Im Schatten der Schuldenkrise Euro zuckt zurück
08.03.2011, 10:05 UhrSein hohes Niveau vom Wochenbeginn kann der Euronicht ganz halten. Im Vorfeld des Euro-Gipfels in Brüssel schieben sich die Sorgen um ein erneutes Aufflackern der europäischen Schuldenkrise wieder in den Vordergrund. Rückendeckung erhält die Währungsgemeinschaft vom IWF.
Der Euro ist mit leichten Verlusten in den europäischen Handel gestartet. Die Gemeinschaftswährung lag bei 1,3944 Dollar nach rund 1,3970 Dollar im späten US-Geschäft. Händler vermuteten Gewinnmitnahmen als Ursache, nachdem der Euro am Vortag auf ein Vier-Monats-Hoch über 1,40 Dollar geklettert war.
Nach wie vor stützen die Spekulationen auf eine Zinserhöhung in der Euro-Zone im April den Euro. "Der Kampf um die 1,40er Marke geht weiter", sagte ein Händler. Nachdem der Euro am Montag phasenweise über der Marke gehandelt worden und bis auf 1,4038 USD gestiegen war, liegt er nun wieder leicht darunter.
Devisenstrategen sehen die Gemeinschaftswährung grundsätzlich auf dem Weg zu dem im November erreichten Hoch von 1,4280 Dollar. "Zwar gibt es auch Argumente gegen eine fortgesetzte Aufwertung des Euros, wie beispielsweise die Schuldenkrise", so die Analysten der Helaba. Dennoch rechnet die Bank mit einem Anstieg auf 1,45 Dollar bis Mitte des Jahres.
Der Dollar leide tendenziell auch unter der Annahme, der hohe Ölpreis könnte die wirtschaftliche Erholung in den USA bremsen, betonten Händler. Deshalb habe der Dollar seine traditionelle Stellung als Fluchtwährung eingebüßt, trotz Libyen-Krise und der Schuldenprobleme in der Euro-Peripherie.
Der Yen leidet etwas unter einem starken Rückgang des Leistungsbilanzüberschusses Japans im Januar. Die Dynamik der Bewegungen sei aber gering, so ein Marktteilnehmer mit Blick auf den Yen-Handel.
Neue Impulse könnten von neuen Zahlen zum Auftragseingang der deutschen Industrie am Mittag kommen, daneben ist die Agenda relativ leer. Aus technischer Sicht halten Marktteilnehmer einen Anstieg des Euro Richtung 1,43 Dollar für möglich. Dort liege mit dem Euro-Hoch vom November ein Widerstand. Stärker unterstützt sei der Euro um 1,38 Dollar.
Für Gesprächsstoff sorgt auch der Gipfel der Staats- und Regierungschefs aus den 17 Eurostaaten, dort wird Ende der Woche über Lösungen der Schulden-Probleme gesprochen.
Der IWF steht den Europäern bei
Im Vorfeld des Gipfels hat der Internationale Währungsfonds seine Bereitschaft bekräftigt, verschuldete Staaten in Europa weiterhin zu unterstützen. Der Fonds sei bereit, gemeinsam mit den Partnern in Europa den Ländern nach einer Einzelfallprüfung zu helfen, sagte IWF-Vizechef John Lipsky. Im Hinblick auf den geplanten dauerhaften Rettungsschirm für Euroländer sagte Lipsky, die Märkte, Investoren und Bürger erwarteten konkrete Fortschritte. "Wir werden uns die Einzelheiten anschauen müssen."
Bei dem Brüsseler Euro-Gipfel am Freitag geht es unter anderem um verschärfte Stabilitätskriterien, einen Pakt für mehr Wettbewerbsfähigkeit und die Aufnahme einer Schuldenbremse nach deutschem Vorbild in die nationale Budgetgesetzgebung. Diese Maßnahmen sollen die Währungsgemeinschaft stärken.
Ende März folgt ein EU-Gipfel mit weiteren Beschlüssen zur Gesamtstrategie gegen die Krise. Dazu gehört die Verstärkung des befristeten Euro-Rettungsfonds EFSF und der dauerhafte Krisenmechanismus ESM ab 2013.
Niederländer planen neue Bankenabgabe
Unabhängig von der Diskussion auf europäischer Ebene und bereitet die niederländische Regierung für das kommende Jahr eine neue Bankenabgabe vor. Damit solle ein Garantierahmen finanziert werden, um Anleger im Falle einer Bankenpleite zu entschädigen, kündigte Finanzminister Jan Kees de Jager im Parlament an. Details der neuen Bankenabgabe nannte er zunächst nicht, versprach aber, sie in Kürze nachzureichen.
In den Niederlanden deckt der derzeitige Garantierahmen Verluste bis 100.000 Euro ab. Allerdings existiert für diese Regelung bislang keine feste Finanzierung. Der Garantierahmen ist im Fall einer Pleite von Geldhäusern auf Zahlungen aus einem gemeinsamen Topf der Branche angewiesen.
Quelle: ntv.de, rts/DJ