Marktberichte

Schnelle Lösung in weiter Ferne Kursverluste in New York

Raum für Überraschungen: "Es ist höchst unwahrscheinlich, dass es auf dem EU-Gipfel einen Befreiungsschlag geben wird."

Raum für Überraschungen: "Es ist höchst unwahrscheinlich, dass es auf dem EU-Gipfel einen Befreiungsschlag geben wird."

(Foto: Reuters)

Neue Woche, alte Sorgen: Die Furcht vor einer Verschärfung der europäischen Schuldenkrise brockt den US-Börsen deutliche Kursverluste ein. Der Rücktritt des griechischen Finanzministers sorgt für Unruhe auf dem Parkett. Zudem stellt mit Zypern eines weiteres Euro-Land einen Antrag auf Rettungshilfen. Bei vielen Anlegern schwinden die Hoffnungen auf einen Befreiungsschlag beim EU-Gipfel Ende der Woche.

Zweifel am Erfolg des bevorstehenden EU-Gipfels haben zu Wochenbeginn auch die US-Aktienmärkte belastet. An der Wall Street folgten die Aktienkurse den europäischen Börsen in negatives Terrain. Das offizielle Hilfsersuchen Spaniens für seine Banken verstärkte die Nervosität der Anleger, weil nicht klar war, welchen Umfang diese Hilfe haben wird. Die Investoren setzten vor diesem Hintergrund auf US-Staatsanleihen und Gold. Auch der US-Dollar profitierte.

Der Dow-Jones-Index verlor 1,1 Prozent auf 12.503 Punkte. Der S&P-500 fiel um 1,6 Prozent auf 1.1.314 Punkte und der Nasdaq-Composite gab um 2,0 Prozent auf 2.836 Punkte nach.

Spanien hat am Montag die EU offiziell um Hilfe für seine angeschlagenen Banken gebeten. Der Antrag kam zwar nicht überraschend, allerdings wurde zunächst keine konkrete Summe genannt. Mitte des Monats hatte das Land schon die Zusage der anderen Euro-Länder erhalten, zur Sanierung der Geldinstitute bis zu 100 Mrd. Euro bereitzustellen. Ein Gutachten von zwei Prüfungsgesellschaften hatte einen Kapitalbedarf von bis zu 62 Mrd. Euro ermittelt.

Spanien war indessen nicht die einzige Quelle schlechter Nachrichten. Nach Börsenschluss in Europa teilte auch Zypern mit, EU-Hilfe beantragt zu haben. Die Banken der Republik Zypern waren stark in Griechenland engagiert. Dort wiederum reichte der designierte griechische Finanzminister Vasilios Rapanos den Rücktritt ein - nach weniger als einer Woche im Amt. Ein Grund für das Rücktrittsgesuch wurde nicht genannt, doch liegt Rapanos seit Freitag im Krankenhaus. Auch der griechische Ministerpräsident Antonis Samaras ist gesundheitlich angeschlagen und wird daher nicht an dem EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag teilnehmen.

Bei dem Gipfel dürfte es unter anderem auch um die Neuverhandlungen der Hilfe für Griechenland sowie um eine mögliche Banken- und Fiskalunion gehen. Allerdings gibt es Zweifel daran, dass es zu wegweisenden Entscheidungen kommen wird. Beim vorangegangenen Treffen hatten die Staats- und Regierungschefs EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso, EU-Ratspräsident Herman van Rompuy, Euro-Gruppenchef Jean-Claude Juncker und den Präsidenten der Europäischen Zentralbank Mario Draghi mit einer Art Masterplan zur Lösung der Banken- und Staatsschuldenkrise beauftragt. Angesichts der kaum zu überwindenden Interessensunterschiede könnten die Hoffnungen aber enttäuscht werden.

Überraschend gute Daten vom US-Immobilienmarkt verpufften und halfen nicht einmal den Aktien der Baubranche. Im Mai wurden 7,6 Prozent mehr neue Eigenheime verkauft als im April. Volkswirte hatten nur ein bescheidenes Plus von 0,6 Prozent erwartet. Gleichwohl fielen die Aktien des Bauunternehmens Pulte Group um 1,7 Prozent auf 9,23 Dollar. Die Papiere von D.R. Horton gaben um 0,7 Prozent auf 16,29 Dollar nach.

Die Aktien der Pharmahersteller Bristol-Myers Squibb (-3,5 Prozent auf 34,13 Dollar) und Pfizer (-1,1 Prozent auf 22,47 Dollar) litten darunter, dass die US-Gesundheitsbehörde FDA zusätzliche Informationen zum Blutverdünner Eliquis gefordert hatte. Das schmälert die Umsatzaussichten des Medikaments, das in Europa schon zugelassen ist.

Die Teva-Aktie stieg dagegen um 4,5 Prozent auf 39,73 Dollar. Ein US-Bezirksgericht hat den Patentschutz für Copaxone zur Behandlung von Multipler Sklerose bestätigt und festgestellt, dass die generischen Versionen von Mylan und Momenta die Patente von Teva verletzen. Die Aktien von Mylan gaben um 2,0 Prozent auf 20,80 Dollar nach, der Kurs von Momenta brach um 22,4 Prozent auf 13,20 Dollar ein.

Aktien von Anheuser-Busch Inbev legten gegen den Trend um 1,4 Prozent auf 70,92 Dollar zu. Der weltgrößte Brauereikonzern erwägt nach Angaben aus gut informierten Kreisen die Übernahme des mexikanischen Corona-Brauers Grupo Modelo. Der Kauf könnte AB Inbev mehr als 12 Mrd. Dollar kosten.

Constellation Brands verteuerten sich um 12,9 Prozent auf 21,86 Dollar. Die Anleger spekulierten darauf, dass eine Vertriebsvereinbarung zwischen Constellation und Modelo im Fall einer Übernahme durch AB Inbev erweitert werden könnte.

Microsoft gab die Übernahme des sozialen Geschäftsnetzwerkes Yammer für 1,2 Mrd. US-Dollar bekannt. Bei Papieren des Softwareriesen sorgte die Meldung für ein Tagesminus von 2,7 Prozent.

Quelle: ntv.de, DJ

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