Unter 1,39 Dollar Euro weitet Verluste aus
08.11.2010, 16:15 UhrDer Euro rutscht zum Auftakt der neuen Handelswoche unter die große Marke von 1,40 US-Dollar. Damit setzt sich die Erholung des Greenback seit der Entscheidung der US-Notenbank, die Geldmenge auszuweiten, fort. Im Handel heißt es, dass sich die Investoren nun wieder zunehmend den Problemen der Eurozone zuwenden.
Der Euro verliert zum Wochenauftakt an Kraft und steht wieder deutlich unter der Marke von 1,40 US-Dollar. Am Freitag war die Gemeinschaftswährung noch über der "big figure" gehandelt worden. Der Euro fiel auf bis zu 1,3892 Dollar nach 1,4031 Dollar zum US-Handelsschluss. Damit lag der Kurs wieder auf dem Niveau von vor der Fed-Sitzung der vergangenen Woche. Zur japanischen Währung gab der Euro auf bis zu 114,28 Yen nach.
Händler sprechen von einer Euro-Schwäche und einer Korrektur der jüngsten Gewinne, nachdem der Euro in der vergangenen Woche noch bis auf 1,42 Dollar gestiegen war. "Der Dollar und der Euro haben unterschiedliche Probleme, aber sie haben beide Probleme", sagte ein Währungsstratege.
"Der gute US-Arbeitsmarktbericht von Freitag hat die Ängste der letzten Woche entkräftet. Das war ein Paukenschlag, der dem Euro den Wind aus den Segeln genommen hat", sagte Helaba-Analystin Viola Stork. "Der Markt schaut jetzt wieder auf die Euro-Peripherie."
Händlern zufolge gibt es derzeit unter Investoren Befürchtungen, dass Irland sein Sechs-Milliarden Euro schweres Sparpaket nicht geschnürt bekommt. Die Regierung in Dublin hat nur eine hauchdünne Mehrheit im Parlament, die Opposition lehnt den Sparhaushalt ab. Händler verwiesen zudem auf Zeitungsberichte, denen zufolge es für Irland sehr schwer werden dürfte, den internationalen Kapitalmarkt anzuzapfen.
Die Nervosität der Anleger spiegelte sich am Markt für Credit Default Swaps (CDS) wider: Die Kosten für die Versicherung eines zehn Millionen Euro schweren Kredites der Insel-Republik gegen Zahlungsausfall verteuerte sich dem Datenanbieter CMA zufolge auf 607.000 Euro, nach 578.000 Euro am Freitag. Der Risikoaufschlag (Spread) für zehnjährige irische Anleihen zur Bundesanleihe mit gleicher Laufzeit stieg auf 557 Basispunkte und lag damit so hoch wie noch nie seit der Euro-Einführung. Gleiches galt für die portugiesischen Spreads mit 456 Basispunkten.
Auch der unerwartete Rückgang der deutschen Industrieproduktion im September drückte den Euro."Man kann mit dem leichten Rückgang im September leben", kommentierte DekaBank-Volkswirt Andreas Scheuerle. "Es zeichnet sich ein Bild einer Industrie und auch einer Volkswirtschaft, die weiter wächst, aber mit moderaterem Tempo."
Für Wirbel sorge der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble, der einer Transfer-Union eine Absage erteilt habe. Privatgläubiger müssten gegebenenfalls einen Abschlag auf ihre Forderungen hinnehmen. "Nun fragen sich die Anleger, inwieweit sie die Risiken tragen wollen", so ein Händler. Andererseits erscheine die Situation in Griechenland nach den Kommunalwahlen stabiler, Neuwahlen des National-Parlaments und ein Machtvakuum drohten nun nicht mehr. Der Risikoaufschlag für griechische Anleihen sank leicht auf 913 Basispunkte.
Der Dollar wiederum wird etwas gestützt auch von Aussagen von US-Finanzminister Timothy Geithner, nach denen die USA weiterhin eine Politik des starken Dollar verfolgten. Das sei eine Reaktion auf Kritik, die asiatische Finanzminister auf der APEC-Tagung an der lockeren Geldpolitik in den USA geäußert hatten.
Aus technischer Sicht sei der Euro bei 1,3860 Dollar unterstützt. Die Marke von 1,40 Dollar gilt nun wieder als Widerstand.
Quelle: ntv.de, rts/DJ