Marktberichte

Im Schatten des Truthahns Dax fingerbreit im Plus erwartet

Symbol eines Feiertags mit großer familiärer Bedeutung: In den USA zählt der Truthahnbraten zu Thanksgiving wie der Christbaum zu Weihnachten.

Symbol eines Feiertags mit großer familiärer Bedeutung: In den USA zählt der Truthahnbraten zu Thanksgiving wie der Christbaum zu Weihnachten.

(Foto: dpa)

Am deutschen Aktienmarkt bereiten sich Beobachter in Banken und Brokerhäusern auf einen vergleichsweise überschaubaren Handelstag vor. Feiertagsbedingt bleiben Impulse aus den USA zunächst aus. Dafür stehen in Deutschland Daten zum Arbeitsmarkt an.

Seltene Chance für Europa-orientierte Anleger: An Thanksgiving, dem wichtigsten Feiertag im Familienleben vieler US-Amerikaner, können sich Anlagestrategen nahezu ganz auf das Marktgeschehen in der Alten Welt konzentrieren.

Die üblichen Richtungsvorgaben und Einflüsse aus den USA sind nicht zu erwarten: An der New Yorker Wall Street findet am Tag vor dem Start ins Weihnachtsgeschäft ("Black Friday") kein Handel statt. Schon seit Tagen schrumpft der Umsatz dort spürbar. Am Freitag öffnen die US-Börsen nur für wenige Stunden - mit entsprechend geringer Beteiligung.

Vor diesem Hintergrund rechnen Banken und Broker für den Dax zur Eröffnung mit einem kaum veränderten Stand. Bei Lang & Schwarz sehen Analysten den Leitindex am Morgen aus der vorbörslichen Perspektive auf einem Eröffnungsstand von 9366,50 Punkten, was einem Plus von 0,2 Prozent entspricht.

Dringlichstes Thema auf Unternehmensebene ist die weitere Entwicklung bei ThyssenKrupp: Händler stellen sich eigenen Angaben zufolge auf eine unmittelbar bevorstehende Kapitalerhöhung ein. "Die Nachrichtenlage um einen Alabama-Verkauf wird immer konkreter, die Kapitalerhöhung dürfte gleich danach folgen", sagte ein Händler. Jüngsten Zeitungsberichten zufolge soll der Verkauf angeblich "schon durch" sein. "ThyssenKrupp muss dann mit der Erhöhung nächste Woche, spätestens aber übernächste Woche kommen", meinte ein anderer Händler. Ansonsten werde die Liquidität am Markt vor Weihnachten zu dünn. Angesichts des hohen "Short-Interests" in der Aktie könnte eine Erhöhung von unter 1 Milliarde Euro beim Aktienkapital für eine Kursrally sorgen. Der Zins in der Wertpapierleihe für ThyssenKrupp sei der zweithöchste aller Dax-Werte gleich nach K+S, hieß es.

Positiv für Eon werten Händler Presseberichte über einen möglichen Verkauf der italienischen Tochter. "Wenn das wie berichtet zwei Milliarden Euro in die Kasse spült, ist das gut", sagte ein Marktteilnehmer. Das Geschäft gehöre nicht zu den renditestärksten, daher könne leicht darauf verzichtet werden. Wie das "Handelsblatt" berichtet prüft Eon derzeit eine Verkaufslösung. Ein anderer Händler sah die Nachricht vor allem als Stütze für die Börsenstimmung: "Egal was dabei rauskommt, die Versorger lechzen als absolute Nachzügler in dieser Rally nach guten Nachrichten". Schon kleine Hoffnungsfunken könnten daher für steigende Kurse sorgen.

Am Vorabend hatte der deutsche Leitindex angesichts der Einigung von Union und SPD auf einen Koalitionsvertrag seinen Höhenflulg wieder aufgenommen und war mit einem Schlussrekord von 9351,13 Punkten und einem Plus von 0,7 Prozent sehr freundlich aus dem Handel gegangen.

An der Wall Street hatten sowohl Dow-Jones-Index als auch S&P500 zur Wochenmitte kaum mehr zugelegt. Sie beendeten den Handel mit Kursgewinnen von 0,2 Prozent beziehungsweise 0,3 Prozent. Der Nasdaq-Composite hatte sein Plus auf 0,7 von zuvor 0,5 Prozent ausgeweitet.

Die Vorgaben aus Asien stimmen dagegen freundlich: In Tokio schloss der Nikkei-Index mit einem Plus von 1,8 Prozent auf 15.727 Punkte und damit so hoch wie seit fast sechs Jahren nicht mehr. In Shanghai liegt der SSE-Composite kurz vor Schluss gut 1,0 Prozent höher.

"Eine gewisse Gefahr"

Der Ausblick auf das Handelsgeschehen an den übrigen europäischen Börsenplätzen außerhalb Deutschlands deutet auf stabile bis positive Auftaktkurse hin. "Es sieht alles danach aus, also könne der Markt weiter steigen", meinte ein Beobachter zuversichtlich. Die Vorgaben aus Asien seien stützend, vor allem aus Japan und China. Der Nikkei-Index profitiere unverändert vom schwachen Yen, und in China sorgten die im Oktober um 15 Prozent gestiegenen Unternehmensgewinne im Industriesektor für Aktienkäufe.

Allerdings stelle das Fehlen der Marktakteure in den USA "eine gewisse Gefahr dar", meinte ein Händler. Es sei nicht auszuschließen, dass Anleger vor dem Wochen- und Monatsende Gewinne realisieren. Immerhin sei der Dax seit Monatsbeginn um fast 500 Punkte oder 5,5 Prozent gestiegen.

Am Vortag habe der erfolgreiche Abschluss der Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD nach Einschätzung von Beobachtern Europas Börsen insgesamt gestützt und den Dax auf sein neues Allzeithoch getrieben. Händler sehen nun weiteres Aufwärtspotenzial an den Börsen, insbesondere da das Thanksgiving-Fest typischerweise den Auftakt zur Jahresendrally bildet.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts

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