Spuren der US-Herabstufung Kursrutsch in Asien
08.08.2011, 12:10 UhrDie asiatischen Aktienmärkte geben am ersten Handelstag nach der Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit deutlich nach. Insbesondere die Kurse in Südkorea fallen kräftig. Von den dicksten Minuszeichen kann sich der Markt jedoch bis Handelsschluss erholen.
Die Aktienkurse an den wichtigsten Handelsplätzen in Asien haben am Montag deutlich nachgegeben. Besonders stark fielen die Verluste in Seoul aus, wo die Kurse bereits in der vergangenen Woche ins Rutschen geraten waren. Standard & Poor's hatte das Rating der US-Schulden Ende der vergangenen Woche auf "AA+" von "AAA" gesenkt.
Mit einem Abschlag von 2,2 Prozent bzw. 202 Punkten auf 9.098 hielt sich der Nikkei aber etwas besser als die meisten anderen ostasiatischen Indizes. Der breiter aufgestellte Topix büßte 2,2 Prozent bzw 18 Punkte auf 783 ein. Der südkoreanische Aktienindex Kospi ging mit einem Abschlag von 3,8 Prozent bei 1869 Punkten aus dem Handel. Zwischenzeitlich schlug hier sogar ein Minus von mehr als 7 Prozent zu Buche.
In Japan sprachen Händler von Fonds-Käufen durch die japanische Regierung, die den Markt gestützt hätten. Zudem hätten Aussagen von Finanzminister Noda, nach denen sich die G7-Staaten auf eine gemeinsame Strategie zur Sicherung der Finanzmarktstabilität geeinigt hätten, anfänglich für etwas Beruhigung gesorgt. Angesichts der starken Verluste an den internationalen Börsen in der vergangenen Woche sei die Abstufung auch bereits teilweise eingepreist gewesen, fügen Händler hinzu.
"Dennoch kam der Zeitpunkt der Rating-Senkung früher als erwartet", hieß es von Analysten. Zudem bestehe Unsicherheit über mögliche Folgeabstufungen. "Die tatsächlichen Auswirkungen auf die Märkte in den kommenden Wochen dürften von dem Zusammenspiel aus steigenden Kreditprämien, Umschichtungen in vermeintlich sichere Häfen und mögliche Antworten der Politik bestimmt werden." Der Yen dürfte in diesem Umfeld sehr fest bleiben, so die Analysten weiter.
Alle 33 Nikkei-Branchen schlossen im Minus, wobei die Verluste von Banken- und anderen Finanzwerten sowie Exporttiteln angeführt wurden. Sumitomo Mitsui Financial Group verloren 2,2 Prozent auf 2.310 Yen, Mitsubishi UFJ Financial Group 2,6 Prozent auf 372 Yen und Dai-ichi Life Insurance 2,1 Prozent auf 99.600 Yen.
Komatsu büßten 3,9 Prozent auf 2.101 Yen ein, während Sony mit einem Abschlag von 3,8 Prozent bei 1,759 Yen aus dem Handel gingen.
Handelsunterbrechung in Seoul
"Die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt", kommentierte ein Händler das Marktgeschehen in Südkorea und fügte hinzu, dass einige Teilnehmer zwar bestimmt gern ein Schnäppchen gemacht hätten, bei einem derartigen Kursverfall sei es aber ein Glücksspiel, Aktien zu kaufen, nur weil sie gerade gefallen seien. Viele Anleger hätten sich mit Gelegenheitskäufen daher zurückgehalten.
Der Handel des Kospi wurde im Verlauf für 5 Minuten unterbrochen, nachdem die Kospi200-Futures mehr als 5 Prozent gefallen waren. Nach der Handelsaussetzung erholte sich der Kospi dann von seinem Tagestief bei 1.800 Punkten.
Die Aktien von Wertpapierhandelshäusern und Banken führten die Verluste an. Daewoo Securities verloren 7 Prozent auf 15.200 Won und Mirae Asset Securities 10,6 Prozent auf 42.600 Won. KB Financial gaben um 7,5 Prozent auf 43.600 Won und Korea Exchange Bank um 4,8 Prozent auf 8.600 Won nach.
Verluste in China
Die Börse in Shanghai fiel auf den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr. Nach zwischenzeitlichen Abschlägen von fast 5 Prozent ging der Shanghai Composite mit einem Minus von 3,8 Prozent aus dem Handel.
In Hongkong profitierte der HSI kurz vor Handelsschluss von einer vergleichsweise positiven Eröffnung an den europäischen Börsenplätzen und schloss mit einem Minus von 2,2 Prozent bei 20.491 Punkten, nachdem er im Tagestief auf 20.044 Zähler gefallen war.
"Zwar hat die Abstufung der US-Bonität Verkäufe unter den chinesischen Investoren ausgelöst, es ist bislang aber unklar, wie groß der Verlust in dem großen US-Anleihen-Portfolio Chinas sein wird", so ein Analyst von BOC International. China ist mit rund 1 Billion Dollar in US-Staatsanleihen investiert.
"Die jüngsten Tumulte an den internationalen Finanzmärkten, gepaart mit der Schuldenkrise in Europa und einer noch immer hohen Arbeitslosenquote in den USA haben das Risiko für eine harte Landung der chinesischen Wirtschaft erhöht", ergänzte der Analyst.
Zu den stärksten Verlierern zählten in Schanghai Öl- und Metallwerte. Sinopec fielen um 4,6 Prozent, Chalco büßten 7,2 Prozent ein. Jiangxi Copper verbilligten sich um 4,5 Prozent. Gegen den allgemeinen Markttrend zogen die Papiere von Goldminenbetreibern an, gestützt von der Suche der Anleger nach vermeintlich sicheren Häfen. Shandong Gold gewannen 6,5 Prozent, Zhongjin Gold 5,1 Prozent.
Quelle: ntv.de, nne/DJ