Marktberichte

Inflation, Fed und die Steuern Letzte Vorbereitungen in New York

"Es sieht so aus, als ob es etwas früher losgeht als sonst."

"Es sieht so aus, als ob es etwas früher losgeht als sonst."

(Foto: picture alliance / dpa)

Mit Volldampf steuern die amerikanischen Aktienmärkte in Richtung Jahresende. Die letzte volle Woche vor den Feiertagen bricht an. Händler rechnen nach einem Blick in die Statistik mit niedrigen Umsätzen. Für Überraschungen könnten Signale aus Washington oder China sorgen. Die Zeit der Spezialisten beginnt.

Wall Street, Ecke Broad Street: Dampf quillt aus dem alten Fernwärmesystem im Boden Manhattans.

Wall Street, Ecke Broad Street: Dampf quillt aus dem alten Fernwärmesystem im Boden Manhattans.

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Zwei Wochen vor Weihnachten fragen sich die Anleger in New York, ob die traditionelle Jahresendrally ihren Höhepunkt bereits erreicht haben könnte. Viele hoffen zwar darauf, dass die jüngste Gewinnphase noch anhält. Doch Zweifler führen rückläufige Handelsvolumina, einen zuletzt übertriebenen Optimismus und die Statistiken aus nicht weniger als 65 Jahren an.

Bei einer Jahresendrally habe der S&P zwischen dem amerikanischen Thanksgiving und Neujahr im Schnitt 3,4 Prozent zugelegt, sagt Cleveland Rueckert von Birinyi Associates. In diesem Jahr sei der Index in dem Zeitraum aber bereits um 3,5 Prozent gestiegen. "Viele Aktien haben dieses Jahr sehr große Gewinne verbucht", fügt Rueckert hinzu. "Es würde mich nicht überraschen, wenn viele Manager Positionen glattstellen und ein bisschen Ferien machen."

Dow Jones
Dow Jones 46.590,25

Langsam senkt sich also schon Stille auf das Parkett, wenn die US-Börsen in ihre letzte vollständige Handelswoche vor Weihnachten starten. Der Handel in der darauffolgenden Woche ist verkürzt, weil die Wall Street am Freitag, also Heiligabend, geschlossen bleibt. "Jetzt beginnt die Zeit, in der traditionell das Handelsvolumen deutlich abnimmt", sagt Nicholas Colas, Chef-Marktstratege der New Yorker ConvergEx Group. "Es sieht so aus, als ob es etwas früher losgeht als sonst."

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Für Spezialisten bieten sich im Schatten der Feiertage reichliche Betätigungsfelder. Wenn die Masse der Investoren dem Markt den Rücken kehrt und das Handelsvolumen abnimmt, treten fundamentale Entwicklungen mitunter deutlicher zu Tage. Der Resonanzraum für kurzlebige Gerüchte und psychologische Faktoren schwindet. Die Marktexperten bleiben weitgehend unter sich. Marktstratege Colas rechnet nicht mit einem großen Ausverkauf. Die Meinungen über den Zustand der US-Wirtschaft seien aber ziemlich eingefahren, fügt er hinzu.

Nasdaq Composite
Nasdaq Composite 22.941,67

In der Tat scheint sich bei den Investoren durch die jüngsten Gewinne eine gewisse Selbstzufriedenheit eingeschlichen zu haben: Das sogenannte Angst-Barometer der Wall Street, der CBOE Volatility Index, steht so tief wie schon seit April nicht mehr. Der Optimismus hatte dem S&P vor dem Wochenende den höchsten Schlussstand seit September 2008 und der Nasdaq seit Dezember 2007 beschert. Auf Wochensicht legte der S&P500-Index 1,3 Prozent, der Nasdaq-Composite 1,8 Prozent und der Dow-Jones-Index der Standartwerte 0,2 Prozent zu.

In der kommenden Woche richten die Anleger ihren Blick vor allem auf die Inflation, über die sie sich Aufschluss aus den Erzeugerpreisen am Dienstag und den Verbraucherpreisen am Mittwoch erhoffen. Die zuletzt positiveren Konjunkturdaten könnten zudem eine Debatte darüber anheizen, wie lange die noch an ihrer extrem lockeren Geldpolitik durch Bondkäufe festhält. Mit Spannung beobachten die Investoren also die letzte Sitzung des entscheidenden Fed-Ausschusse in diesem Jahr, die für Dienstag angesetzt ist. Abgesehen von der Geldpolitik in den USA halten Beobachter nach den einen baldigen Zinsschritt in Peking für immer wahrscheinlicher.

Mit wachsamen Augen verfolgen die Börsianer zudem die Steuergesetzgebung. Der Senat dürfte zwar am Dienstag einer Verlängerung der aus der Bush-Ära zustimmen, doch der Weg durch das Repräsentantenhaus könnte schwieriger werden. Sollten die Pläne auf Widerstand stoßen und damit höhere Steuern auf Kapitalerträge und Dividenden fällig werden, drohen dem Aktienmarkt Abschläge.

Am Mittwoch kommt US-Präsident Barack Obama mit Spitzenvertretern großer US-Unternehmen zusammen, um für seine Wirtschaftspolitik zu werben. Zu dem Treffen werden die Chefs von 20 Großunternehmen erwartet, darunter Google, Cisco Systems, IBM, American Express, Dow Chemical und Pepsico.

Nach der Wahlschlappe seiner Demokratischen Partei bei den Kongresswahlen Anfang November hatte Obama angekündigt, er wolle sich um ein besseres Verhältnis zur Unternehmerschaft bemühen. Themen des Treffens sollten internationale Handelsfragen, die Staatsverschuldung und die Steuerreform sein, teilte ein Regierungssprecher mit. Außerdem werde es um die Frage der Regulierung von Märkten gehen und wie diese das Wirtschaftswachstum fördern anstatt behindern könne.

Quelle: ntv.de, Edward Krudy, rts

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