kabinett um und kündigte an, im Parlament die Vertrauensfrage zu stellen.
Die wachsende Furcht vor einer Staatspleite Griechenlands ließ sich auch am Markt für Credit Default Swaps (CDS) ablesen: So verteuerte sich die Versicherung eines zehn Millionen Euro schweren Pakets griechischer Staatsanleihen nach Angaben des Datenanbieters Markit um weitere 174.000 Euro auf ein Rekordhoch von 1,9 Mio. Euro. Auch die CDS anderer hoch verschuldeter Euro-Staaten wie Portugal oder Spanien zogen an. Parallel dazu forderten Investoren immer höhere Risiko-Aufschläge für griechische Staatsanleihen. Die Spreads für zwei- und zehnjährige Bonds stiegen im Vergleich zu den entsprechenden Bundestiteln auf 28,338 beziehungsweise 15,716 Prozent.
Spanische Auktion hilft nicht
Kaum Entspannung brachte die vormittägliche Auktion spanischer Staatsanleihen. Dabei brachten die Iberer zwar Schuldtitel im Volumen von 2,839 Mrd. Euro unter die Anleger. Die Durchschnittsrendite lag aber auf einem Niveau, das ernsthafte Sorgen vor einer Ansteckung widerspiegelt. Zinsstratege Marc Ostwald von Monument Securities bemängelte zudem, dass das Emissionsvolumen am unteren Ende der angepeilten Spanne gelegen habe. Vor diesem Hintergrund weiteten sich die Spreads für bestehende zehnjährige spanische Staatsanleihen auf bis zu 5,752 Prozent.
Für neue Impulse dürften am Nachmittag US-Konjunkturdaten sorgen. Besondere Beachtung sollte dabei der Index für die Wirtschaftsaktivität im Verarbeitenden Gewerbe des Distrikts der Federal Reserve Bank of Philadelphia erfahren. Volkswirte rechnen für Juni mit einem Anstieg auf plus 8,0 von plus 3,9 Punkten im Vormonat.
Zufrieden äußerten sich Börsianer über die Platzierung französischer Bonds im Gesamtvolumen von acht Milliarden Euro. Die Emissionen waren teilweise mehr als zweifach überzeichnet. "Dies zeigt einmal mehr, dass Kern-Europa derzeit en vogue ist", sagte DZ-Bank-Experte Glenn Marci.
Quelle: ntv.de, DJ/rts