Alles dreht sich um die Fed Dax vertagt die Weihnachtsrally
17.12.2013, 17:45 Uhr
Noch wollen die Anleger von einer Weihnachtsrally nichts wissen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die ZEW-Daten hier, die Tapering-Debatte dprt: "Der Markt tritt auf der Stelle", sagt n-tv-Börsenexperte Frank Meyer am Mittag. Aus dem Handel geht der Leitindex dann auf Tagestief-Niveau. Das letzte Wort hat nun die Fed.
Der deutsche Aktienmarkt beschließt den Handel am Dienstag nahe seines Tagestiefs. Nach einem negativen Auftakt waren Dax und Co. zunächst auf Erholungskurs gegangen, ehe am Nachmittag mit der Eröffnung der Wall Street die negativen Vorzeichen zurückkamen. Übergeordnet ist die Unsicherheit über die geldpolitische Entscheidung der US-Notenbank am Mittwoch ursächlich für die hohe Nervosität an den Märkten. "Wir relativieren die Aufwärtsbewegung vom Wochenstart wieder", sagte ein Händler.
Der Dax ging 0,9 Prozent leichter und mit 9085 Zählern deutlich unter der 9100er Marke aus dem Handel. Das Tageshoch markierte er bei 9162 Stellen. Der MDax verabschiedete sich nahezu unverändert mit 16.074 Punkten in den Feierabend, der TecDax zog 0,5 Prozent auf 1128 Zähler an. Alles in allem "tritt der Markt aber auf der Stelle, nahdem er gestern gelaufen ist wie Bolle", sagte n-tv-Börsenexperte Frank Meyer.
ZEW rockt nicht genug
Das ZEW-Barometer für die Konjunkturerwartungen für Deutschland in den kommenden sechs Monaten ist im Dezember auf 62 Punkte gesprungen; den höchsten Stand seit April 2006. Die Prognose hatte bei 55 Punkten gelegen. "Das ist eine gute Nachricht für die deutsche Wirtschaft", sagte Analyst Andreas Scheuerle von der Dekabank. "Mit Sicherheit fällt auch der Ifo-Index besser aus als erwartet." Der Ifo-Geschäftsklimaindex steht am Mittwoch zur Veröffentlichung an.
Überrascht über den starken ZEW-Index äußerten sich Händler. "Da der Befragungszeitraum genau in die Dax-Korrektur fiel, hätte das Sentiment auch negativer gefärbt sein können", sagte ein Händler. Allerdings mache dies die Aussage des Index nicht bedeutsamer: "Der Markt weiß, dass er hauptsächlich auf die Erwartung von Finanzanalysten abzielt - wichtig sind aber momentan nur harte Konjunkturaussagen von Unternehmen". Diese zeigten sich aber eher im Ifo-Index oder in den Einkaufsmanager-Indizes (PMI): "Da die deutschen PMI gestern schon besser als erwartet ausgefallen sind, hat der Markt das eingepreist."
Alle Augen Richtung Fed
"Heute beginnt die Notenbanksitzung in den USA und damit das Top-Event der Woche", erklärte ein Händler einen möglichen Grund für den volatilen Handel. "Die Börse wird erst einmal das Ergebnis abwarten wollen", ergänzte er. Es ist die letzte Sitzung des Jahres und zugleich der letzte große Auftritt des scheidenden Fed-Chefs Ben Bernanke.

Fed-Chef Bernanke und seine designierte Nachfolgerin Yellen: Wann beginnt das Tapering?
(Foto: picture alliance / dpa)
"An der Börse wird darüber debattiert, ob das Anleihekaufprogramm nun im Dezember, Januar oder März zurückgefahren wird", sagte Vadim Zlotnikov, Fondsmanager bei AllianceBernstein. Für ihn sei das nicht der entscheidende Faktor. Vielmehr sei die Frage, wie die Unternehmen ihre Gewinne nach dem starken Aktienjahr 2013 im kommenden Jahr steigern werden.
