Marktberichte

Inside Wall Street Geschichtskurs im Geldbeutel

Die Börsenkolumne aus New York von Lars Halter

Wenn Schulen und Bibliotheken den Amerikanern kein Geschichtsinteresse vermitteln können, dann muss man sich eben etwas einfallen lassen. Geld liegt dem Ami oft am nächsten, denken die Historiker und die Dollar-Drucker der U.S. Mint, und sie starten eine neue Reihe von Dollar-Münzen mit den Konterfeis der Präsidenten.

Seit dem heutigen Donnerstag ist der erste Präsidenten-Dollar im Umlauf – er zeigt das Porträt von George Washington. Die U.S. Mint hält sich bei ihrer neuen Serie an die chronologische Folge und so sollen noch in diesem Jahr Münzen mit den Bildnissen von John Adams, Thomas Jefferson und James Madison ausgegeben werden.

Danach folgen vier Münzen pro Jahr, die letzten sollen 2016 ausgegeben werden und die Porträts von Gerald Ford und Ronald Reagan zeigen. Ford, der erst kürzlich gestorbene 38. Präsident der Vereinigten Staaten, ist der letzte, der von der Dollar-Initiative noch erfasst wurde. Sollten weitere amtierende oder ehemalige Präsidenten – Jimmy Carter, George H.W. Bush, Bill Clinton oder George W. Bush – vor Auslaufen der Serie sterben, dürften sie aber noch hinzugefügt werden.

Eine Besonderheit erwartet Sammler in 2012, wenn gleich zwei Münzen von Grover Cleveland geprägt werden. Der Demokrat war der 22. und 24. Präsident der USA und ist bis heute der einzige, der zwei nicht aufeinander folgende Amtsperioden erfüllt hat.

All das sollen die Amerikaner künftig bei einem Blick ins Portemonnaie lernen. Doch hat das amerikanische Finanzministerium eigentlich ganz andere Gründe, die Präsidenten-Serie aufzulegen: Man will aus Kostengründen den Dollar-Schein gegen eine Münze ersetzen, und mit dem vorigen Modell ist das nicht gelungen. Die aktuell geläufige Münze ziert das Gesicht der Indianerin Sacagawea, die im frühen 19. Jahrhundert die Expedition von Lewis und Clark unterstützt hat. Sacagawea ist zwar durch die Münze etwas bekannter geworden, populär ist das gold glänzende Stück aber nicht – obwohl etwa 1 Milliarde Stück auf dem Markt sind.

Die Präsidenten sollen nun helfen, das Interesse an der Dollar-Münze zu steigern und damit das Ende des Ein-Dollar-Scheins einzuleiten. Dessen Herstellung ist der Regierung zu teuer, vor allem in Anbetracht der kurzen Lebensdauer. Der Greenback ist durchschnittlich nur zwei Jahre lang im Umlauf, bevor er – lapprig und gerissen – aus dem Verkehr genommen wird. Die Dollar-Münze soll hingegen 30 Jahre lang halten. Klappt die Umstellung, rechnen die staatlichen Rechnungsprüfer mit einer Einsparung von 500 Millionen Dollar.

Beim aktuellen Stand sind allerdings viele Experten skeptisch. Sie glauben, dass die U.S. Mint das Pferd von hinten aufzäumt. Die Dollar-Münze könne nicht den Schein ersetzen, solange der Schein noch in Umlauf sei. Der müsse gleich verschwinden, um Einzelhandel und Automatenhersteller zur Umstellung auf die Dollar-Münze zu zwingen. Erst dann sei sicher, dass die Präsidentenköpfe künftig nicht nur in Sammler-Vitrinen landeten, sondern tatsächlich im alltäglichen Geldverkehr.

Quelle: ntv.de

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