Espirito Santo, Euro Kampf um die Marke von 1,36
11.07.2014, 16:30 Uhr
Wie an den Aktienmärkten finden auch am Devisenmarkt zum Wochenschluss die Investoren ihre Ruhe wieder. Der Euro kann sich etwas erholen. Aber das Problem "Portugal" ist noch nicht vom Tisch.
Der Euro hat sich am Freitag kurz von seinem Abgabedruck befreien können. Die Gemeinschaftswährung präsentierte sich im Hoch bei 1,3625 Dollar. Am frühen Abend lag sie aber mit 1,3598 Dollar deutlich darunter und auch unterhalb der 1,36er Marke.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zum Dollar auf 1,3595 festgesetzt. Ein Euro entsprach außerdem 137,75 Yen, 0,79410 britischen Pfund und 1,2143 Schweizer Franken. Am Donnerstag hatte der Referenzkurs noch bei 1,3604 Dollar gelegen.
Probleme bleiben
Abgesehen von den laufenden Debatten um die geldpolitischen Perspektiven in den USA und Europa wirkten sich die Sorgen um einen neuerlichen Ausbruch der Bankenkrise im Euroraum zunehmend als Belastungsfaktor aus. Auslöser der Unsicherheit war die Lage des portugiesischen Großkonzerns Espirito Santo International, Muttergesellschaft der größten Bank Portugals. Die Espirito Santo Financial musste die Rückzahlung kurzfristiger Schuldtitel verschieben. Damit wuchs die Sorge von Investoren, dass sie Geldmarktpapiere von Espirito Santo nur noch mit Verlusten losschlagen könnten.
Was in den vergangenen Tagen wie ein isoliertes Problem wirkte, entpuppte sich schnell als ansteckende Krankheit. Die dramatischen Kursverluste an der Börse in Lissabon bei gleichzeitig deutlich anziehenden Renditen portugiesischer Anleihen zogen nicht nur die Börsen in Europa nach unten, sondern erfassten später auch die Kurse an der Wall Street. Zu diesem unruhigen Gesamtbild gesellten sich noch schwache Industriedaten aus Frankreich und Italien sowie enttäuschende Konjunkturzahlen aus China und Japan.
Ein stabiles Signal sandte dagegen die Bank of England (BoE) aus: Die britischen Währungshüter haben den für das britische Pfund maßgeblichen Leitzins wie erwartet nicht verändert. Die Londoner Notenbank beließ den Schlüsselzins am Donnerstag auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent. Auch das seit längerem ruhende Anleihen-Kaufprogramm in Höhe von 375 Milliarden Pfund wird erwartungsgemäß nicht weiter aufgestockt.
Kommt die Zinswende?
Zuletzt hatte es widersprüchliche Hinweise auf den nächsten Zinsschritt der Briten gegeben. Während Zentralbankchef Mark Carney Spekulationen an den Finanzmärkten geschürt hatte, dass die Bank of England in nicht mehr allzu ferner Zukunft den Leitzins erhöhen könnte, hatten sein Vize Charlie Bean und andere Top-Zentralbanker zuletzt moderatere Töne angeschlagen.
Die BoE hält den Leitzins bereits seit mehr als fünf Jahren auf dem historisch niedrigen Niveau von 0,5 Prozent. Zwar wächst die Wirtschaft Großbritanniens inzwischen wieder kräftig, doch wirkt sich das bislang noch so gut wie nicht auf das Preisniveau aus.
Allerdings läuft der Immobilienmarkt vor allem in London, aber auch in anderen Großstädten des Landes allmählich heiß, was die Notenbanker mit Argwohn beobachten. Sollte Carney noch in diesem Jahr die Zinszügel anziehen, käme er wohl anderen großen Notenbanken wie der US-amerikanischen Federal Reserve (Fed) zuvor. Die Fed dürfte erst im kommenden Jahr ihre epochale Abkehr von den jahrelangen Niedrigzinsen einleiten. Die EZB ist von einem solchen Schritt noch weit entfernt. Sie hatte erst im Juni ihren Leitzins nochmals gesenkt.
Quelle: ntv.de, bad/mmo/DJ/dpa/rts