Auto-Aktien im Blick
Die Kursausschläge im Dax waren Händlern zufolge von letzten Anpassungen zum Jahresende geprägt. Größter Dax-Gewinner: Infineon mit einem Plus von 1,2 Prozent. Schlusslicht: HeidelbergCement mit einem Minus von mehr als 2 Prozent.
Die aktuellen Neuzulassungszahlen des europäischen Automarkts bremsten die Autowerte ein: BMW und Daimler gaben 0,6 und 0,7 Prozent ab. Bei Daimler gab es noch die Meldung vom Einstieg beim Internet-Limousinenservice Blacklane. Das Start-up ist in 130 Städten und 45 Ländern vertreten. VW konnte sich mit einem Plus von 0,4 Prozent von der Konkurrenz verhältnismäßig deutlich abheben.
Nach zwei starken Monaten hat sich das Wachstum auf dem europäischen Automarkt im November wieder abgeschwächt: 0,9 Prozent Plus nach plus 4,7 Prozent im Oktober und 5,5 Prozent im September.
Von Aareal bis Tui
Im MDax profitierten Aareal Bank von einer Hochstufung durch Equinet auf "Accumulate". Die Aktien zogen daraufhin um 2,2 Prozent an.
Die überraschende Ankündigung einer Dividendenzahlung von 0,15 Euro für das Geschäftsjahr 2012/13 verlieh der Tui-Aktie keinen positiven Impuls. Im Handel zeigte man sich deswegen ein wenig verwundert, vermutet allerdings, dass sich die Anleger im Vorfeld der Bekanntgabe der Geschäftszahlen am Mittwoch zurückhalten. Eigentlich hatte Tui wegen des Umbaus erst für das Geschäftsjahr 2014/15 eine Dividende in Aussicht gestellt. Tui fielen 2,0 Prozent.
Kleinwerte taumeln
Die Musik spielte auch bei den Kleinwerten: Im SDax brachen die Titel von Patrizia Immobilien um 2,0 Prozent ein. Wegen Verzögerungen bei einem wichtigen Projekt hatte das Unternehmen sein Gewinnprognose für 2013 gesenkt. Das sei zwar auf den ersten Blick enttäuschend, schrieben die Analysten des Bankhauses Close Brothers Seydler. Das Projekt sei aber nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. An der grundsätzlichen Bewertung des Unternehmens ändere sich nichts.
Anleger verlieren Geduld mit KBA
Für die ebenfalls im SDax gelisteten Koenig & Bauer (KBA) ging es 5 Prozent abwärts. Der Druckmaschinenhersteller hat am Montagabend drastische Stellenkürzungen angekündigt. "Die Investoren verlieren bei KBA allmählich die Geduld", erklärte Analyst Eggert Kuls von Warburg Research. Die Aussage von Vorstandschef Claus Bolza-Schünemann, wonach der Druckmaschinenbauer spätestens 2016 wieder nachhaltig profitabel sein wolle, bedeute im Umkehrschluss, dass auch 2014 und 2015 Verluste erwartet würden. "Schon seit Jahren wird KBA von Problemen verfolgt. Da überwiegt im Moment einfach die Enttäuschung", fügte Kuls hinzu.
Dagegen präsentierten sich Evotec nach dem jüngsten Kurssturz von 30 Prozent wieder etwas gefestigt und legten rund 1,5 Prozent zu. Die Enttäuschung durch die jüngsten Quartalszahlen scheint also verdaut. Ebenfalls deutlich fester zeigten sich PSI und United Internet, die um rund 2 Prozent und 1,2 Prozent zulegten.
Zu Beginn der Woche hatte der deutsche Aktienmarkt nach zwei Verlustwochen in Folge wieder deutlich zugelegt. Für den Dax ging es bis zum Handelsschluss um 1,7 Prozent nach oben. Auch an der Wall Street und in Asien hatten die Kurse deutlich zugelegt.
Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa