Marktberichte

Freudige Reaktionen in Frankfurt Dax über 8700 erwartet

Ein Allzeithoch nach dem anderen: Die überraschende Fed-Entscheidung dürfte den Dax weiter antreiben.

Ein Allzeithoch nach dem anderen: Die überraschende Fed-Entscheidung dürfte den Dax weiter antreiben.

(Foto: REUTERS)

Der Paukenschlag aus Washington räumt alle Zweifel aus dem Weg: Am deutschen Aktienmarkt können sich Anleger nach Einschätzung von Beobachtern in Banken und Brokerhäusern auf neue Vorstöße nach oben einstellen. Schon zum Start ist wohl ein neues Allzeithoch fällig.

Die Aussicht auf anhaltend hoch dosierte Geldspritzen der US-Notenbank dürfte den Dax am Donnerstag laut Börsianern erneut auf neue Rekordstände treiben: Der deutsche Leitindex wird deutlich im Plus erwartet: Im Spezialistenhandel bei Lang & Schwarz wird der Dax zum Auftakt bei 8750 Punkten gesehen. Das entspricht einem Plus zum Start von etwa 1,3 Prozent - und einem neuen Allzeithoch. Zur Wochenmitte war das wichtigste deutsche Börsenbarometer bereits auf ein neuerliches Allzeithoch im Verlauf bei 8645,9 Punkten geklettert. Aus dem Handel hatte er sich mit einem Schlusskurs von 8636 Zählern verabschiedet.

In einer Blitzumfrage am Morgen zeigte sich die Mehrheit der befragten Händler sehr zuversichtlich: Die Marktteilnehmer prognostizierten im Schnitt einen Dax-Stand von 8708 Punkten zum Xetra-Schluss. Bis auf einen Händler, der den Dax am Ende des Tages mit einem kräftigen Minus erwartete, sagten alle übrigen acht befragten Marktteilnehmer Kursgewinne voraus. Die Spanne der Prognosen reicht von 8550 bis zu 8830 Punkten.

Am Vorabend hatte die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) den erwarteten Ausstieg aus der Ära des billigen Geldes überraschend aufgeschoben. Wie Notenbank-Chef Ben Bernanke nach Börsenschluss in Europa mitteilte, wird die Wirtschaft vorerst weiter mit 85 Milliarden Dollar Staatsanleihenkäufen pro Monat gestützt. Ökonomen hatten mehrheitlich mit einer Drosselung auf 75 Milliarden gerechnet.

Die "Party" geht weiter

Die Wall Street verbuchte daraufhin zeitweise neue Rekordstände: Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss knapp 1 Prozent höher, der S&P-500 stieg um 1,2 Prozent. Der Nasdaq-Composite gewann 1 Prozent. Auch an der Börse in Japan ging es am Donnerstag deutlich aufwärts: Der Nikkei-Index kletterte in der Spitze um 1,7 Prozent auf den höchsten Stand seit Ende Juli.

"Die Fed erlaubt, dass die Party an den Börsen weitergeht", fasste Volkswirt Mitul Kotecha von der Credit Agricole die Stimmung an den Märkten zusammen. Zu den Kursgewinnern gehören neben den Aktienmärkten auch Rohstoffe und Anleihen. "Die kräftige Abwärtsbewegung bei den US-Renditen sorgt für Druck auf dem Dollar", erklärte Kotecha. Die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen waren im Vorfeld der erwarteten Drosselung der Anleihekäufe in den vergangenen Wochen zunächst an die 3-Prozent-Marke herangelaufen. Nun notieren sie wieder bei 2,7 Prozent. Der Bund-Future legte am Mittwoch im späten Handel eine Rally hin und schloss knapp über 139 Prozent.

Der Dollar ist somit der große Verlierer der aktuellen Entwicklung. Im Gegenzug sprang der Euro über die Marke von 1,35 Dollar und notiert damit auf dem höchsten Stand seit Februar. Auch der Yen legt zum Greenback zu und notiert bei 98,35 Dollar.

