Chinesische Banken bangen wieder Nikkei stemmt sich gegen das Minus
20.12.2013, 10:50 Uhr
Pulsierende Wirtschaftsmetropole am Ufer des Huangpu: Die Angst vor einer Kreditklemme in China verunsichert die Anleger in Shanghai.
(Foto: Reuters)
An den fernöstlichen Börsenplätzen kühlt sich vor dem Wochenende die Stimmung deutlich ab. Hinweise auf Schwierigkeiten in China überschatten den stabilen Kurs der japanischen Zentralbank. Abwärts geht es vor allem in Shanghai.
In China geht wieder die Angst vor einer Kreditklemme um. Geldmarktsätze auf dem höchsten Stand seit sechs Monaten haben den Börsianern den Wochenausklang kräftig verhagelt. In Schanghai ging es bereits den achten Tag in Folge abwärts, diesmal um fast zwei Prozent. Damit summiert sich das Minus dieser Talfahrt bereits auf fast sieben Prozent und der Shanghai-Composite-Index fiel auf den niedrigsten Stand seit dem 23. August. An den anderen Börsen der Region in Ostasien war die Tendenz uneinheitlich.
Am chinesischen Geldmarkt waren die Zinsen für Wochengeld in den vergangenen Tagen deutlich gestiegen. Am Freitag erreichten sie 7,75 Prozent. Innerhalb einer Woche entspricht dies einem Anstieg um mehr als 300 Basispunkte. Zwar hatte die Notenbank des Landes dem Bankensystem am Vortag eine kurzfristige Sonderliquidität zur Verfügung gestellt, um die Kreditkosten wieder zu drücken, dies hatte aber nur kurzzeitig Erfolg.
Spritze zu klein
"Das spiegelt das enge Liquiditätsumfeld wider und signalisiert, dass die Kapitalspritze gestern nicht genug war. Sie sollten heute nachlegen", meinte ein Analyst von Hongyuan Securities zur Lage am Aktien- und Kapitalmarkt. "Die Anleger befürchten eine weiter angespannte Liquiditätslage. Sie wissen, dass die Zentralbank strikt dagegen ist, dem Markt zu viel Liquidität zuzusteuern, da das Kreditvolumen der Banken zu hoch ist", erklärte Analyst Zhou Xu von Nanjing Securities. Auf der anderen Seite setze der Markt aber auch drauf, dass die Notenbank Liquidität bereitstelle, sofern das nötig ist, ergänzte er.
Bereits im Sommer diesen Jahres hatte eine ähnliche Verspannung bei den kurzfristigen Zinsen an den Börsen in Schanghai und Hongkong für Ausverkäufe an den Aktienmärkten gesorgt. Damals wie heute hatte die Zentralbank dem Geldmarkt über einen länger als üblich währenden Zeitraum keine frische Liquidität zugeführt und so den Zinsanstieg ausgelöst.
Am Aktienmarkt in Hongkong stand außerdem der Börsengang der China Everbright Bank im Fokus, die diesen erst im dritten Anlauf schaffte. An ihrem ersten Handelstag verlor die Aktie 2,8 Prozent. Abwärts ging es auch mit dem Kurs von HKT. Er litt darunter, dass HKT das in Hongkong angesiedelte Mobilfunkgeschäft CSL des australischen Mobilfunkbetreibers Telstra für 2,4 Milliarden US-Dollar kauft. Telstra-Aktien gewannen derweil in Sydney 1,8 Prozent.
Nikkei dreht ins Plus
In Tokio schaffte der Nikkei-Index nach den deutlichen Gewinnen der drei Vortage zum Handelsende doch noch den Dreh ins Plus. Er stieg um knapp 0,1 Prozent auf 15.870 Punkte. Besser als der breite Markt entwickelten sich Schwergewichte wie Fast Retailing und Honda Motor mit Aufschlägen von 2,7 und 0,9 Prozent.
Dominierten zunächst noch Gewinnmitnahmen, setzte sich im Verlauf der positive Impuls des weiter nachgebenden Yen durch. Ein schwächerer Yen verbessert die Wettbewerbsfähigkeit japanischer Exporteure. Im Tageshoch von 104,60 Yen war der Dollar so teuer wie zuletzt im Herbst 2008.
Hintergrund der Dollarstärke ist der von der US-Notenbank am Mittwoch eingeleitete Ausstieg aus der ultraexpansiven Geldpolitik, während gleichzeitig die japanische Notenbank unvermindert Anleihen aufkauft. Das hat zur Folge, dass sich der Zinsunterschied in beiden Ländern zugunsten der USA ausweitet, was wiederum für Dollarkäufe sorgt. Zum anderen macht die weltweit aufgehellte Stimmung und damit gestiegene Risikofreude den Yen als sicheren Hafen in Krisenzeiten weniger attraktiv.
Angebliche Eindeckungen von Gold-Leerverkaufspositionen eines börsengehandelten Goldfonds sorgten in Sydney für kräftige Kursgewinne bei Goldminenaktien wie Newcrest Mining von über fünf Prozent. "Die Aktien werden vorauslaufen und niemand sollte überrascht sein, wenn der Goldpreis in den kommenden zwei oder drei Tagen hinterherzieht", sagte BBY-Händler Peter Argyrides. Das mit 1,2 Prozent erneut kräftige Plus am Aktienmarkt in Sydney erklärten Händler unter anderem mit den Nachwirkungen des Tapering-Beschlusses der US-Notenbank. Er bestärke viele Anleger in ihrer Zuversicht für die konjunkturelle Entwicklung. Damit nehme deren Risikobereitschaft zu, weshalb die nun fälligen Dividenden wieder an den Aktienmarkt zurückfließen dürften.
Quelle: ntv.de, mmo/jwu/rts/DJ