Marktberichte

Madrid besorgt sich teures Geld Euro starrt auf die Anleihen

Erst die Ratingrunde, dann die Bonds: Ein weiterer Tag der Wahrheit für Madrid.

Erst die Ratingrunde, dann die Bonds: Ein weiterer Tag der Wahrheit für Madrid.

(Foto: REUTERS)

Die beiden Auktionen mit Staatsanleihen aus Spanien und Italien drücken den Devisenhandel zurück auf alte Bahnen: Der Euro verliert gegenüber dem Dollar weiter an Boden. Neben charttechnischen Signalen befassen sich Analysten vor allem mit dem anstehenden EU-Gipfel.

Die Skepsis im Vorfeld des EU-Gipfels hält die Anleger in der Defensive. Die europäische Gemeinschaftswährung notierte am frühen Nachmittag deutlich unter der Marke von 1,25 Dollar. "Es ist mehr als zweifelhaft, ob ein 'großer Wurf', das heißt der Schritt zu einer Fiskalunion, die diesen Namen verdient, gelingen kann", sagte Analyst Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. "Zu sehr stehen dem nationale Interessen und Befindlichkeiten im Wege."

Der Euro lag zuletzt bei 1,2463 und damit deutlich schwächer als am Morgen. Die Devisenanalysten der Commerzbank erwarten kurzfristig eine Konsolidierung. Die entsprechenden charttechnischen Signale mehrten sich, sagte Coba-Analystin Karen Jones. Der insgesamt abwärtsgerichtete Ausblick der Gemeinschaftswährung ändere sich zwar nicht, kurzfristig könnte aber eine Erholung des Euro zu den Widerstandsmarken bei 1,2583, 1,2608 und 1,2746 US-Dollar anstehen. Aktuell liege eine erste Unterstützung liege bei 1,2435 Dollar.

Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,2475 (Montag: 1,2488) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8016 (0,8008) Euro. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,79960 (0,80285) britische Pfund, 98,97 (99,57) japanische Yen und 1,2010 (1,2008) Schweizer Franken fest.

Der zeigte am Devisenmarkt kaum Auswirkungen. Händler argumentierten, der Schritt sei im Grunde erwartet worden. Am späten Vorabend hatte Moody's 28 spanische Geldhäuser teils drastisch abgestuft.

Ausschlaggebend für die Herabstufung waren den Analysten zufolge hohe Risiken in den infolge notleidender Hypothekenkredite bei zusehends begrenzten Möglichkeiten des Zentralstaats, den Banken zu helfen. Vor rund zwei Wochen hatte Moody's bereits die stark herabgestuft.

Um so stärker rückte im Tagesverlauf eine Versteigerung kurzfristiger Geldmarktpapiere Spaniens in den Fokus. Bei der ersten Auktion nach dem Rettungsantrag für den maroden Bankensektor bekommt Spanien am Geldmarkt heftigen Gegenwind zu spüren.

Kalter Wind am Kapitalmarkt

Spanien konnte sich nur zu stark erhöhten Zinsen Geld am Kapitalmarkt beschaffen. Zudem war die Nachfrage nach den Papieren rückläufig. Bei einer Auktion eines Dreimonatspapiers stieg die Rendite binnen Monatsfrist von 0,846 Prozent auf 2,362 Prozent. Sie verdreifachte sich also nahezu. Ein Titel mit sechsmonatiger Laufzeit rentierte mit 3,237 Prozent und damit fast doppelt so hoch wie bei einer Auktion vor einem Monat. Der spanische Staat sammelte insgesamt 3,08 Mrd. Euro ein, etwas mehr als geplant.

Auch Italien tat sich schwer. Die zu zahlenden Renditen bei einer Versteigerung von Staatspapieren legten spürbar zu, allerdings nicht ganz so kräftig wie in Spanien. Italien gelang es, fast so viel Geld wie gewünscht einzusammeln. So brachte eine Nullkupon-Anleihe, die keine festen Zinszahlungen vorsieht und 2014 fällig wird, knapp drei Milliarden Euro ein und rentierte mit 4,712 Prozent. Ende Mai hatte Italien mit 4,04 Prozent aber noch deutlich weniger Rendite bieten müssen. Zum Vergleich: Deutschland kann sich für zwei Jahre derzeit fast zum Nulltarif refinanzieren.

Spanien hatte den bereits vor zwei Wochen angekündigten Rettungsantrag Anfang der Woche offiziell in Brüssel eingereicht, ohne allerdings eine genaue Summe zu nennen. Grundlage soll das vergangene Woche vorgelegte Ergebnis einer Untersuchung durch private Wirtschaftsprüfer sein. Diese haben eine Kapitallücke von maximal 62 Mrd. Euro ermittelt.

HSBC empfiehlt die Krone

In einer ganz anderen Region Europas Richtung erkannten Devisenanalysten von HSBC neue Chancen: Ihrer Ansicht stehen die Zeichen für die Norwegische Krone derzeit gut. Mit den Äußerungen der Norges Bank, die in der vergangenen Woche stärker geldpolitische Straffungen betont habe als dies erwartet worden sei, falle ein wichtiger Bremsklotz für die Norwegische Krone weg.

Die norwegische Zentralbank habe vor dem Hintergrund der Euro-Krise und den trüben Wachstumsaussichten die Notwendigkeit einer festen Währung hervorgehoben. Der Euro wird aktuell mit 7,4952 Kronen gehandelt, die Experten nennen ein Kursziel von 7,2020 Kronen. Eine Unterstützung liege bei 7,6660 Kronen.

Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts

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