EZB schwingt den Taktstock "Historische Woche" für den Euro
04.04.2011, 18:55 UhrAm Donnerstag ist EZB-Tag. Die erste Zinserhöhung nach der Finanzkrise erwarten die Marktteilnehmer. Die Auswirkungen auf den Euro bisher: Nichts Genaues weiß man nicht, nur: Es liegt etwas Historisches in der Luft.
Der Euro hat sich zu Wochenbeginn über der Marke von 1,42 Dollar gehalten - sich dabei aber sehr volatil gezeigt. Am Montagnachmittag kostete die Gemeinschaftswährung um 1,4240 Dollar. Das tageshoch bei knapp 1,4270 Dollar und das Tagestief von 1,4193 Dollar lagen davon aber deutlich entfernt. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,4240 (Freitag: 1,4141) Dollar fest.
Die Devisenmärkte stehen derzeit ganz im Zeichen der Geldpolitik. So dürfte die EZB in dieser Woche zum ersten Mal nach der Finanz- und Wirtschaftskrise die Leitzinsen erhöhen. Dies stützt den Euro zum Dollar.
Geschichte wird gemacht
Die erste Woche im April wird vermutlich zu einer historischen werden, kommentierte die Helaba, denn erstmals in den vergangenen 40 Jahren wird Europa/Deutschland eine Straffung der Geldpolitik beginnen, ohne dass in den USA solches bereits sichtbar sei. EZB und Bundesbank folgten in der Vergangenheit den US-amerikanischen Zinszyklen, was mit dem Status der USA als "Konjunkturlokomotive" erklärt werden könne.
Die Societe Generale sieht die Einheitswährung bis Ende des Jahres bei 1,50 Dollar. Auf diesem Niveau wäre der Euro aber teuer gegenüber dem Dollar. Den fairen Wechselkurs in dem Währungspaar sehen die Analysten derzeit zwar nur bei leicht unter 1,35 USD, allerdings sei ein Überschießen zu erwarten. Die Commerzbank spricht mit Blick auf den Euro derzeit von einer "Teflon-Währung".
Handelsspanne im Blick
Von technischer Seite rückt nach Einschätzung der Analysten eine Entscheidung - Bruch des kurzfristigen Aufwärtstrends oder Überwinden des langfristigen Abwärtstrends seit 2008 - unweigerlich näher. Die Handelsspanne am Berichtstag wird zwischen 1,4158 und 1,4289 Dollar gesehen.
Yen in der Defensive
Allerdings werden auch in den Reihen der US-Notenbank Stimmen lauter, die für ein Ende der extrem lockeren Geldpolitik plädieren. Mit einem schnellen Kurswechsel wird an den Märkten jedoch nicht gerechnet, was ebenfalls dem Euro zugutekommt.
Angesichts der noch immer unabsehbaren Folgen der Atomkatastrophe in Japan ist indes der Yen zu Wochenbeginn in der Defensive geblieben. "Diese Währung ist unter denen der großen Industrieländer mit den stärksten Problemen behaftet", sagte Analyst Mario Mattera vom Bankhaus Metzler. "Zu der hohen Verschuldung und der langanhaltenden Deflation kommt die jüngste Katastrophe hinzu." Der Euro kletterte auf bis zu 120,05 Yen und damit den höchsten Stand seit Mai 2010. Der Dollar hielt sich weiter bei 84 Yen, nachdem die japanische Währung seit Mitte März kräftig nachgegeben hatte.
Die Bewältigung des Erdbebens und Tsunamis sowie des Unglücks im AKW Fukushima könnte eine noch lockerere Geldpolitik zur Folge haben als bisher, warnten Analysten. Wegen der Verwüstungen schwand die Zuversicht der japanischen Wirtschaft. Die Unternehmen erwarten einer Umfrage der japanischen Notenbank zufolge, dass sich die Bedingungen in den kommenden drei Monaten deutlich verschlechtern.
Die Bank of Japan (BoJ) tritt zur Wochenmitte zum Zinsbeschluss zusammen. Von Reuters befragte Experten rechnen damit, dass die BoJ den Leitzins mit 70-prozentiger Wahrscheinlichkeit bei 0,1 Prozent belässt. Die Wahrscheinlichkeit einer Absenkung auf null Prozent wird auf 30 Prozent beziffert.
Quelle: ntv.de, rts/dpa/DJ