Kleines Plus zum Wochenende Dax schließt versöhnlich
16.08.2013, 18:07 Uhr
(Foto: dpa)
Erst kurz vor Wochenschluss besinnt sich der deutsche Aktienmarkt auf seine Stärken: In den letzten Minuten des Handels klettern zumindest Leitindex und Nebenwerte in die Gewinnzone. Der TecDax schert aus dem Aufschwung aus.
Der deutsche Aktienmarkt verabschiedet sich freundlich, aber ohne einheitlichen Trend ins Wochenende: Der Dax hat den Handel am Freitag mit einem leichten Aufschlag von 0,19 Prozent auf 8391,94 Punkte beendet. Auf Wochensicht erreichte der Leitindex damit ein Plus von 0,64 Prozent. Der MDax schloss 0,30 Prozent im Plus bei 14.762,87 Punkten. Der TecDax blieb im Minus und gab zum Handelsende 0,11 Prozent nach auf 1030,99 Punkte.
Bei dünnen Umsätzen war im Handel von einem nervösen Geschäft die Rede. "Vor allem die Sorge vor einer näher rückenden Wende der US-amerikanischen Geldpolitik verwehrt derzeit eine Rückkehr über die Marke von 8400 Punkten, nachdem am Vortag mehrheitlich positive Konjunkturdaten aus den USA veröffentlicht wurden", kommentierte Händler Gregor Kuhn vom Broker IG.
Insgesamt ließen es Aktienanleger vor dem Wochenende auf beiden Seiten des Atlantiks eher ruhig angehen. Der Eurostoxx50 notierte am Abend 0,7 Prozent fester bei 2854,27 Punkten und damit auf dem höchsten Stand des Jahres. Die Leitindizes in Paris und London gewannen zwischen 0,2 und 0,8 Prozent. An der Wall Street stieg der Dow Jones mit seinen 30 Standardwerten der US-Unternehmenslandschaft zum Handelsschluss in Europa 0,1 Prozent auf 15.122 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 gewann 0,1 Prozent auf 1662 Zähler. Der Nasdaq notierte 0,4 Prozent im Plus bei 3618 Punkten.
Die am Berichtstag veröffentlichten Konjunkturdaten aus den USA fielen durchwachsen aus und trugen damit nicht dazu bei, dass sich Anleger ein klares Bild formen konnten: Der von Thomson Reuters und der Universität Michigan vorgelegte Index zum US-Verbrauchervertrauen sank nach vorläufigen Berechnungen im August zum Vormonat um 5,1 auf 80 Punkte.
Der Rückgang solle aber nicht dazu verleiten, den nach wie vor freundlichen Konjunkturausblick für die USA in Zweifel zu ziehen, kommentierte Helaba-Analyst Johannes Jander. Die Zahl der Wohnbaubeginne legte im Juli um 5,9 Prozent auf 896.000 zu. Die Produktivität der US-Wirtschaft stieg im zweiten Quartal kräftiger als erwartet um 0,9 Prozent. Analysten hatten mit 0,6 Prozent gerechnet. Allerdings wurde der Wert für das Vorquartal auf minus 1,7 von plus 0,5 Prozent nach unten korrigiert.
Die Wirtschaftsdaten gaben somit keinen Aufschluss darüber, wie die Fed ihre weitere Geldpolitik ausrichten wird. Bislang kauft die Notenbank zur Ankurbelung der US-Konjunktur monatlich Anleihen und Immobilienpapiere im Volumen von 85 Milliarden Dollar auf. US-Notenbankchef Ben Bernanke hatte vor einigen Wochen angekündigt, den Geldhahn ab Jahresende langsam zudrehen zu wollen, sofern sich die US-Konjunktur weiter erhole.
Anfang September trifft sich die Fed zu ihrer nächsten regulären Sitzung, um über ihre weitere Geldpolitik zu beraten - einige Anleger befürchten, dass die Notenbank schon zu dem Zeitpunkt auf die geldpolitische Bremse treten könnte. Der Euro notierte in dieser Gemengelage mit 1,3322 Dollar etwas schwächer als am Vorabend in New York.
Größter Verlierer im Dax waren die Aktien der Lufthansa, die nach einer Herunterstufung von Morgan Stanley um 1,5 Prozent abrutschten. Auch auf Wochensicht waren sie mit einem Minus von 4,3 Prozent größter Dax-Verlierer. Die Analysten bewerten die Titel nur noch mit "equal weight", bislang war es "overweight". Die Morgan-Stanley-Experten begründeten ihre Entscheidung mit einem schwieriger werdenden operativen Geschäft. Außerdem seien die Effekte des Sparprogramms Score schwer nachvollziehbar. Neue Impulse, die das Geschäft der Lufthansa in Schwung bringen könnten, seien nicht absehbar.
Dazu kommt: Die Unruhen in Ägypten gelten als Belastung für den Reise- und Freizeitsektor. Die Lufthansa leide darunter vor allem wegen des steigenden Ölpreises, sagten Händler. Auch Anteilsscheine von Air Berlin standen bei Anlegern auf der Verkaufsliste. Die im Kleinwerteindex SDax notierten Papiere verloren 6,9 Prozent.
Nach den jüngsten Kursverlusten setzten die Aktien von RWE zu einem Erholungskurs an und eroberten mit einem Plus von 2,6 Prozent die Dax-Spitze. Die Papiere von Eon verteuerten sich um 0,33 Prozent.
Technische Gründe machten Beobachter für den Kursanstieg der Commerzbank-Aktie aus: Die Titel zogen im Dax um 2,5 Prozent an auf 8,24 Euro. Dem Papier scheint der Ausbruch über die 8-Euro-Marke gelungen zu sein, hieß es. Am Vortag hatten Spekulationen um einen angeblich nach der Bundestagswahl anstehenden Einstieg eines Großinvestors aus Asien für kurze Unruhe gesorgt.
In Kopenhagen verhalf ein Gewinn über den Markterwartungen A.P. Moeller-Maersk zu einem Kursplus von 9,7 Prozent. Für das Gesamtjahr erwartet dänische Schifffahrts- und Ölkonzern ein "signifikant" höheres Ergebnis als 2012.
Im MDax verloren die Aktien von Tui 0,2 Prozent. Die Bundesregierung warnte angesichts der Gewaltausbrüche in Ägypten vor Urlaubs- und Geschäftsreisen in das Land. Die Reiseveranstalter Tui, Thomas Cook und Alltours haben alle Reisen in das Land bis einschließlich 15. September abgesagt.
Die zuletzt schwache Salzgitter-Aktie konnte sich im MDax stabilisieren und kletterte um gut drei Prozent nach oben. Bei Deutschlands zweitgrößtem Stahlkonzern fallen laut "Süddeutscher Zeitung" drei Vorstandsposten weg. Noch besser schnitten die Papiere des Kupferunternehmens Aurubis mit einem Gewinn von 3,15 Prozent ab. Am Ende des MDax standen Sky Deutschland mit einem Minus von knapp zwei Prozent.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 1,55 (Vortag: 1,50) Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,25 Prozent auf 132,62 Punkte. Der Bund Future verlor 0,01 Prozent auf 140,20 Punkte. Der Euro stieg: Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3340 (1,3297) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7496 (0,7521) Euro.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts