Marktberichte

Misstrauen am Devisenmarkt Franken top, Dollar Flop

Deviseninvestoren stufen den Zustand der US-Wirtschaft als besorgniserregend ein und verkaufen den US-Dollar auf breiter Flur. Im Gegenzug steigt der Schweizer Franken auf ein Rekordhoch zum Dollar. Der Euro pendelt um 1,4350 US-Dollar.

Deutlich fester und nur knapp unter 1,44 US-Dollar geht der Euro am Freitag aus dem europäisch dominierten Geschäft. Eine Kombination aus schlechten US-Konjunkturdaten und die Debatte um die US-Schuldenobergrenze haben den US-Dollar fast anderthalb Cent gegen den Euro abwerten lassen. Vor allem die kräftige Revision der Daten zur US-Wirtschaftsleistung nach unten sorgte für Entsetzen am Markt. Gold und Schweizer Franken sprangen auf neue Rekordhochs. Erst die Aufforderung von US-Präsident Obama an die zwei Parteien, bis kommenden Dienstag einen unterschriftsreifen Kompromiss vorzulegen, bremste den Dollar-Rückgang etwas.

Wenn alle Stricke reißen. Der Schweizer Franken war schon immer ein begehrter Zufluchtsort.

Wenn alle Stricke reißen. Der Schweizer Franken war schon immer ein begehrter Zufluchtsort.

Allerdings zeichneten die US-Konjunkturdaten jenseits der Schuldendebatte das Bild einer rezessionsnahen Wirtschaft: So war das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal eine herbe Enttäuschung. Mit einem Wachstum von 1,3 Prozent wurde die Erwartung von plus 1,8 Prozent deutlich unterboten. Zudem wurden die Angaben für das erste Quartal stark nach unten revidiert auf 0,4 Prozent. Die vorläufigen Zahlen wiesen noch ein Plus von 1,9 Prozent aus. Auch der Einkaufsmanager-Index aus Chicago lag mit saisonbereinigt 58,8 unter der Erwartung von 61,0. "Das dürfte für nächste Woche auch einen schwächeren ISM-Index signalisieren", hieß es dazu im Handel.

Auch der mögliche Verlust des Spitzenratings "AAA" für die USA bleibe ein Risiko - unabhängig davon, ob die Schuldenobergrenze erhöht werde. Die Ratingagentur Standard & Poor's hatte den Kreditausblick der USA im April auf "negativ" gesenkt. Damit liegt die Wahrscheinlichkeit des Ratingabstieges bei 33 Prozent binnen zwei Jahren.

Vor Veröffentlichung der US-Konjunkturdaten überwog noch der Druck auf den Euro. Die Rating-Agentur Moody's hatte angekündigt, die Bonität Spaniens von derzeit "Aa2" auf eine Abstufung zu prüfen. Die Zinsdifferenz spanischer Staatsanleihen zu deutschen stieg danach auf mehr als 3 Prozent.

"Als ob schon das politische Theater in Amerika nicht genug ist, werden in den vergangenen Tagen die Stabilisierungversuche in Europa mehr und mehr in Frage gestellt", kommentierte Armin Mekelburg vom UniCredit die Ankündigung von Moody's.

Zudem zweifeln Marktteilnehmer immer mehr am europäischen Rettungsfonds EFSF. Hier könnte ein Test der Bereitschaft bevorstehen, tatsächlich die Anleihen der Länder am Rand der Eurozone zu stützen. Zudem hatten Analysten wie die der Citigroup bereits vor dem EU-Schuldengipfel gewarnt, Eine Aufstockung des EFSF könnte Frankreich die "AAA"-Bonität kosten. Aber selbst Deutschland wäre dann nicht mehr weit entfernt von einer Herabstufung.

Wie üblich profitierten Qualitätsanlagen von den US-Dollar-Sorgen. Der Schweizer Franken sprang auf ein neues Allzeit-Hoch zum Dollar. Der Wert des US-Dollars hat sich damit zum Franken im letzten Jahrzehnt halbiert. Auch die Feinunze Gold stieg zwischenzeitlich auf ein neues Rekordhoch über 1.630 Dollar. Im Londoner Nachmittags-Fixing wurde sie mit 1.628,50 Dollar festgestellt nach 1.613,75 Dollar am Vormittag. 

Quelle: ntv.de, nne/ddi/dpa/rts

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