Marktberichte

Schuldenkrise trübt die Stimmung Euro weitet Verluste aus

Der Euro fällt unter die Marke von 1,42 US-Dollar. Die Gemeinschaftswährung wird derzeit vor allem durch zwei Faktoren belastet: Zum einen sorgen schlechte Konjunkturdaten aus großen Industrieländern für eine hohe Risikoscheu unter den Anlegern, was den Dollar stützt. Zum anderen lastet die ungelöste Schuldenkrise den Euro.

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(Foto: dapd)

Angesichts der Fülle von Problemen in der Euro-Zone  bleibt die Gemeinschaftswährung unter Druck. Zum Dollar fiel der Euro am Nachmittag im Tagestief auf 1,4065 US-Dollar. Vor einer Woche war er gut vier US-Cent teurer gehandelt worden. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitagmittag noch auf 1,4255 Dollar festgesetzt.

Händler begründeten das Absacken mit der Schuldenkrise der Eurozone. Außerdem bleibe die Risikoaversion vieler Anleger nach dem schwachen Arbeitsmarktbericht aus den USA vom Freitag hoch. Das stütze den Dollar. Vor diesem Hintergrund ging es für die Einheitswährung auch gegen den Schweizer Franken nach unten.  Die Abwertung des Euro ging einher mit einem weiteren Ausverkauf an den Aktienmärkten. Gleichzeitig stiegen die Notierungen von als sicher geltenden Rentenpapieren auf neue Rekordstände. "Investoren verringern ihre Risiken, so gut sie nur können", betonte ein Devisenhändler.

Für Verunsicherung sorgt insbesondere Griechenland. Der größte Schuldensünder Europas kann seine Haushaltsziele, die Grundlage der internationalen Hilfszahlungen sind, in diesem Jahr aller Voraussicht nach nicht einhalten. Die Gespräche mit den Geldgebern von IWF, EU und EZB sind deshalb unterbrochen. Außerdem beschreiben Analysten die Sparanstrengungen Italiens als halbherzig. Aus der Slowakei hieß es, das Parlament werde erst im Dezember über den Rettungsschirm EFSF entscheiden.  

Ungelöste Schuldenkrise

Und auch in Deutschland kocht die Debatte um die Euro-Rettung hoch: Das Bundesverfassungsgericht entscheidet am Mittwoch darüber, ob das Parlament stärker in Entscheidungen über Kreditzusagen einbezogen werden muss. In den Regierungsparteien werden unterdessen die Rufe nach einem Austritt Griechenlands aus dem Euro lauter. "Zusammen mit den zähen Verhandlungen über die von Finnland geforderten Sicherheiten bei weiteren Hilfskrediten für Griechenland & Co. vermittelt das alles ein Bild zunehmender Handlungsunfähigkeit der Eurozone, die eigene Währung im aktuellen Zuschnitt zu retten", hieß es in einem Kommentar der HSH Nordbank.

Wenig ermutigend sind auch die Aussagen der Ratingagentur S&P. Diese hat am Wochenende mitgeteilt, dass die Agentur für den Fall der Emission von Euro-Bonds diesen die Bonitätsnote des schwächsten teilnehmenden Landes geben würde. "Wir sprechen hier also von Griechenland und damit von Junk-Status", kommentierte das Bankhaus Metzler. Euro-Bonds sind gemeinsame europäische Staatsanleihen, die es allerdings noch nicht gibt.

Als sichere Häfen wurden wieder einmal die Bundesanleihen gekauft. Zehnjährige Papiere rentierten mit 1,914 Prozent so niedrig wie noch nie. Die Risikoprämien italienischer und spanischer Anleihen zogen dagegen zu den vergleichbaren Bundesanleihen wieder an. Die Rendite zehnjähriger italienischer Papiere stieg auf knapp 5,5 Prozent. In den vergangenen Tagen hatten Anleihenkäufe der EZB dafür gesorgt, dass sie sich knapp über fünf Prozent hielt. Anfang August hatte die Angst, dass die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone auch Kredite des Rettungsschirms brauchen könnte, die Rendite bis auf 6,5 Prozent getrieben. Spanische Zehnjährige rentierten mit 5,328 Prozent.

Wie angespannt die Lage an den Finanzmärkten nach wie vor ist, lässt sich auch im Euro-Geldhandel beobachten, wo sich Geschäftsbanken untereinander mit Euro-Liquidität versorgen. Statt kurzzeitig Euro-Bestände zu verleihen, parken Banken die Liquidität in großem Stil bei der Europäischen Zentralbank. In der lediglich mit 0,75 Prozent verzinsten Einlagenfazilität der Notenbank horten Banken mittlerweile mehr als 150 Mrd. Euro.

Die Höhe der Banken-Einlagen bei der EZB ist ein Indikator für den Interbanken-Verkehr und damit für das Vertrauen in die Banken untereinander. Je mehr sie bei der EZB deponieren, um so weniger vertrauen sie sich gegenseitig.

Warten auf Trichet

Analysten rechnen damit, dass die EZB wegen der unsicheren Konjunkturlage weitere Zinserhöhungen erst einmal auf die lange Bank schieben wird. EZB-Chef Jean-Claude Trichet werde am Donnerstag nach der Sitzung der Zentralbank wahrscheinlich auf die Formulierung der erhöhten Wachsamkeit verzichten, mit der eine Zinserhöhung im Oktober angekündigt würde, erklärte Helaba-Analystin Viola Stork. "Fiele auch der Passus weg, wonach eine genaue Beobachtung der Inflationsentwicklung nötige sei, wäre dies ein Signal für das Ende der Zinserhöhungen, was wir derzeit für das wahrscheinlichste Szenario erachten." Zuletzt hatten Anleger vermehrt Geld in der Eurozone angelegt, weil sie auf weitere Zinserhöhungen hofften.

Das technische Bild für den Euro hat sich nach Einschätzung der Helaba eingetrübt. Die nächsten Unterstützungen fänden sich nun bei 1,4100 Dollar, 1,4056 Dollar und 1,4000 Dollar. Die Handelsspanne am Berichtstag wird von den Analysten zwischen 1,4100 und 1,4228 Dollar gesehen.

Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ/dpa

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