WTI und Brent laufen auseinander Ölpreise fallen weiter
28.11.2013, 18:16 Uhr
Der libyische Öltanker Intisar (arabisch für Sieg) im Hafen von Tripolis.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Verkaufsdruck nach dem erneuten Anstieg der US-Ölreserven hält an. Der Ölmarkt ist zudem gekennzeichnet durch unterschiedliche Entwicklungen in den USA und Europa. Die in Europa wichtigste Rohölmarke Brent profitiert vom Chaos in Libyen.
Die Ölpreise haben an ihre Vortagesverluste angeknüpft und sind leicht gefallen. Händler erklärten den Verkaufsdruck nach wie vor mit dem erneuten Anstieg der US-Ölreserven vom Vortag. Ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent zur Lieferung im Januar kostete Nachmittag 111,10 US-Dollar. Das waren 50 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für amerikanisches Rohöl der Sorte WTI fiel um 13 Cent auf 92,22 Dollar.
Rohstoffexperten der Commerzbank verwiesen in einer Einschätzung auf die Preisdifferenz zwischen US-Öl und Brent-Öl, die sich in den vergangenen Tagen immer weiter ausgeweitet und erstmals seit Mitte März wieder 19 Dollar erreicht hatte. "Die Ausweitung der Preisdifferenz ist in erster Linie auf einen Rückgang des US-Ölpreises zurückzuführen", schreiben die Commerzbank-Experten. Die treibende Kraft seien hierbei Finanzanleger, "die auf den fahrenden Zug aufspringen und damit den Trend verstärken".
Nach wie vor sei der Ölmarkt gekennzeichnet durch unterschiedliche Entwicklungen in den USA und Europa: Der US-Ölpreis wird nach Einschätzung der Commerzbank durch eine immer höhere Fördermenge in den USA belastet. Das Angebot an Rohöl aus den USA bleibe unverändert hoch. Die US-Lagerbestände stiegen in der Vorwoche zum zehnten Mal in Folge - und dies auch noch stärker als vorausgesagt. Die Vorräte erreichten den höchsten Stand seit dem 21. Juni, die US-Ölproduktion den höchsten Stand seit 1989. In Europa sehe die Situation dagegen deutlich angespannter aus.
Gleichzeitig sind die Rohölimporte der USA im September weiter zurückgegangen, während die inländische Förderung erneut kräftig zulegte. Sie erreichte den höchsten Stand seit Januar 1989. Die Einfuhren fielen nach Angaben der Energy Information Administration (EIA) um 5,6 Prozent auf 7,91 Millionen Barrel pro Tag und damit auf das niedrigste Niveau seit 1996. In den USA sprang die Produktion um 18,4 Prozent auf 7,794 Millionen Barrel pro Tag.
Ölhandel mit Libyen bricht zusammen
Der Brent-Preis wird durch die anhaltenden Lieferausfälle in dem für den europäischen Markt wichtigen Förderland Libyen gestützt. Ein wichtiger Grund ist die sehr geringe Produktion Libyens, das einen guten Teil seiner Förderung an europäische Länder verkauft.
Erst vor wenigen Tagen hatte der größte deutsche Öl- und Gasförderer Wintershall mitgeteilt, dass aufgrund der Unruhen in Libyen in den dortigen Wintershall-Anlagen vorerst kein Erdöl mehr gefördert werden könne. "Durch die andauernde Blockade der Öl-Exportanlagen an der Küste hatte Wintershall die Onshore-Förderung bereits vor einigen Wochen einstellen müssen", sagte ein Sprecher der BASF-Tochter. Zuletzt waren Ölarbeiter in der östlichen Hafenstadt Benghasi in einen Streik getreten. Im Osten Libyens befindet sich ein Großteil der Ölanlagen des Landes.
Der Preis für Rohöl der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) fiel zuletzt ebenfalls zurück. Nach Berechnungen des Opec-Sekretariats vom Donnerstag kostete ein Barrel am Mittwoch im Durchschnitt 107,07 US-Dollar. Das waren 29 Cent weniger als am Dienstag. Die Opec berechnet ihren Korbpreis auf Basis der zwölf wichtigsten Sorten des Kartells.
Am Edelmetallmarkt notiert der Preis für Gold mit 1244,51 Dollar je Feinunze 6,20 Dollar über dem Vortagesniveau. Zur Wochenmitte hatten überwiegend gute Konjunkturdaten aus den USA das Edelmetall belastet, da Gold damit als Krisenwährung weiter an Attraktivität verliert.
Quelle: ntv.de, ddi/mmo/DJ/dpa/rts