Der Sektor der europäischen Minenwerte sollte von der Rally bei den Rohstoffpreisen profitieren und zu den großen Gewinnern in Europa gehören, meinte ein Beobachter. Aber auch andere konjunktursensible Sektoren sollten überproportional profitieren, erwartete ein Händler. Kaufinteresse dürfte zudem vom Terminmarkt kommen, da die kräftige Aufwärtsbewegung kurz vor dem großen Verfallstermin an der Eurex am Freitag für zusätzlichen Eindeckungsbedarf sorgen dürfte.

Die Aussicht auf ungeschmälerte Konjunkturspritzen der Fed trieb die Kurse der US-Staatsanleihen kräftig an: Die Fed sorgte am Markt für einen Paukenschlag mit der überraschenden Entscheidung, ihre massiven Wertpapierankäufe vorerst nicht zurückzufahren. Investoren hatten sich auf eine behutsame Drosselung eingestellt. Die zehnjährigen US-Staatsanleihen zogen 1-12/32 auf 98-12/32 an. Die Rendite rutschte auf 2,68 Prozent ab. Die 30-jährigen Bonds kletterten 1-15/32 auf 97-26/32 und rentierten mit 3,75 Prozent.

Schwaches Omen für SAP

Händler erwarten keinen negativen Einfluss der Oracle-Zahlen auf SAP: An der Wall Street war der Kurs von Oracle nach Zahlenvorlage nachbörslich um 3 Prozent gefallen. Der Ausblick auf den bereinigten Gewinn lag im laufenden Quartal mit 64 bis 69 US-Cent unter der Analystenschätzung von 69 US-Cent. Während die Oracle-Aktie seit Ende Juni kräftig zugelegt hat, neigten SAP-Titel in diesem Zeitraum bereits zur Schwäche. Zudem hätten Quartalszahlen von Oracle auch in den vergangenen Quartalen den Kurs von SAP nicht beeinflusst, heißt es im Handel.

Über die überraschend angekündigte Kapitalerhöhung von Morphosys schieden sich im Handel am Morgen die Geister. "Der Aktienkurs leidet zunächst unter der Kapitalerhöhung", meinte ein Händler. Zudem wird sie für die Altaktionäre, die an der Kapitalerhöhung nicht teilnehmen, zu einer Gewinn-Verwässerung führen. Die guten Entwicklungsergebnisse der firmeneigenen Pogramme hatte jüngst zu einem starken Interesse unter Investoren nach der Aktie geführt. "Ich gehe davon aus, dass die Platzierung schnell über die Bühne geht", sagte dagegen ein anderer Händler. Die Aktie gibt im Frankfurter Spezialistenhandel 1,9 Prozent auf 54,72 Euro nach.

Der Dax-Future verteidigt im frühen Geschäft seine Gewinne aus dem Späthandel des Vorabends: Nach der Bestätigung des geldpolitischen Kurses der US-Notenbank war er am Mittwochabend stark gestiegen und hatte in der Folge einen neuen Rekordstand erreicht. Im frühen Geschäft gibt er um 8,5 auf 8740 Punkte nach. Das bisherige Tageshoch liegt bei 8749 Zählern, das Tagestief bei 8736 Punkten. Umgesetzt wurden bislang etwa 1200 Kontrakte. "Der bevorstehende Verfall dürfte die Kurse weiter treiben", sagte Oliver Schmidt, Derivate-Händler der Hellwig Bank.

Bei 8700 Punkten seien 45.000 Call-Kontrakte offen, die Verkäufer könnten nun ihre Positionen eindecken und so auch die Futures weiter nach oben treiben, warnte der Experte. Charttechnische Widerstände werden beim neuen Rekordstand von 8758,5 Punkten gesehen und dann an der 8800er Marke, auch hier sind noch 23.000 Call-Kontrakte offen. Unter 8700 Punkten seien die Optionsseiten dagegen "ziemlich leer". Eine Unterstützung machten Händler bei der "Gap-Unterkante bei 8522 Punkten" aus. "Der Future arbeitet an der Etablierung eines mittelfristigen Aufwärtstrends", heißt es bei Commerzbank Technical Analysis and Index Research.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts

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