Wer hat Angst vor S&P? Euro über 1,29 Dollar
11.10.2012, 14:22 Uhr
Spanien und der Euro: Derzeit ist das keine Erfolgsstory.
(Foto: REUTERS)
Die Ratingagentur S&P kann die Anleger mit der Herabstufung Spaniens nicht verschrecken – ganz im Gegenteil. Viele Anleger setzen nun darauf, dass nun endlich Bewegung in die Sache kommt und die Spanier endlich einen ESM-Hilfsantrag ausfüllen. Der Euro stabilisiert sich über der Marke von 1,29 Dollar.
Die Herabstufung der Kreditwürdigkeit Spaniens durch die US-Ratingagentur Standard & Poor's hat Euro- und Rentenanleger kaum beeindruckt. Im Gegenteil: Viele rechnen nun mit einem baldigen Hilfsantrag der Madrider Regierung an die Adresse des europäischen Rettungsfonds ESM.
Der Euro zog auf 1,2925 Dollar an und notierte damit rund einen halben US-Cent höher als am Vorabend in New York. Am Morgen war er noch bis auf 1,2826 Dollar abgerutscht, als Anleger in der Entscheidung vor allem eine Eskalation der Schuldenkrise witterten. Dies hatte zunächst auch die Renditen der spanischen und italienischen Staatsanleihen in die Höhe getrieben. Doch auch am Rentenmarkt drehte der Wind, so dass die Renditen am Nachmittag wieder in etwa das Vortagesniveau erreichten.
Am Mittwochabend hatte die S&P die Bonität Spaniens auf "BBB-" gesenkt. Damit rangiert das Land nur noch eine Stufe über dem Ramsch-Status. Zudem senkten die Rating-Experten den Ausblick auf "negativ". "Damit dürfte Spanien einen kräftigen Stoß in Richtung Anfrage nach Unterstützung an die europäischen Partner erhalten haben", stellten die Analysten der Essener National-Bank fest. Schon beim nächsten EU-Gipfel könnte ein spanischer Hilfsantrag zur Sprache kommen. Währungsstratege Lohmann Rasmussen von der Danske Bank sieht das ähnlich. Ein Hilfsantrag der Spanier sei nun wahrscheinlicher geworden, erklärte er.
Erst wenn die Spanier den Hilfsantrag gestellt haben, kann die EZB am Sekundärmarkt Anleihen kaufen. Dazu hat sie eigens ihr neues OMT-Programm aus der Taufe gehoben. An den Märkten wird spekuliert, wie die EZB damit umgehen wird. "Der Markt will einfach die Karten der EZB sehen, darauf warten alle", fasste ein Börsianer zusammen. Viele Anleger hätten ein massives Eingreifen der Währungshüter schon in den Kursen eingepreist.
Am Rentenmarkt grenzten die spanischen Anleihen denn auch ihre anfänglichen Verluste deutlich ein, so dass die Rendite mit 5,86 Prozent wieder fast das Vortagesniveau von 5,83 Prozent erreichte. Zuvor waren sie zeitweise auf 5,96 Prozent geklettert.
Deutsche Staatsanleihen grenzen Gewinne ein
Unterstützt wurde die Stimmung vom guten Verlauf einer italienischen Anleihe-Auktion. Italien musste zwar für die Anleihen mit einer Laufzeit von drei Jahren wieder mit 2,86 (zuvor 1,75) Prozent eine höhere Rendite bieten. Doch war dies vor allem auf den Anstieg der Renditen am Sekundärmarkt in den vergangenen Tagen zurückzuführen - und der Zins lag noch deutlich unter dem Niveau vom Juni, als Italien den Anlegern für ähnliche Kredite mehr als fünf Prozent zahlen musste. Zudem konnte die Regierung mit 3,75 Mrd. Euro so viel Geld wie maximal geplant einnehmen. Auch die Überzeichnung war mit dem 1,67-Fachen höher als zuletzt. "Das war eine sehr starke Auktion mit einer guten Nachfrage und einer sehr guten Prämie", erklärte Artis Frankovics, Stratege bei Nomura in London.
Die Kurse der zehnjährigen italienischen Anleihen drehten ins Plus, so dass die Rendite auf 5,09 von 5,11 Prozent am Vorabend fiel. Am Morgen war die Rendite zeitweise noch bis auf 5,19 Prozent geklettert.
Während die Anleger bei den italienischen Anleihen wieder zugriffen, ließ der Appetit auf deutsche Papiere - sie gelten als sicherer Hafen - nach. Der Bund-Future grenzte seine Gewinne deutlich ein und lag am Nachmittag mit 141,47 Zählern nur noch 24 Ticks im Plus. Am Morgen hatte er in der Spitze 67 Ticks auf 141,30 Punkte zugelegt. Die Rendite der zehnjährigen deutschen Bundesanleihen lag mit 1,48 Prozent leicht unter dem Vortagesniveau von 1,50 Prozent, aber über dem im frühen Handel erreichten Tagestief von 1,45 Prozent.
Quelle: ntv.de, rts