Der Deckel ist ab Euro über 1,45 Dollar
12.04.2011, 17:00 UhrDer Euro springt erstmals seit 15 Monaten wieder über die Marke von 1,45 US-Dollar. Trotz eines stärker als erwarteten Preisanstiegs in den USA rechnen Devisenexperten mit einem anhaltenden Zinsvorteil in Europa, was der Gemeinschaftswährung Rückenwind gibt.
Der Euro hat am Dienstagmittag erstmals seit Januar 2010 wieder die Marke von 1,45 US-Dollar überwunden. Die Gemeinschaftswährung verteuerte sich auf bis zu 1,4520 Dollar. Bei 1,45 Dollar lagen laut Händlern wichtige charttechnische Marken am Optionsmarkt.
Treibender Faktor waren die Erwartungen steigender Zinsen. "Der Euro wird unterstützt von der Erwartung höherer Zinssätze und Nachrichten, wonach China sein Bekenntnis zum Kauf europäischer Anleihen bekräftigte", sagte Camilla Sutton, Chef-Währungsstrategin bei Scotia Capital Markets in Toronto.
Spanischen Regierungskreisen zufolge hat China dem südeuropäischen Land seine Hilfe bei der Finanzierung der Bankenbranche zugesagt. Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao habe keine Summen genannt, sagten Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur Reuters nach Gesprächen von Spaniens Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero in Peking. Zudem habe Wen versichert, weiterhin spanische Staatsanleihen zu kaufen. Den Kreisen zufolge hält China zwölf Prozent der spanischen Staatsanleihen, die sich in ausländischer Hand befinden. Der Renditeaufschlag für zehnjährige spanische Staatsanleihen zur Bundesanleihe mit gleicher Laufzeit fiel auf 171 Basispunkte und damit den tiefsten Stand seit Anfang Februar.
Griechenland hat sich derweil mehr Geld am Markt geliehen als ursprünglich geplant. Bei der Ausgabe eines Geldmarktpapiers mit einer Laufzeit von sechs Monaten nahm das schuldengeplagte Land 1,625 Mrd. Euro ein, angestrebt waren 1,25 Mrd. Euro. Die Durchschnittsrendite lag mit 4,8 Prozent nur leicht über dem Niveau der vorangegangenen Auktion. 41 Prozent der Papiere seien an Käufer aus dem Ausland gegangen, sagte der Chef der Schuldenagentur, Petros Christodoulou.
Dollar-Schwäche
Neben solch stützenden Faktoren für den Euro belasten zudem frische Konjunkturdaten die Konjunktureinschätzungen für die USA. Die Einfuhrpreise in den USA waren im März mit 2,7 Prozent stärker als erwartet und so stark wie seit Juni 2009 nicht mehr geklettert. Analysten zufolge geht dies allerdings vor allem auf gestiegenen Energie-Preise zurück. Laut Händlern rechnet der Markt weiterhin mit einem schnelleren Anstieg der Leitzinsen in der Euro-Zone als in den USA. Hinzu kommt das höher als erwartet ausgefallene US-Handelsbilanzdefizit. Die Daten könnten als Beleg für ein unter den Vorhersagen rangierendes US-Wachstum gewertet werden.
Zum Pfund Sterling verteuerte sich der Euro nach dem unerwarteten Rückgang der Inflationsrate in Großbritannien auf bis zu 89,04 Pence. Die Inflationsrate im Vereinigten Königreich war im März im Vergleich zum Vorjahresmonat auf vier Prozent gefallen, Analysten hatten mit einem Verharren bei 4,4 Prozent gerechnet. "Die Aussichten für eine Zinserhöhung im Mai haben sich deutlich reduziert", kommentierte ING-Analyst James Knightley. Derzeit liegt der Leitzins der Bank of England noch bei 0,5 Prozent, während die EZB in der Vorwoche - bei einer niedrigeren Inflationsrate - bereits ihren Leitzins auf 1,25 Prozent angehoben hatte. Der Gilt-Future auf britische Staatsanleihen zog 94 Ticks auf 116,92 Zähler an.
Die steigenden Kurse britischer Anleihen zogen laut Händlern auch den Bund-Future mit nach oben. Der Terminkontrakt auf die zehnjährige Bundesanleihe stieg um 58 Ticks auf 120,47 Zähler. Die Rendite der Papiere fiel auf 3,450 Prozent. Unterstützung erhielten die Rentenkurse zudem von der erneuten Verschärfung der japanischen Atomkrise. Japans Atomaufsicht hatte erstmals eingestanden, dass Fukushima auf der Internationalen Bewertungsskala für atomare Ereignisse auf die höchste Stufe 7 statt bislang 5 einzuordnen ist. Damit wäre sie dem Desaster in Tschernobyl im Jahr 1986 gleichgestellt.
Yen steigt nur kurz
Der Yen kann frühe Zugewinne gegenüber Euro und Dollar nicht halten. Zwischenzeitlich mussten für einen Euro lediglich 120,15 Yen bezahlt werden, im Handelsverlauf wertete der Euro jedoch wieder auf 122,13 Yen auf. Ein US-Dollar kostete im Tief 83,46 Yen, zog bis zum Nachmittag aber wieder bis auf 84,15 Yen an.
Quelle: ntv.de, nne/rts