EZB befeuert Zinsgerüchte Euro über 1,36 Dollar
18.02.2011, 16:47 UhrIm Kampf gegen die Inflation steht die Europäische Zentralbank laut Direktoriumsmitglied Lorenzo Bini Smaghi Gewehr bei Fuß, die Zinsen künftig zu erhöhen. Der Euro reagiert prompt.
Kommentare von EZB-Mitglied Lorenzo Bini Smaghi zu möglichen Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank haben den Euro angetrieben. Die Gemeinschaftswährung machte frühe Verluste wieder wett und kletterte auf 1,3630 US-Dollar nach rund 1,36 US-Dollar am Vortag.
"Die Anleger haben die Äußerungen von Bini Smaghi als Anlass genommen, um Euro zu kaufen", sagte ein Händler. Bin Smaghi sagte laut Agentur Bloomberg, dass sich der Inflationsdruck verfestige und die Zentralbank ihre stimulierende Geldpolitik womöglich graduell korrigieren müsse. Die EZB müsse bei Bedarf auch vorsorglich handeln. Der Euro stieg danach auf ein Tageshoch von 1,3645 US-Dollar. Die Aussicht auf höhere Zinsen macht Anlagen in der entsprechenden Währung attraktiver.
Wie geht's weiter mit der Schuldenkrise?
Insgesamt bleibe die Stimmung aber gegen die Gemeinschaftswährung gerichtet, bemerkte Ian Stannard, Währungsstratege bei BNP Paribas. "Jede Bewegung wird kurzlebig sein, da das Thema Euro-Schuldenkrise und welche Lösungen dafür gefunden werden am Markt dominiert." Entsprechend im Fokus standen die Aussagen der Politiker auf dem Treffen der Gruppe der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) - dort gingen die Meinungen über Lösungen zum Abbau von weltweiten wirtschaftlichen Ungleichgewichten bereits in den Vorgesprächen auseinander. "Daher glauben wir nicht, dass bereits an diesem Wochenende definitive Ziele und Maßnahmen verabschiedet werden", urteilten die Analysten der Helaba. "Der Einfluss auf das Marktgeschehen sollte sich in Grenzen halten."
Portugal sorgt für Unruhe
Zum Schweizer Franken fiel der Euro auf ein Zwei-Wochen-Tief von 1,2896 Franken. Spekulationen über einen baldigen Hilfsantrag des verschuldeten Portugals trieben die Investoren in die als sicherer Hafen geltende Währung. Zudem kletterte die Rendite für die fünfjährigen portugiesischen Staatsanleihen bis auf ein Euro-Allzeithoch von 7,196 Prozent. "Das ist die generelle Unsicherheit in Bezug auf Portugal", sagte ein Händler.
Die Länder der Europäischen Union rechnen Kreisen zufolge damit, dass das südeuropäische Land bis April wohl doch unter den Euro-Rettungsschirm flüchten muss. Allerdings schwächte sich die Rendite der Portugal-Bonds auf 7,11 Prozent ab, nachdem Gerüchte über Käufe der EZB aufkamen. Der Bund-Future verlor 51 Ticks auf 123,23 Zähler. Die Rendite der dem Terminkontrakt zugrundeliegenden zehnjährigen Bundesanleihe lag bei 3,242 Prozent.
Quelle: ntv.de, rts