Nikkei verliert 600 Punkte, Regierung besorgt "Schwarzer Dienstag" an Asien-Börsen
04.02.2014, 08:15 Uhr
Unscharf zwar, aber dennoch eine deutliche Aussage: Die Bären übernehmen an der Tokioter Börse das Ruder.
(Foto: REUTERS)
300 Punkte runter am Montag, und auch am zweiten Handelstag der Woche registriert die Tokioter Börse satte Abschläge. Die Gemengelage an negativen Konjunkturdaten bereitet aber nicht nur den japanischen Anlegern Kopfzerbrechen. Auch die Politik ist nervös.
Der negative Wochenauftakt beim Nikkei scheint nur der Aufgalopp für einen länger andauernden Kursrutsch gewesen zu sein: In Tokio fielen die Kurse am Dienstag deutlich. Negativer Vorgaben der Wall Street und einer Festigung des Yen führten Marktteilnehmer als Gründe an.
Der Nikkei brach um 4,2 Prozent oder 610 Punkte auf 14.008 Punkte ein. Kurzzeitig war der Index sogar erstmals seit dem 9. Oktober 2013 unter die psychologisch wichtige Marke von 14 000 Punkten gerutscht. Seit Beginn des Jahres steht damit ein Minus von rund 14 Prozent zu Buche. 223 der 225 Werte verbuchten dabei Abgaben. Experten sprechen nun offiziell von einer Marktkorrektur, die als Kursrutsch um mindestens 10 Prozent seit dem letzten Höchststand zum Handelsschluss definiert ist. Der breiter gefasste Topix büßte bis dahin ebenfalls stark - 4,8 Prozent - ein und fiel auf den Zwischenstand von 1139 Zählern ein.
Nachdem die Kurse an der Tokioter Börse bereits zum wochenauftakt deutlich unter die Räder gekommen waren, war auch der Abgabedruck an der Wall Street hoch. Verantwortlich dafür waren überraschend schwache Konjunkturdaten zur US-Industrie - das Institute for Supply Management (ISM) hatte einen überraschend schwachen Index für die Geschäftstätigkeit der Industrie veröffentlicht. Das führte zu einem Abverkauf von US-Dollar, was den Yen auf den höchsten Stand seit zwei Monate trieb. Zusammen mit dem langsameren Wachstum der chinesischen Wirtschaft und der allmählichen Straffung der US-Geldpolitik reagierten viele Anleger verunsichert und nahmen erst einmal Gewinne mit. Der Leitindex Dow sackte daraufhin mehr als 2 Prozent ab. Der breiter gefasste S&P 500 büßte 2,3 Prozent auf 1741 Zähler ein. Der Index der Technologiebörse Nasdaq brach um 2,6 Prozent auf 3996 Stellen ein.
"Es gibt keinen Grund ..."
Japans Wirtschaftsminister Akira Amari äußerte daraufhin seine Besorgnis über die jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten. "Die gestrigen US-Daten haben gezeigt, dass die Wirtschaft der USA immer noch ein Aufwärtsmomentum hat. Ich bin besorgt, dass die Märkte überreagiert haben", sagte Amari.
Amari wiederholte seine Botschaft, dass mit der Drosselung der Anleihenkäufe der US-Zentralbank die Geldmenge nicht sinkt, sondern nur langsamer steigt. Zudem seien die Fundamentaldaten der japanischen Wirtschaft "zuletzt sehr gut gewesen". Die japanischen Märkte sollten auf ihren eigenen Grundlagen gehandelt werden. "Es gibt keinen Grund, dass die japanischen Märkte sich linear zu den US-Märkten bewegen", sagte Amari.
Verluste satt
Die Verluste im Nikkei sind breit gefächert: über exportlastige Titel, Autowerte und Hightech-Werte bis hin zu Versorgern. Hitachi Zosen büßten am deutlichsten ein: rund 18 Prozent. Sharp verloren 8,4 Prozent, Mazda 6,4 Prozent, Tepco 6,6 Prozent. Toyota gaben trotz ordentlicher Ergebniszahlen 5,7 Prozent ab, Sony 3,2 Prozent. Dagegen zeigen sich die Softbank-Titel mit einem Plus von 2,1 Prozent, nach einer Hochstufung durch Merrill Lynch. Die Papiere hatten zuvor allerdings neun Handelstag in Folge nachgegeben. Damit waren Softbank neben Maruha der einzige von 225 Werten im Nikkei, die zulegen konnten.
Abgaben auch in Sydney und Hongkong
Auch an den anderen Handelsplätzen der Region tauchten die Indizes ab. In Sydney fiel der S&P/ASX 200 um 1,8 Prozent. Damit summiert sich das Minus seit Jahresbeginn auf über 5 Prozent. Keine Hilfe kommt von der Notenbank des Landes. Die hat das aktuelle Zinsniveau bestätigt und signalisiert, dass sie eine längere Phase eines stabilen Zinsniveaus anstrebe.
In Hongkong, wo nach zwei Feiertagen erstmals wieder gehandelt wird, ging es für den Hang-Seng-Index um 2,3 Prozent nach unten. In Schanghai öffnet der Aktienmarkt dagegen erst wieder am Freitag - wegen des "Mond-Neujahres".
Warten auf weitere US-Daten
"Die risikoaverse Anlegerstimmung hat sich offensichtlich fest eingebrannt und sie spiegelt nicht nur wider, was auf den Schwellenmärkten los ist, sondern auch, was in den entwickelten Volkswirtschaften vor sich geht", sagte Matthew Sherwood, Leiter der Investment-Marktforschung bei der Vermögensverwaltung Perpetual in Sydney.
"Wir wurden mit negativen Schlagzeilen und Daten bombardiert und das trübt die düstere Stimmung noch mehr ein", kommentierte Opaul Mackel, Währungsexperte bei HSBC in Hongkong und weiter: "Ein Licht am Ende des Tunnels ist nicht zu sehen."
Die Anleger werden nun den US-Arbeitsmarktbericht für Januar, der am Freitag veröffentlicht wird, umso genauer unter die Lupe nehmen und nach Rückschlüssen für das weitere Vorgehen der US-Notenbank suchen. Vergangene Woche hatte die Notenbank angekündigt, dass sie ihre geldpolitischen Anreize weiter senken werde, obwohl schon der Arbeitsmarktbericht im Dezember enttäuschend ausgefallen war.
Quelle: ntv.de, bad/dpa/DJ/rts