Vodafone nicht zu bremsen Europa behauptet
12.11.2002, 20:20 UhrNach einem fulminanten Start trübte sich die europäische Börsenlandschaft im weiteren Verlauf etwas ein. Grund waren die schlechten Nachrichten aus dem Irak. Der EuroStoxx50 legte 0,8 Prozent zu auf 2.454 Zähler, der Stoxx50 schloss mit 1,5 Prozent im Plus bei 2.534 Punkten.
Die Entscheidung des irakischen Parlaments, die UN-Resolution abzulehnen, hatte am Mittag die zuvor angehäuften Gewinne schmelzen lassen. Schließlich tröstete man sich jedoch auf dem Parkett mit der Tatsache, dass noch nichts endgültig entschieden ist. Der irakische Präsident Saddam Hussein habe jetzt das letzte Wort, also habe sich im Grunde nichts geändert, heißt es. Die USA haben mehrfach mit einem Angriff gedroht, falls der Irak die UN-Resolution ablehnt.
Strahlender Gewinner war Vodafone. Der größte europäische Mobilfunkanbieter hat im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sonderposten um 30 Prozent gesteigert und den Verlust um die Hälfte reduziert. Der Mobilfunkumsatz kletterte stärker als erwartet um 15 Prozent auf 15,5 Milliarden Pfund. Gleichzeitig hat sich der Verlust auf 4,34 Milliarden Pfund verringert. Im zweiten Halbjahr erwartet der Konzern eine Fortsetzung des organischen Kundenwachstums. An der Börse feierten die Anleger die Vodafone-Zahlen mit einem Kursplus von 12,7 Prozent auf 111 Pence.
Der angeschlagene französische Medienkonzern Vivendi Universal legte am Montag nach Börsenschluss enttäuschende Zahlen vor. Der Umsatz im Kerngeschäft ist im abgelaufenen Quartal um vier Prozent zurückgegangen und hat damit die Prognosen verfehlt. Als Gründe nannte Vivendi das schwache Geschäft mit Tonträgern und das Ausbleiben von Blockbustern im Kinobereich. Lediglich die zum Verkauf stehende Versorgertochter Vivendi Environnement konnte überzeugen, so dass für den Gesamtkonzern doch noch ein Umsatzplus zu Buche stand. Für die Aktie ging es folgerichtig mit 8,7 Prozent auf 12,53 Euro talwärts, die Tochter büßte 1,5 Prozent auf 23,03 Euro ein.
Die Schweizer Großbank UBS hat mit ihrem Zwischenbericht die Erwartungen übertroffen. Dank stabiler Einnahmen im Bereich Vermögensverwaltung und einem strengen Kostenmanagement hat UBS den Gewinn im dritten Quartal 2002 gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent auf 942 Millionen Schweizer Franken verbessert. Analysten hatten mit einem Gewinn von gut 800 Millionen Franken gerechnet. Der Ausblick für das Gesamtjahr fällt jedoch trüb aus: hier erwartet UBS einen Gewinn unter dem Rekordniveau des Vorjahres von rund 5 Milliarden Franken. Auch 2003 werde wahrscheinlich kein gutes Jahr, hieß es. Angesichts dieser düsteren Prognose war der UBS-Aktie nur ein kleines Plus von 1,2 Prozent auf 67,75 Franken beschert.
In Italien werden derweil die Protestaktionen der Fiat-Arbeiter immer verzweifelter. Am Dienstag blockierten mehrere hundert Beschäftigte des Fiat-Werks im sizilianischen Termini Imerese die Zufahrten zum Flughafen von Palermo. Die Arbeiter von Termini Imerese protestieren seit Wochen mit immer spektakuläreren Aktionen gegen einen Sanierungsplan, der die Schließung der Fabrik vorsieht. Das Sparprogramm soll den hochverschuldeten Fiat-Konzern aus der Krise führen. In ganz Italien will das Unternehmen drastisch die Produktion drosseln und über 8.000 Stellen streichen. Die Fiat-Aktie verlor weitere 2,8 Prozent auf 8,15 Euro.
Auch bei Roche sind die Aussichten alles andere als rosig. Der Schweizer Pharmakonzern wird wahrscheinlich 2003 ein negatives Finanzergebnis ausweisen und will im Folgejahr dann beim Finanzertrag wieder die Gewinnschwelle erreichen. Dies erklärte Roche-Finanzchef Erich Hunziker. "Mein Team arbeitet sehr hart, Ende 2004 eine Null beim Finanzergebnis zu erreichen," so Hunziker. Da er aber nicht alles auf einmal machen könne, sei es sehr wahrscheinlich, dass das Finanzergebnis im nächsten Jahr negativ ausfalle. Zur Jahresmitte wies Roche ein Finanzresultat von 520 Millionen Schweizer Franken aus. Die Anleger sind offenbar bereit, sich bis 2004 zu gedulden, die Aktie schloss 1,2 Prozent im Plus bei 102,00 Franken.
Der spanische Ölmulti Repsol YPF hat in den ersten neun Monaten seinen Nettogewinn um gut 5 Prozent auf 1,76 Milliarden Euro gesteigert und damit die Analystenerwartungen geschlagen. Geholfen hat dabei aber ein außerordentlicher Ertrag aus Beteiligungsverkäufen von über einer Milliarde Euro. Operativ musste Repsol dagegen wegen der Argentinienkrise einen Gewinneinbruch um 41 Prozent hinnehmen. Doch selbst das war besser als erwartet. Zudem zeigten sich die Anleger davon angetan, dass Repsol eine spürbare Verbesserung der Lage in Argentinien sieht. Die Aktie legte um 5,6 Prozent auf 11,99 Euro zu.
Quelle: ntv.de