Rohstoffpreis-Rally? Kaffee und Zucker teurer
20.10.2010, 17:15 UhrMehr-Wochen-Hoch beim Zucker, Mehr-Monats-Hoch beim Kaffee: Am Rohstoffmarkt steigen die Preise. Der Grund dafür ist bekannt und nicht nur psychologischer Natur.
Angebotsengpässe haben den Preis für Kaffee der Sorte Arabica und auch Zucker auf neue Rekordstände getrieben. Der Dezember-Kontrakt für die Kaffeesorte Arabaica stieg um bis zu 2,3 Prozent auf 1,9520 Dollar je Pfund - und damit den höchsten stand seit 1997.
Spekulativ orientierte Anleger zögerten angesichts der starken Nachfrage und sinkender Lagerbestände mit Verkäufen, sagte Analyst Keith Flury vom Research-Haus FO Licht. Er rechne mit einem Sprung des Arabica-Preises über die psychologisch wichtige Hürde von zwei Dollar.
Drohende Ernteausfälle durch Regenfälle in den Anbaugebieten Vietnams sorgten unterdessen bei Robusta-Kaffee für anziehende Notierungen. Der in London gehandelte Januar Kontrakt stieg um bis zu fünf Prozent auf ein Zwei-Monats-Hoch von 1829 Dollar je Tonne. Ein auf Südchina zuhaltender Taifun könnte die Ernte in Vietnam verzögern oder teilweise unmöglich machen, sagte Rohstoff-Experte Flury.
Süßer Engpass
Der Zuckerpreis kletterte auf den höchsten Stand seit Februar. Rohzucker verteuerte sich um bis zu 2,4 Prozent auf 29 US-Cent je Pfund, raffinierter Zucker notierte in der Spitze 1,6 Prozent höher bei 730 Dollar je Tonne.
Analyst Julio Maria Borges vom Anlageberater Job Economia sagte mittelfristig allerdings eine Korrektur oder zumindest Konsolidierung des Zucker-Marktes voraus. Im kommenden Jahr könne mit einer besseren Ernte gerechnet werden, vor allem beim weltweit größten Produzenten Brasilien.
Ölpreis erholt sich
Nach den teilweise drastischen Kursverlusten des Vortages sind einige Anleger in den Rohstoffmarkt zurückgekehrt. An den weltweiten Konjunkturaussichten habe sich nach der überraschenden Zinserhöhung in China nichts geändert, betonte Analyst Pradeep Unni vom Brokerhaus Richcomm Global. Auch mit einer deutlichen Aufwertung des Dollar sei angesichts der bevorstehenden erneuten Lockerung der US-Geldpolitik nicht zu rechnen.
Für seinen Kollegen Yingxi Yu von der Barclays Bank waren die Vortages-Verkäufe lediglich eine Reflex-Handlung. "Nun lehnen sich die Leute aber zurück und überlegen, wie die Zinssenkung das Wachstum in China beeinflusst. Die Antwort: Wohl nicht allzu stark." Den Rohstoff-Hunger des Landes werde die Straffung der dortigen Geldpolitik nur leicht dämpfen.
Ölpreis knackt 80-Dollar-Marke
Am Rohöl-Markt übersprang der Preis der richtungweisenden US-Sorte WTI wieder die Marke von 80 Dollar und verteuerte sich um 1,3 Prozent auf 80,50 Dollar je Barrel (159 Liter). Nordsee-Öl der Sorte Brent notierte ebenfalls 1,3 Prozent fester bei 82,16 Dollar. Am Dienstag waren die Preise um jeweils etwa vier Dollar eingebrochen.
Gold wieder teurer
Auch der Gold-Preis zog wieder an. Eine Feinunze (31,1 Gramm) des Edelmetalls notierte 0,4 Prozent fester bei 1341,05 Dollar. Analyst Hou Xinqiang von Jinrui Futures sagte eine größere Korrektur voraus, nachdem der Gold-Preis vergangene Woche mit 1387,10 Dollar ein Rekordhoch markiert hatte. Edelmetall-Händler Ronald Leung von Lee Cheong Gold Dealers vertrat die gegenteilige Meinung: "So lange die US-Zinsen niedrig bleiben und die chinesischen Sätze nicht allzu schnell steigen, besteht die Chance auf weitere Kursgewinne." Silber machte sein Vortagesminus ebenfalls teilweise wett und verteuerte sich um 1,6 Prozent auf 23,70 Dollar.
Kupfer legte 0,2 Prozent auf 8273,75 Dollar je Tonne zu. Ben Westmore, Volkswirt der National Australia Bank, wertete die Zinsentscheidung als Bestätigung des starken Wachstums in China. Rund 30 Prozent des weltweiten Kupfer-Bedarfs - 2010 voraussichtlich 19 Millionen Tonnen - entfallen auf dieses Land. Außerdem erwarten Analysten Angebotsengpässe bei dem für Wasserrohre und Stromkabel benötigten Metall.
Quelle: ntv.de, rts/DJ