Robuste Konjunkturdaten Euro testet 1,33
06.08.2013, 14:55 Uhr
Zwei Wirtschaftsräume auf der Waagschale: Erholt sich die Eurozone langsamer als das Dollargebiet?
(Foto: Reuters)
Unerwartet robuste Konjunkturdaten stärken die Gemeinschaftswährung. Die Entwicklung im gemeinsamen Währungsraum schiebt auch etwas die ebenfalls gute Stimmung der US-Einkaufsmanager im Bereich Dienstleistungen in den Hintergrund, die zuvor noch dem Dollar Auftrieb gegeben hatte.
Der Euro hat mit soliden Wirtschaftsdaten aus Italien und Deutschland im Rücken zugelegt. Am Nachmittag kostet die Gemeinschaftswährung 1,3296 Dollar und unternimmt einen neuen Anlauf auf die 1,33er Marke. Einstweilen unbewegt präsentiert sich der Anleihemarkt. Die Rendite der zehnjährigen Treasurys verharrt bei 2,64 Prozent.
Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3280 (Montag: 1,3257) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7530 Euro. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,86575 britische Pfund, 130,27 japanische Yen und 1,2313 Schweizer Franken fest.
Italiens Wirtschaft könnte Boden gefunden haben
Die italienische Wirtschaft ist im zweiten Quartal weniger stark geschrumpft als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt sank um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Volkswirte hatten dagegen mit einem doppelt so starken Rückgang gerechnet. "Die Wirtschaftsaktivität Italiens könnte im ersten Halbjahr ihren Boden gefunden haben", sagt Annalisa Piazza von Newedge.
"Die sich fortsetzende Verbesserung der italienischen Frühindikatoren weist in die richtige Richtung und stützt unsere These, dass sich die Wirtschaftsaktivität im dritten Quartal stabilisiert", sagt Loredana Federico von UniCredit.
In Deutschland haben die Industrieunternehmen im Juni weitaus mehr Aufträge als erwartet bekommen. Obwohl die Pariser Luftfahrtmesse dabei eine tragende Rolle spielte, sehen Volkswirte von den Daten doch die jüngsten Anstiege der Konjunkturfrühindikatoren bestätigt. Das sind gute Vorzeichen für ein anhaltendes, wenn auch nicht gerade dynamischen Wirtschaftswachstum. Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Bestellungen um 3,8 Prozent, während Volkswirte nur einen Zuwachs von 1,0 Prozent erwartet hatten. Zudem gingen die Orders im Mai nur um 0,5 Prozent zurück. Vorläufig war hier ein Minus von 1,3 Prozent gemeldet worden. Die Auftragseingänge lagen damit, bedingt durch überdurchschnittlich viele Großaufträge, so hoch wie zuletzt Mitte 2011.
US-Konjunkturdaten stützten Dollar
Am Morgen hatten noch überraschend gute Konjunkturdaten aus den USA vom Wochenbeginn die europäische Gemeinschaftswährung wieder deutlich unter der Marke von 1,33 Dollar gedrückt. In der größten Volkswirtschaft der Welt war die Stimmung der Einkaufsmanager im Bereich Dienstleistungen im Juli deutlich besser ausgefallen als erwartet.
Derweil rechnet Barclays in Bälde mit einem Anstieg des Euro zum Schweizer Franken. Die 200-Tage-Linie bei 1,2250 Franken und die Trendlinie bei 1,2267 Franken lieferten der europäischen Währung Unterstützung. Beim aktuellen Stand von 1,2309 Franken - nach einem Sechs-Wochen-Tief bei 1,2266 Franken ebenfalls am Dienstag - sieht die Bank eine Erholung in Richtung 1,2360 Franken. Ein Verkauf käme dann wieder am Widerstand bei 1,2395 Franken in Betracht.
Die Dankse Bank hält den Euro zur Schwedischen Krone für stark überkauft und erachtet ein Niveau von 8,53 Kronen je Euro für realistischer. Zurzeit werden für einen Euro 8,71 Kronen bezahlt. Dieses hohe Niveau sei schwer zu erklären, merkt die Bank mit Blick auf die jüngste Entwicklung von Zinsraten und Volatilität an. Die zunehmende Stärke der schwedischen Wirtschaft dürfte vielmehr für eine rasche Aufwertung der Schwedischen Krone sprechen. So habe sich im Juli etwa der Einkaufsmanagerindex in Schweden auf 56,6 verbessert nach 44,9 im Vormonat.
Zinssenkung in Australien
Mit steigenden Kursen reagiert am Morgen der australische Dollar (Aussie) auf die Zinssenkung durch die Reserve Bank of Australia (RBA). Die Zentralbank des Landes schraubte ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf das historisch niedrige Niveau von 2,50 Prozent. Der Aussie steige "nicht weil sie etwas 'bearishes' gemacht haben, sondern weil der Markt short positioniert in das Treffen gegangen ist", sagte Marktexperte Stuart Ive von OM Financial. Einige Akteure hätten im Vorfeld sogar eine Senkung um 50 Basispunkte ins Gespräch gebracht.
Insgesamt sei die Zinssenkung bereits eingepreist gewesen, was auch den plötzlichen Anstieg des Aussie erkläre, meinte Ive. Gleichwohl rechnet der Analyst damit, dass die australische Devise schnell wieder unter Druck geraten wird. Aktuell kostet der Aussie-Dollar 0,8976 US-Dollar, verglichen mit 0,8923 vor der Zinssenkung. Unterstützung sieht der Experte bei 0,89 US-Dollar, einen Widerstand bei 0,9020 US-Dollar.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ/rts/dpa