Marktberichte

Kein Ende in Sicht Flucht in Silber und Gold

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(Foto: REUTERS)

China meldet die höchste Inflationsrate seit fast drei Jahren. Auch in der Eurozone zieht die Teuerung deutlich an. Immer mehr Anleger fliehen ins Gold und Silber.

Inflationsängste und eine hohe Verunsicherung unter den Anlegern treiben die Edelmetallpreise in immer neue Höhen. So stieg der Goldpreis zum Wochenausklang auf einen neuen Rekordstand. Mit 1479 US-Dollar kostete eine Feinunze (rund 31 Gramm) des gelben Edelmetalls so viel wie noch nie. Die psychologisch wichtige Marke von 1500 US-Dollar rückt immer mehr in den Blick. Das starke Anziehen der Teuerung in China und im Euro-Raum beunruhigt die Anleger zunehmend.

Auch Silber legte weiter zu und kostete an der Londoner Rohstoffbörse im Tagesverlauf mehr als 42 US-Dollar je Feinunze – so viel wie seit 31 Jahren nicht mehr. Experten sehen derzeit kein Ende der Edelmetall-Hausse.

Vor allem seit Jahresbeginn haben die Edelmetallpreise stark zugelegt. So ist der Goldpreis seit Januar um rund 150 US-Dollar oder gut 11 Prozent gestiegen. Silber hat noch viel stärker zugelegt: Seit Jahresbeginn kletterte der Preis für das "Gold des kleinen Mannes" um mehr als 15 US-Dollar. Dies entspricht einer Wertsteigerung von 55 Prozent.

Inflation hat goldene Flügel

Experten nennen zum einen die weltweit erhöhte Inflation als Grund für die Edelmetall-Hausse. Gold und Silber gelten traditionell als Inflationsschutz und krisensichere Anlage. In vielen großen Industrieländern liegt die Teuerung zurzeit deutlich über den Zielwerten der Notenbanken. In China erreichte die Inflationsrate im März 5,4 Prozent und damit den höchsten Stand seit fast drei Jahren. Peking kämpft bislang vergeblich gegen die Überhitzung der Wirtschaft an.

Hohe Öl- und Benzinpreise trieben auch in der Eurozone die jährliche Teuerungsrate im März auf 2,7 Prozent - es ist der höchste Stand seit zweieinhalb Jahren. Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht Preisstabilität nur bei Raten von knapp unter 2 Prozent gewahrt.

Ein Grund für die starke Edelmetallnachfrage ist auch der schwache US-Dollar: Da Gold und Silber in der US-Währung gehandelt werden, stützt ein schwacher US-Dollar die Nachfrage aus vielen Ländern außerhalb des US-Dollar-Raums. Ausschlaggebend für den schwachen US-Dollar ist vor allem die lasche Geldpolitik der US-Notenbank. Umgekehrt kostet der Euro mit fast 1,45 US-Dollar derzeit so viel wie zuletzt Anfang 2010.

Blick auf Libyen und Japan

Außer Wechselkurseffekte und Inflationsängsten wiegen fundamentale Gründe bei der Anlageentscheidung schwer: Zum einen sorgen die Unruhen in der arabischen Welt für einen hohen Zustrom in sogenannte "sichere Häfen" wie Gold und Silber. Der Bürgerkrieg in Libyen schüre die Sorge über unabsehbare Folgen für die ganze Region. Darüber hinaus sind die ökonomischen Auswirkungen der Natur- und Atomkatastrophe in Japan noch immer nicht abschätzbar.

Die starken Preissteigerungen bei Silber werden zudem mit einer starken Industrienachfrage erklärt. Silber wird bei der Produktion vieler hochwertiger Güter eingesetzt, vornehmlich im Elektronikbereich. Trotz der Japan-Krise dürfte die industrielle Silbernachfrage im Zuge des weltwirtschaftlichen Aufschwungs hoch bleiben, sind sich viele Experten sicher.

Ölpreise fallen

An den Ölmärkten standen die Konjunkturdaten aus China im Blick. Die Volksrepublik ist die Nummer zwei beim Ölverbrauch. Analysten erwarten deshalb eine weitere Straffung der Geldpolitik durch die chinesische Notenbank, was die Nachfrage nach Rohstoffen dämpfen könnte.

US-Öl der Sorte WTI verbilligte sich um 0,4 Prozent auf 107,63 Dollar. Nordseeöl der Sorte Brent wurde mit 121,90 Dollar 0,1 Prozent billiger gehandelt. Die Tonne Kupfer kostete mit 9375 Dollar 0,4 Prozent weniger. Die Notierung war bereits am Donnerstag in Erwartung der hohen Inflation in China um 1,1 Prozent abgerutscht.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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