Marktberichte

"Hexensabbat" vor dem Wochenende Dax stolpert in den Verfallstag

(Foto: REUTERS)

Am deutschen Aktienmarkt bereiten sich Beobachter in Banken und Brokerhäusern auf einen holprigen Handelsauftakt vor: Die großen Impulse der vergangenen Tage verlieren an Wirkung. Vor dem Wochenende steht zudem ein großer Verfallstag an.

Die Euphorie nach der Fed-Entscheidung beginnt zu verblassen: Nach der Rekordjagd der vergangenen Tage dürften Investoren den Freitag zum Luftholen nutzen. "Es sieht heute nach einem dieser typischen Freitage aus, an dem die Kurse nach einer Woche voller Nachrichten fallen", meinte Ric Sponner, Chefanalyst bei CMC Markets.

Dazu kommt eine weitere Richtungsentscheidung, diesmal aus dem Inneren der einflussreichsten Volkswirtschaft der Eurozone: Die Bundestagswahl am kommenden Sonntag ist Analysten zufolge ebenfalls ein Hemmschuh für weiter steigende Kurse. In einer aktuellen Umfrage deuten die Ergebnisse auf eine hauchdünne Mehrheit für die Regierungskoalition aus CDU und FDP hin.

Der deutsche Leitindex dürfte den letzten Handelstag der Woche leicht im Minus beginnen: Die Analysten bei IG Markets sehen den Dax zu Handelsbeginn 14 Punkte niedriger bei 8680 Zählern.

In einer Blitzumfrage am Morgen prognostizierten Händler mehrheitlich einen fallenden Dax: Neun befragte Marktteilnehmer rechneten im Schnitt mit einem Dax-Stand von 8643 Punkten zum Xetra-Schluss. Das entspricht einem Dax-Verlust zum Vortag von 0,6 Prozent. Dabei erwarten alle Händler fallende Kurse. Die Spanne der Prognosen reicht von 8585 bis 8694 Punkten.

Am Vortag hatte die Aussicht auf anhaltend hoch dosierte Geldspritzen der US-Notenbank Fed den Dax bis auf ein Allzeithoch von 8770,10 Punkten getrieben. Der Leitindex schloss 0,7 Prozent fester. Die Fed hatte den Ausstieg aus der Ära des billigen Geldes überraschend aufgeschoben. Für stärkere Kursschwankungen dürfte zum Wochenschluss der dreifache Verfallstermin (Hexensabbat) am Terminmarkt sorgen.

An der Wall Street hat der Dow-Jones-Index 0,3 Prozent tiefer bei 15.637 Punkten geschlossen, der S&P-500 verlor 0,2 Prozent auf 1722 Zähler. Der Nasdaq-Composite gewann 0,15 Prozent auf 3789 Punkte. An der Börse in Japan kehrte nach der Vortagesrally Normalität ein: Der Nikkei-Index ging 0,1 Prozent höher bei 14.778 Punkten aus dem Vormittagshandel.

Großer Verfallstag

"Nach der Fed-Entscheidung ist die Luft raus", beschrieb ein Händler die Stimmungslage am Parkett. Im asiatischen Handel gehe die Tendenz zu Gewinnmitnahmen. An den europäischen Märkten rechnen Händler spätestens nach dem großen Verfall an der Optionsbörse Eurex im Tagesverlauf ebenfalls mit Verkäufen. Im US-Handel gaben die Indizes am Vorabend nach.

Unter Druck könnten die Aktien von Adidas und RWE geraten. Der Sportartikelhersteller kündigte am Vorabend nachbörslich an, die Jahresziele nicht erreichen zu können. RWE teilte ebenfalls nach Börsenschluss mit, die Dividende für das laufende Jahr kürzen zu wollen. Beide Papiere gaben im nachbörslichen Handel deutlich nach. "Das passt zur Stimmung heute und fügt sich in das eher negative Bild ein", befindet ein Händler.

Obwohl die Dividendenkürzung bei RWE die Märkte nicht überraschend trifft, dürfte sie den Aktienkurs doch noch einmal belasten. "Am Markt hat man nach Medienberichten über niedrigere Ausschüttungen sicher schon etwas eingepreist, aber vermutlich nicht in dieser Höhe und nicht so früh, sondern erst für 2014", sagte ein Händler. Der Analystenkonsens für 2013 für die Dividende belaufe sich auf 1,85 Euro je Aktie und für 2014 auf 1,40 Euro. Somit liege die Dividende für 2013 um 0,85 Euro unter dem Analystenkonsens. "Viele Häuser rechnen in diesem Jahr noch mit einer Dividende von 2 Euro", sagte der Händler.

Die Experten von Independent Research beispielsweise hat jüngst die Prognose für die Dividende 2014 auf 1,50 Euro gesenkt, für dieses Jahr jedoch noch 2 Euro prognostiziert. Die RWE-Aktie hat nach der Mitteilung von RWE im Frankfurter Spezialistenhandel bei rund 9000 gehandelten Aktien um gut 3 Prozent nachgegeben.

Vor der Neuaufnahme in den MDax rechneten Beobachter mit steigenden Kursen bei den Index-Aufsteigern Osram und Evonik. Osram-Aktien markierten am Vortag bei 34,20 Euro einen neuen Höchstkurs. Evonik verpassten den Ausbruch über das August-Verlaufshoch von 28,93 Euro nur knapp. Ein Anstieg darüber ist laut Händlern zu erwarten und wäre ein neues Kaufsignal, das den Kurs zunächst knapp über die 30-Euro-Marke treiben könnte.

Bei den Aktien von RTL dürfte die jüngste Konsolidierung unter 75 Euro nach der Kursschwäche vom Vortag noch andauern. Knapp über 72 Euro kämen stets Käufer an den Markt, berichtet ein Händler, hier sei der Kurs gut unterstützt.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa

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