Ölpreis nimmt Fahrt auf Gold steigt weiter
20.04.2011, 22:00 Uhr
Blick über die Dächer eines Yachthafens bei Warnemünde: Ist Gold ein "sicherer Hafen"?
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Edelmetalle werden immer wertvoller: Einen Tag nach dem Fall der vor allem psycholgisch bedeutsamen Marke von 1500 US-Dollar je Feinunze zieht der Preis für Gold nahezu ungebremst weiter an. Silber, Öl und Kaffee gehen mit.
Die anhaltende Debatte um die Schuldenlasten in den Industriestaaten dies- und jenseits des Atlantik haben am Mittwoch erneut zahlreiche Anleger in den "sicheren Hafen" Edelmetalle getrieben. Gold etablierte sich oberhalb der Marke von 1500 Dollar je Feinunze und kletterte zeitweise auf ein neues Rekordhoch von 1505,10 Dollar. Die erfolgreiche Auktion spanischer Staatsanleihen ging am Markt für Edelmetalle ohne sichtbare Reaktionen vorüber.
Silber zog auf bis zu 44,54 Dollar an und war damit so teuer wie seit 1980 nicht mehr. "Es gibt derzeit nicht viele Gründe, zu verkaufen", sagte Darren Heathcote, Chef-Händler bei Investec Australia. Einer der wenigen Gründe sei das Risiko von Gewinnmitnahmen.
Ölpreis klettert wieder
Ein überraschender Rückgang der wöchentlichen US-Lagerbestandsdaten sorgte für einen kräftigen Anstieg der Ölpreise. Diese sind in der Woche zum 15. April im Vergleich zur Vorwoche um 2,322 Millionen Barrel gefallen. Analysten hatten dagegen einen Anstieg um 0,70 Millionen Barrel prognostiziert.
Der nun führende Juni-Kontrakt der Sorte WTI erhöhte sich zum Settlement um 2,9 Prozent auf 111,45 Dollar und notierte damit nur knapp unter seinem Tageshoch von 111,66 Dollar. Der Juni-Kontrakt des in Europa und Asien dominierenden Öls der Sorte Brent kletterte um 2,0 Prozent auf 123,85 Dollar.
Damit setzten die Ölpreise ihre Erholung von den Abschlägen zu Wochenbeginn den zweiten Tag in Folge fort. Allerdings bleibe die allgemeine Nachfragesituation weiterhin schwierig, sagte ein Teilnehmer.
Dollar hilft nach
Nach Ansicht von Analysten bestehe weiterhin die Möglichkeit, dass die weiter hohen Preise zu einem Nachfragerückgang führten. So sei der Benzinverbrauch auf Wochensicht um 1,3 Prozent zurückgegangen, wie aus den wöchentlichen Daten hervorging. Sollte sich die Lage am US-Arbeitsmarkt weiter entspannen, dann werden "die Leute auch die hohen Preise bezahlen", hieß es von einem anderen Beobachter.
Auch der weiterhin fallende Dollar habe sich positiv auf das Sentiment ausgewirkt. Der Risiko-Appetit der Investoren habe sich insgesamt wieder erhöht, wovon auch der Rohstoffsektor profitiert habe, hieß es.
Agrarrohstoffe im Aufwind
Der Aufwärtstrend blieb nicht auf Edelmetalle und Energierohstoffe beschränkt: Das anhaltend knappe Angebot und charttechnische Faktoren drückten nach Einschätzung von Händler auch den Preis für Kaffee der Sorte Arabica weiter in die Höhe. Der Juli-Kontrakt stieg um bis zu 1,2 Prozent auf 2,9765 Dollar je Pfund und war damit so teuer wie seit 1977 nicht mehr. "Es ist unvermeidlich, dass Arabica die Marke von drei Dollar antestet", sagte ein Händler. Die Konjunkturaussichten und die Dollar-Schwäche stützen zusätzlich. Die in London gehandelten Futures auf Robusta-Kaffee verteuerten sich um 1,3 Prozent auf 2484 Dollar je Tonne.
Furcht vor Ernteeinbußen verteuerte die Preise für Agrarrohstoffe wie Weizen und Mais. Als Auslöser nannten Börsianer die Verzögerungen bei der Aussaat dies- und jenseits des Atlantik aufgrund ungünstiger Wetterbedingungen. Der US-Weizen-Future stieg um bis zu 1,8 Prozent auf acht Dollar je Scheffel, Mais zog um 1,7 Prozent auf 7,6175 Dollar an.
Der an der Eurex gehandelte Weizen-Kontrakt notierte 1,9 Prozent fester bei 256 Euro je Tonne. Der Londoner Future war mit 222 Pfund Sterling je Tonne so teuer wie seit Anfang der 1990er Jahre nicht mehr. "Bei weiteren Verzögerungen könnten Bauern gezwungen sein, statt Mais Sojabohnen anzubauen", sagte Analyst Ker Chung Yang von Phillip Futures in Singapur. Während die europäischen Landwirte Niederschläge herbeisehnen, behindern starke Regenfälle die Aussaat in Nordamerika.
Quelle: ntv.de, dpa/rts/DJ