Marktberichte

Gute Laune an der Börse Kein Ende der Dax-Party in Sicht

Der Dax hat in diesem Jahr kräftig zugelegt.

Der Dax hat in diesem Jahr kräftig zugelegt.

(Foto: REUTERS)

Als EZB-Chef Draghi jüngst die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank sanft verlängerte, wich auf dem Frankfurter Börsenparkett die letzte Skepsis. Mit Schwung ließ der Dax die Marke von 13.000 Punkten hinter sich - und klettert seither fast jeden Tag höher.

Nach der Rekordrally der vergangenen Tage bleibt Anlegern in der neuen Woche keine Zeit zum Durchatmen: Auf sie kommt eine Flut von Bilanzen zu, darunter zahlreiche Dax-Konzerne. Zudem warten Börsianer darauf, ob US-Präsident Donald Trump seine vollmundig angekündigte Steuerreform tatsächlich durchbekommt. "Für den Dax könnte das bedeuten, dass es weiter nach oben geht", sagt NordLB-Aktienstratege Tobias Basse. Allerdings sei nicht davon auszugehen, dass der deutsche Leitindex nochmals um fast 300 Punkte weiter marschiere.

Dax
DAX 23.698,15

In der alten Woche war er von einem Rekord zum anderen geeilt und hatte um zwei Prozent auf knapp über 13.500 Punkte zugelegt, bevor er sich etwas unterhalb der Marke ins Wochenende verabschiedet hatte.

Was ist nur los? Selbst Experten sind erstaunt über die stetigen Gewinne. Denn die üblichen Schwankungen an den Märkten sind klein geworden. Stattdessen läuft der Dax ohne große Rücksetzer immer höher. Binnen eines Jahres steht ein Plus von knapp 30 Prozent: Anfang November 2016 notierte der Dax bei unter 10.300 Zählern. Und einen Crash gab es seit Jahren nicht mehr. "Wir erleben einen der längsten Aktienmarktaufschwünge der Wirtschaftsgeschichte", sagt Christian Kahler, Anlagestratege bei der DZ Bank. Seit März 2009, dem Börsentief in der globalen Finanzkrise, seien die Kurse stark gestiegen.

Doch für den Aufstieg gibt es gute Gründe: Die Weltwirtschaft gewinnt an Fahrt. Während in den USA der Aufschwung schon länger läuft, erholt sich nun die Eurozone. Gestützt wird die Börse zudem von der lockeren Geldpolitik der Zentralbanken weltweit, die die Zinsen gedrückt hat. Investoren legen das billige Geld daher gezwungenermaßen in Aktien an. So hat die Europäische Zentralbank zwar angekündigt, ihre Anleihekäufe zu halbieren - aber eben auch um neun Monate zu verlängern. Auch in den USA sind keine starken Zinsanstiege zu erwarten. Und dann ist da noch die von Trump angekündigte Steuerreform. Der US-Präsident will Firmen, Privatleute und Familien in den kommenden zehn Jahren um mehrere Billionen Dollar entlasten. "Wenn die geplanten Maßnahmen wie von Trump angekündigt noch vor Weihnachten in ein Gesetz gegossen werden sollen, dann wird man sehr bald Fortschritte sehen müssen", sagt Aktienstratege Basse.

Volkswirtin Christine Schäfer von der DZ Bank ist allerdings skeptisch, dass der Republikaner bei seinem Vorhaben schnelle Erfolge erzielt. "Auch ohne den großen Zeitdruck, unter dem die US-Abgeordneten und der Präsident jetzt agieren, wäre das Konzipieren einer umfassenden Steuerreform eine Herkulesaufgabe." Es sei zu befürchten, dass bei einem schnell umgesetzten Kompromiss eine nachhaltige Fiskalpolitik auf der Strecke bleibe. Befürchtungen, dass die Staatsverschuldung in den USA durch eine solche Steuerreform weiter steigt, könnten den Dollar belasten. Das wiederum dürfte dem Euro einen Schub geben. An den Aktienmärkten käme eine anziehende Gemeinschaftswährung allerdings nicht gut an, da sich dadurch die Chancen der exportfokussierten Unternehmen aus der Euro-Zone verschlechtern.

Neuer Notenbankchef bleibt ein Thema

Für Gesprächsstoff wird an den Börsen wird nach Einschätzung von Analysten auch die Ernennung von Jerome Powell zum neuen Chef der US-Notenbank Fed sorgen. Der 64-Jährige soll im Februar das Amt von Janet Yellen übernehmen. "Powells Nominierung gilt als Signal für geldpolitische Kontinuität", sagt Anna Stupnytska, Ökonomin beim Vermögensverwalter Fidelity. "Auf kurze Sicht dürfte sich daher an den sehr behutsamen Zinserhöhungen nichts ändern." Börsianer gehen davon aus, dass die Fed im Dezember die Leitzinsen erneut anheben wird, es wäre die dritte in diesem Jahr.

Auch der Finanzbranche dürfte Powell gelegen kommen, da er als offen für eine Deregulierung der Banken gilt, die nach der globalen Finanzkrise stärker an die Kandare genommen wurden. "Er wird allerdings kaum für eine vollständige Rückabwicklung der Regulierungen zu gewinnen sein", meint Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner.

Außerdem dürften Anleger die zahlreichen Firmenbilanzen mit Interesse verfolgen. Am Dienstag lassen sich unter anderem BMW und Zalando in die Bücher schauen. Eon, HeidelbergCement und Vonovia folgen am Mittwoch. Am Donnerstag erreicht die Quartalssaison dann ihren Höhepunkt - mit Siemens, Adidas, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Münchener Rück, Merck, ProSiebenSat.1, Continental und Commerzbank legen neun der 30 Dax-Konzerne ihre Zahlen vor. Aus dem Ausland werden Zahlen von Schwergewichten wie Unicredit, ArcelorMittal und Walt Disney erwartet.

Quelle: ntv.de, jga/dpa/rts

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