Marktberichte

Nikkei rauscht in die Tiefe "Schwarzer Donnerstag" in Tokio

Dieser Anblick schmerzt die japanischen Anleger.

Dieser Anblick schmerzt die japanischen Anleger.

(Foto: REUTERS)

"Der Nikkei stürzt ab, weil der Dollar zum Yen fällt und der Dollar gibt zum Yen immer weiter nach, weil der Nikkei abrutscht": So etwas nennt man einen Teufelskreis, und die Tokioter Börse befindet sich derzeit darin. Vor allem die Kurse der Exportwerte bröckeln und drücken den Nikkei ins Minus. Aber auch in China sind die Anleger nervös.

Zinsängste, Konjunktursorgen und verunsicherte Anleger: Eine Mischung, die die  Aktienmärkte am Donnerstag in ganz Ostasien erschüttert. Besonders heftige Kursverluste verzeichnete die Tokioter Börse, die zusätzlich von der kräftigen Aufwertung des Yen belastet wurde. An der Börse in Shanghai mussten nach der dreitägigen Feiertagspause die schwachen chinesischen Wirtschaftsdaten vom Wochenende verarbeitet werden. In Sydney bremsten überraschend gute Arbeitsmarktdaten die Talfahrt.

Die Ungewissheit darüber, wann die US-Notenbank ihre quantitativen Lockerungen zurückfahren wird, zehrte weit an den Nerven der Anleger. Die massiven Anleihekäufe der Federal Reserve waren die eigentliche Ursache der Rally, die die Aktienbörsen weltweit in den zurückliegenden Monaten erlebten. Die Tokioter Börse erhielt einen zusätzlichen Schub, als der jetzige Ministerpräsident Abe noch während des Wahlkampfs massive geldpolitische Lockerungen ankündigte, mit denen er Japan aus der seit 15 Jahren andauernden Deflation herausführen wollte. Abes Aussagen ließen die japanische Währung nachgeben, was an der Börse ebenfalls positiv aufgenommen wurde.

Inzwischen mehren sich jedoch die Stimmen, die den Erfolg der "Abenomics" genannten Politik des Ministerpräsidenten in Zweifel ziehen. Der Nikkei schloss 6,4 Prozent tiefer bei 12.445 Punkten und damit nahe des Tagestiefs. Händler trauen sich keine Prognosen zu, wo der Markt seinen Boden finden wird. Alles hänge davon ab, dass die US-Notenbank endlich Gewissheit schaffe, sagte Shigeo Sugawara, Investmentmanager bei Sompo Japan Nipponkoa Asset Management. Der breiter gefasste MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans verlor gut 2 Prozent.

Der "Teufelskreis"

Der Dollar setzte seine Talfahrt zum Yen ungebremst fort und war am auf den niedrigsten Stand seit Anfang April gesunken. Im Handel ist von einem Teufelskreis die Rede. "Der Nikkei stürzt ab, weil der Dollar zum Yen fällt und der Dollar gibt zum Yen immer weiter nach, weil der Nikkei abrutscht", sagte Devisenexperte Atsushi Hirano von der Royal Bank of Scotland. Ein Ende dieser Spirale sei gegenwärtig kaum in Sicht, zumal das Treffen der japanischen Notenbank gerade erst ohne neue Beschlüsse zu Ende gegangen sei.

Zudem habe Ministerpräsident Abe seinen sogenannten "dritten Pfeil" seiner Wachstumsstrategie abgeschossen, ohne dass sich an der erhöhten Volatilität bei Dollar/Yen etwas geändert habe. Aktuell kostete der Greenback rund 94,80 Yen. Am Mittwoch notierte der Dollar im Hoch noch knapp über 97 Yen.

Exportwerte leiden

Der starke Yen drückte die Aktienkurse exportorientierter Unternehmen. Der Kurs des Elektronikriesen Panasonic gab mehr als 3 Prozent nach. Im Autosektor verbilligten sich Toyota-Aktien um 4,6 Prozent. Der Kurs des Reifenherstellers Bridgestone gab um mehr als 5 Prozent nach, Kyocera ebenfalls. Panasonic büßten 4 Prozent und Komatsu 5 Prozent ein.

Verkauft wurden auch zinssensible Aktien wie Finanz- oder Immobilienwerte. Aktien von Stromversorgern lagen gegen den Trend im Plus. Laut einem Medienbericht können möglicherweise mehr Kernkraftwerke als erwartet nach einer Überprüfung durch die zuständige Behörde wieder ans Netz gehen. Seit der Reaktorkatastrophe in Fukushima sind mehrere japanische Atomkraftwerke abgeschaltet, weshalb das Land zur Deckung seines Energiebedarfs verstärkt Öl und Erdgas importieren muss. Kansai Electric Power stiegen um 2,6 Prozent.

Sydney besser als Shanghai

In China fiel der Shanghai Composite um 3,1 Prozent. Die am Wochenende veröffentlichten Konjunkturdaten zum Wirtschaftswachstum und zu den Im- und Exporten hatten Zweifel an der Binnenkonjunktur und der weltweiten Nachfrage nach chinesischen Produkten geweckt. Unter anderem fiel der Kurs von SAIC Motor um 4,7 Prozent. Aktien des Versicherers Ping An Insurance verloren 2,5 Prozent.

Die Börse in Sydney hielt sich mit einem Minus von 0,6 Prozent besser als die übrige Region, nachdem überraschend gute australische Arbeitsmarktdaten veröffentlicht worden sind. Allerdings dämpfte die neue, niedrigere Wachstumsprognose der Weltbank für die Weltwirtschaft die Stimmung. Das bekamen vor allem die konjunkturempfindlichen Rohstoffwerte zu spüren. Rio Tinto sanken um 2,2 Prozent und BHP Billiton um 2,6 Prozent.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen