Genau hingeschaut! MDax zieht Dax ab
04.04.2011, 19:45 UhrDie nächste Marke wartet bei 7200: Der Dax macht zu Wochenbeginn lange Zeit da weiter, wo er am Freitag aufgehört hat. Am ende fehlen dem Leitindex aber die Kraft und nötige Impulse. Der MDax zeigt indes, wie es geht.
The same procedure: Mangels Alternativen haben Anleger in Deutschland auch zu Wochenbeginn wieder zu Aktien gegriffen - allerdings nicht so starkt wie in der vergangenen Woche. Der Dax lag zu Handelsschluss nahezu unverändert bei 7175 Zählern, nachdem er in der abgelaufenen Woche 3,4 Prozent gewonnen hatte und sich am Freitag mit 7180 Punkten ins Wochenende verabschiedet hatte.
Deutlich besser lief es für die mittelgroßen Werte: Der MDax zog um 0,7 Prozent auf 10.563 Punkte an. Auch der TecDax konterte den Dax aus und verbuchte Gewinne von 0,5 Prozent auf 943 Zähler.
Unterstützung erhielt der deutsche Aktienmarkt on den US-Börsen, die etwas fester eröffneten. Dennoch blieb das beherrschende Thema am Markt, die am Donnerstag erwartete Leitzinswende der Europäischen Zentralbank (EZB). "Mit einer Erhöhung um 25 Basispunkte auf 1,25 Prozent sollte die Zinswende sehr moderat ausfallen, das heißt, Geld ist also auch weiterhin sehr günstig zu haben", sagte ein Händler. Sorgen wie Japans anhaltender Kampf gegen den Super-GAU oder der Höhenflug beim Ölpreises würden derzeit in den Hintergrund gedrängt. Solange die Situation nicht eskaliere, seien die Anleger am Aktienmarkt nicht aus der Ruhe zu bringen.
FMC rockt das Parkett
Zu den größten Gewinnern im Dax gehörten FMC mit einem Plus von 1,2 Prozent. Die Aussicht auf höhere Einnahmen im wichtigen US-Markt verliehen den Aktien Auftrieb. Der Wegfall des ursprünglich geplanten US-Zwangsrabatts zum Ausgleich möglicher Preiserhöhungen im Zuge der Umstellung auf eine pauschale Abrechnung von Dialyse-Behandlungen steigere den Gewinn 2011 um 45 Mio. Dollar, schrieb Equinet-Analyst Edouard Aubery in einer Studie. Er hielt an seiner Einstufung "Accumulate" und dem Kursziel von 53 Euro fest.
Die Titel der Deutschen Börse verbilligten sich dagegen um 1,4 Prozent und zählten damit zu den schwächsten Dax-Werten. Mehrere Analysten hatten sich nach dem angekündigten gemeinsamen Konkurrenzangebot der Nasdaq OMX und des Rohstoffbörsenspezialisten ICE für die Nyse Euronext negativ geäußert.
VW zogen 0,9 Prozent an, nachdem am Wochenende positive Zahlen vom US-Absatz veröffentlicht worden waren.
Stahlkonjunktur brummt
Positiv tendierten auch die deutschen Stahltitel. Während ThyssenKrupp 0,8 Prozent fester notierten, zogen Salzgitter 1,4 Prozent an. Hintergrund ist die erhöhung der Prognose der Wirtschaftsvereinigung Stahl angesichts einer anhaltend robusten Konjunktur. Die deutschen Hersteller werden danach 2011 voraussichtlich 45,5 Mio. Tonnen und damit rund 4 Prozent mehr als 2010 produzieren.
Fusionsgerüchte bei MDax-Werten
Im MDax kletterten die Titel von Lanxess um 3,7 Prozent. Händler verwiesen auf einen Bericht des Anlegermagazins "Platow Brief", wonach der Spezialchemie-Konzern ein attraktives Übernahmeziel sei. Als Interessenten kämen unter anderem der niederländische Chemiekonzern DSM und der Essener Chemiekonzern Evonik in Frage.
Auch Tognum gehörten zu den Favoriten. Die Forderung nach einer höheren Offerte bei der geplanten Übernahme durch Daimler und Rolls Royce sorgte für ein Kursplus von 1,0 Prozent. Tognum-Großaktionär ING halte den Angebotspreis von 24 Euro je Aktie für zu niedrig, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Der niederländische Finanzkonzern sieht Tognum mit 30 bis 32 Euro je Anteilsschein fair bewertet. "Daimler wird bei seinem Angebotspreis noch nachlegen müssen", sagte ein Händler.
Vossloh rauschen ab
Berichte über eine Aufstockung der Anteile durch Knorr-Bremse-Eigentümer Heinz Hermann Thiele gaben Vossloh Kursfantasie. Mit einem Plus von 3,3 Prozent gehörten die Aktien des Verkehrstechnik-Konzerns zu den größten Gewinnern im MDax. Mittlerweile solle die Thiele-Beteiligung nahe zehn Prozent liegen, berichtete das "Handelsblatt" unter Berufung auf Informationen aus Finanzkreisen. "Das sollte Übernahmefantasien anheizen," sagte ein Händler.
Kabel-Power
Kabel Deutschland liefen das Jahreshoch von Mitte Februar an. "Gemessen an Kabel BW gilt die Aktie als günstig", so ein Händler mit Blick auf den Besitzerwechsel beim drittgrößten deutschen Kabelnetzbetreiber. Außerdem treibe die vorzeitige Ablösung von Krediten durch Kabel Deutschland weiter den Kurs. Die Aktien zogen um 2,6 Prozent an.
Analysten helfen Stada
Nach einer Kaufempfehlung der Bank of America/Merrill Lynch legten Stada kräftig zu. Die Aktien des Pharma-Herstellers stiegen um 4,7 Prozent auf ein Fünf-Wochen-Hoch. "Die Gesamtjahresbilanz hat uns zuversichtlicher gemacht, dass die Margen trotz des rückläufigen Generika-Geschäfts in Deutschland gesteigert werden können", schrieb Analyst Jamie Clark in einer Studie. Vor diesem Hintergrund halte der die Titel für günstig. Einige Börsianer verwiesen zusätzlich auf vage Gerüchte, Teva bereite ein Übernahmeangebot vor.
Qiagens strategischer Kurs
Als "sehr hoch" bezeichnete ein Analyst die von Qiagen gebotenen 355 Mio. Dollar für das australische Diagnostikunternehmens Cellestis. Damit werde mehr als das Achtfache des Umsatzes und über das Dreißigfache des EBITDA der Australier offeriert. Dies gelte um so mehr, als das Wachstum von Cellestis nicht allzu hoch sei. Strategisch scheine der Schritt dennoch sinnvoll zu sein. Die Anleger sahen es genauso, die Titel legten rund 1 Prozent zu.
Schuldenschnur gekappt
Europas größer Hersteller von Schnurlostelefonen, Gigaset, ließ die Anleger ebenso jubeln: Der Schuldenstand wurde fast vollständig abgebaut - dank Unternehmensverkäufen, einer Kapitalerhöhung und eines höheren Umsatzes. Die Aktien legten araufhin rund 2,3 Prozent zu.
Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa/DJ