Marktberichte

Chevron, AT&T und ISM-Index US-Börsen vorsichtig erwartet

Das Ohr immer dicht am Markt: Im Handelssaal der New Yorker Börse filtern Händler Kaufsignale aus dem großen Rauschen.

Das Ohr immer dicht am Markt: Im Handelssaal der New Yorker Börse filtern Händler Kaufsignale aus dem großen Rauschen.

(Foto: AP)

Am Tag nach Halloween erhoffen sich Experten neue Impulse für den Aktienmarkt: Zahlen stehen unter anderem von Ölmulti Chevron an. Übernahmespekulationen rücken im Telekommunikationssektor AT&T in den Vordergrund.

An der New Yorker Wall Street stellen sich Beobachter in Banken und Brokerhäusern auf einen durchwachsenen Auftakt ein: Nach den Kursverlusten des Vorabends dürfte die Masse der Anleger zunächst abwarten, in welche Richtung sich der Gesamtmarkt zum Monatswechsel bewegen wird.

Wichtigster Punkt auf der Konjunkturagenda des Tages ist die Veröffentlichung des ISM-Index zu den Aussichten für die US-Industrie im November. Das Stimmungsbarometer, das auf einer Befragung von Führungskräften aus dem zentralen Vorstandsressort Einkauf basiert, wird gegen 15.00 Uhr (MEZ) erwartet. Nach dem PMI-Index aus dem Großraum Chicago und den jüngsten Konjunktursignalen aus China messen Beobachter den Daten aus der US-Industrie besondere Bedeutung bei: Eine positive Überraschung könnte den Börsen vor dem Wochenende neuen Schwung verschaffen.

"Händler dürften in den Zahlen erneut nach Hinweisen suchen, die auf den Zeitpunkt einer Reduzierung der Anleihekäufe durch die Fed hinweisen", erklärten die Analysten von Monex Capital Markets ein einem kurzfristigen Marktausblick. Zudem dürfte der Präsident der Fed in St. Luis, James Bullard, in seiner Rede die Geldpolitik der US-Notenbank kommentieren und damit für Bewegung an den Märkten sorgen.

Auf Unternehmensebene warten Analysten auf weitere Zahlen aus der laufenden Berichtssaison. Angemeldet hat sich für Freitag unter anderem der Rohstoffkonzern Chevron. Der Ölmulti wird seine Bücher den bisherigen Planungen zufolge eine gute Stunde vor Handelsstart öffnen.

Vodafone und First Solar

Viel Aufmerksamkeit werden Anleger wohl auch den Aktien von AT&T widmen müssen: Der US-Telekommunikationskonzern arbeitet intern offensichtlich schon an den Vorbereitungen einer Übernahme des britischen Wettbewerbers Vodafone im kommenden Jahr. Das zumindest berichtete der Sender "Bloomberg News" und berief sich dabei auf mit dem Vorgang vertraute Personen. Formelle Verhandlungen habe es zwar noch nicht gegeben, doch habe AT&T die Überlegungen vertieft, welche Teile von Vodafone nach einer möglichen Übernahme behalten würden und wer als Käufer für die restlichen in Frage käme.

Daneben dürften auch die Aktien von First Solar im Vordergrund stehen: Der US-Solarkonzern hatte am Vorabend nach Börsenschluss überraschend starke Zahlen für das dritte Quartal vorgelegt und zudem einen optimistischen Gewinnausblick abgegeben. In den drei Monaten steigerte First Solar den Umsatz um gut die Hälfte auf 1,27 Milliarden US-Dollar. Der Gewinn kletterte um mehr als das Doppelte auf 195 Millionen oder 1,94 Dollar je Aktie. Analysten hatten lediglich mit Erlösen von 989 Millionen und einem Ergebnis von 0,99 Dollar gerechnet. Die Bruttomarge zog auf 28,8 von 28,4 Prozent an. Angetrieben wurde das Geschäft von Projektverkäufen in Kanada sowie guten Erlösen im kalifornischen Solarwerk. Auf nasdaq.com notieren die Aktien im vorbörslichen Handel mit 8 Prozent im Plus.

Am Vorabend hatten die US-Börsen nach einer zögerlichen Berg- und Talfahrt erneut Verluste verbucht: Der Dow-Jones-Index der Standardwerte büßte 0,5 Prozent auf 15.545 Punkte ein. Der breiter gefasste S&P-500 gab 0,4 Prozent auf 1756 Zähler nach. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq sank 0,3 Prozent auf 3919 Stellen. Im Monatsvergleich kletterte der Dow 2,8 Prozent, der S&P 4,5 Prozent und die Nasdaq 3,9 Prozent.

Dominierendes Thema am Markt bleiben die anstehenden Umbrüche in der geldpolitischen Großwetterlage: Viele Händler zeigten sich am Tag nach dem Fed-Entscheid verunsichert über den weiteren Kurs der US-Notenbank.

Die Währungshüter wollen zunächst an ihren umfangreichen Anleihekäufen festhalten und verwiesen auf schwache Konjunktursignale - auch wegen der Folgen des jüngsten Haushalts-Streits. Die Geschäftsaktivität im Mittleren Westen fiel jedoch unerwartet stark aus, wie der Chicagoer Einkaufsmanagerindex signalisierte. Einige Händler werteten dies als Hinweis darauf, das die Fed ihr Konjunkturprogramm möglicherweise doch etwas früher als erwartet zurückfahren kann.

Nicht "furchtbar schlimm"

Fed-Chef Ben Bernanke hatte nach der Zinssitzung erklärt, die US-Arbeitslosenquote sei noch immer zu hoch und die Erholung am Häusermarkt habe an Schwung verloren. Auch die Nachwehen des vertagten Etatstreits bereiten ihm noch Kopfzerbrechen.

Offenbar teilen nicht alle US-Währungshüter diese Bedenken: Vor dem Wochenende trat ein Führungsmitglied der US-Notenbank Fed den Sorgen vor gravierenden Folgen des Haushaltsstreits für die Wirtschaft entgegen. Die kurzfristigen Konsequenzen seien nicht "furchtbar schlimm", sagte der Chef der Federal Reserve von Philadelphia, Charles Plosser, dem TV-Sender CNBC.

Die Auswirkungen seien vielmehr "gering und vorübergehend". Ökonomen hatten gewarnt, der wochenlange Etatnotstand im Oktober un die damit verbundene Schließung zahlreicher Behörden werde die Wirtschaftsleistung im letzten Quartal um bis zu einen halben Prozentpunkt schmälern.

Die Fed hatte auch mit Blick auf den politischen Streit in Washington ihre Konjunkturhilfen im Volumen von monatlich 85 Milliarden Dollar beibehalten. Plosser warnte, die Geldpolitik dürfe sich nicht von der Haushaltspolitik abhängig machen.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts

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