US-Konjunktur statt Lufthansa Dax kann Plus nicht halten
31.10.2012, 17:40 Uhr
Große Überraschung bei der Lufthansa
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Berichtssaison in Deutschland nimmt Fahrt auf und Lufthansa zeigt, wie es geht: Die Kranich-Airline überrascht positiv und zieht den Dax so zunächst weiter nach oben. Allerdings sorgen am Nachmittag US-Konjunkturdaten für Probleme: Aus dem Plus wird ein Minus.
Der deutsche Aktienmarkt hat am Mittwoch seinen Aufwärtstrend vom Dienstag nicht bestätigen können. Nachdem zunächst starke Quartalszahlen Dax und Co. nach oben hievten, bröckelten die Gewinne am Nachmittag ab. Schuld war der eher als enttäuschend aufgenommene Einkaufsmanager-Index aus der Region Chicago.
Der Dax schloss dann 0,3 Prozent im Minus bei 7261 Zählern - das Tageshoch hatte er bei 7348 Stellen markiert. Der MDax drehte 0,1 Prozent ins Minus auf 11 492 Zähler zu. Für den TecDax ging es ebenfalls 0,1 Prozent nach unten auf 802 Stellen.
Der US-Einkaufsmanagerindex der Region Chicago stieg auf 49,9, Volkswirte hatten allerdings einen Sprung über die 50-Prozent-Marke auf 51 erwartet. Für die Helaba ist der leichte Anstieg nach den zum Teil schwachen Vormonatswerten enttäuschend und spricht für einen leicht nachgebenden ISM-Index des Verarbeitenden Gewerbes am Donnerstag. Enttäuschend sei auch die auf 50,3 Punkte gesunkene Beschäftigungskomponente. Den einzigen Lichtblick stelle der Anstieg der Auftragskomponente auf 50,6 dar.
Quartalsberichte und mehr
Der Kalender sei voll gepackt, nicht nur mit der Flut von Unternehmenszahlen aus der Berichtssaison, sondern auch mit wichtigen Konjunkturdaten aus Europa, sagte der Marktexperte Stan Shamu vom Broker IG. Zudem würden die Auswirkungen des Wirbelsturms "Sandy" auch mit dem wieder einsetzenden Handel an der New Yorker Wall Street noch verarbeitet. "Die Märkte dürften langsam zur Normalität zurückkehren", sagte auch Mitul Kotecha vom Credit Agricole. Frank Ingarra, Leiter des Handels bei NorthCoast Asset Management.
Lufthansa überraschen
An die Spitze des Leitindex setzten sich Lufthansa. Die Aktien der Fluggesellschaft legten dank eines Gewinnsprungs 7,3 Prozent zu - auf dem höchsten Stand sei September 2011. "Die Zahlen waren sehr gut", sagte Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research. "Allerdings waren die Analysten wegen der hohen Kerosinpreise und der Streiks sehr pessimistisch." Analyst Robert Czerwensky von der DZ Bank lobte die Gewinnentwicklung der ersten neun Monate, die deutlich besser als erwartet ausgefallen sei
Schlusslicht im Dax waren Fresenius Medical Care (FMC), deren Aktien sich um 4,4 Prozent verbilligen. Das operative Ergebnis im dritten Quartal sei - belastet von Währungseffekten - hinter den Erwartungen zurückgeblieben, schrieb Analystin Claudia Lakatos von Silvia Quandt Research in einem Kommentar.
Die Papiere der ebenfalls im Dax gelisteten Muttergesellschaft Fresenius gaben ebenfalls ab: 2,5 Prozent. Gestützt auf florierende Verkäufe von Nachahmermedikamenten und ein starkes Krankenhausgeschäft hatte das Unternehmen seine Gesamtjahresziele bekräftigt. Die Aktie sei vergleichsweise günstig, betonte Lakatos.
Als vierter Dax-Wert präsentierte der Index-Neuling Continental seine Zahlen. Der Automobilzulieferer verbuchte Zuwächse bei Umsatz und Gewinn. Das Betriebsergebnis blieb allerdings hinter den Markterwartungen zurück. Der Kurs verbesserte sich um 2,8 Prozent.
Spekulationen und Gerüchte
Spekulationen auf eine umfangreiche Zusammenarbeit mit der Deutschen Telekom schoben Sky Deutschland an. Die Papiere des Bezahlsenders verteuerten sich im MDax um 3,3 Prozent - den höchsten Stand seit knapp zwei Wochen. Laut dem "Platow Brief" sollen sich beide Häuser noch im November über die künftige Zusammenarbeit einig werden. Demnach dürften sich neben der Bundesliga auch viele weitere Sky-Programme künftig im Angebot der Telekom finden. "Eine solche Vereinbarung wird schon seit langen erwartet und sorgt für Kursgewinne bei Sky", sagte ein Händler. Telekom-Aktien schlossen im Dax 0,2 Prozent leichter.
Aus dem MDax stand der Verkehrstechnikkonzern Vossloh im Blick. Die Aufstockung der Vossloh-Anteile von Knorr-Bremse-Eigner Heinz Hermann Thiele und positiv aufgenommene Quartalszahlen trieben die Aktien des Bahntechnikkonzerns nach oben. Sie legten 0,5 Prozent zu. Thiele hat seinen Anteil an dem Konzern auf über 25 Prozent aufgestockt und strebt an, in den nächsten zwölf Monaten weitere Anteile zu erwerben. "Das heizt die Übernahmespekulationen wieder an", kommentierte ein Börsianer.
Bei den Technologiewerten im TecDax gerieten die Titel des Halbleiterherstellers DialogSemiconductor und des Zahlungsabwicklers Wirecard nach ihren Quartalsberichten in Bewegung. Dialog machten 3,0 Prozent gut, Wirecard büßten dagegen 0,9 Prozent ein.
Der Einstieg eines Privatinvestors freute die Aktionäre des Computerhändlers Cancom. Die Papiere der Münchner Firma legten um mehr als 7 Prozent zu, nachdem der Händler die Beteiligung des Regensburger Immobilienunternehmers Johann Vielbarth via Kapitalerhöhung unter Dach und Fach gebracht hat. Vielbarth erwarb rund ein Zehntel an Cancom. Dadurch flössen dem Unternehmen 11,4 Mio. Euro zu, mit dem es seine Schulden tilgen und sein Wachstum fördern wolle, teilte Cancom mit.
Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts/dpa